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STIKO

Baldige Entscheidung zu Corona-Impfung bei Kindern erwartet

Von der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird es wohl keine generelle Impfempfehlung für Kinder zum Schutz vor Covid-19 geben. Das sagte der STIKO-Vorsitzende Professor Dr. Thomas Mertens am Freitag im ZDF-Morgenmagazin. Eine Veröffentlichung wird in den kommenden Tagen erwartet.
Christina Hohmann-Jeddi
dpa
04.06.2021  13:20 Uhr

»Es ist keine generelle Empfehlung der STIKO für alle gesunden Kinder zu erwarten«, so Mertens heute im ZDF-Morgenmagazin. Hierfür  reichten die vorliegenden Daten bei Weitem nicht aus. Die Experten haben demnach viele verfügbare Daten aus Studien zusammengetragen. »Es sind alle Ergebnisse so, dass man sicher daraus keine Argumentation für eine generelle Impfung aller gesunden Kinder ableiten kann.« In den nächsten Tagen will die STIKO ihre Empfehlung offiziell bekannt geben. Einen Beschlussentwurf hierzu habe sie bereits an Länder und Fachgesellschaften geschickt. In einem sogenannten Stellungnahmeverfahren können die Adressaten nun noch Anmerkungen und Einsprüche einbringen, bevor die Empfehlung mit wissenschaftlicher Begründungveröffentlicht werden.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte Mertens um Verständnis für die zögerliche Haltung bei Kinderimpfungen geworben. In der Debatte seien viele Argumente »leichthin genannt worden, die einer Nachprüfung nicht standhalten«, kritisierte Mertens. So sei es zum Beispiel »nicht besonders sinnvoll«, das Thema Schule mit der Impfdebatte zu verknüpfen. »Die STIKO – und ich glaube auch viele andere vernünftige Leute – halten diese sprachliche Verbindung von Impfung als Voraussetzung für das normale Leben der Kinder für einen Irrweg.«

Beim NDR-Podcast »Coronavirus Update« vom 1. Juni hatte Mertens die Datenlage genauer vorgestellt und betont, dass für die STIKO im Vordergrund stehe, »dass die Empfehlung wirklich den besten Gesundheitsinteressen der Kinder dient«. Der wissenschaftlichen Evidenz zufolge spreche wenig für eine Impfung von Kindern: Die Gefahren einer Covid-19-Erkrankung für Kinder seien gering.

Covid-19-Gefahr für Kinder gering

In Deutschland seien etwa 188.000 Infektionen bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 erfasst worden. Von diesen mussten etwa 1 Prozent, also 1800 Kinder, hospitalisiert werden, und von diesen benötigten 18 eine intensiv-medizinische Behandlung. »Es hat zwei Todesfälle gegeben«, sagte Mertens. Beide betrafen Kinder, die schon in palliativer Situation waren. Zu einem möglichen Long-Covid bei Kindern sei die Datenlage schlecht. 

Ein mögliches infektionsassoziiertes Risiko ist das multisystemische Entzündungssyndrom (PIMS), das bei Kindern mehrere Wochen nach Infektion auftreten kann. Dies tritt Schätzungen zufolge bei etwa 1 von 1000 bis 1 von 5000 Kindern auf. Wie Mertens berichtete, seien in Deutschland in der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen 390 PIMS-Fälle gemeldet worden, 131 Kinder wurden hospitalisiert, zum Teil aber auch als Vorsichtsmaßnahme. Die Hälfte der Betroffenen hatte bereits eine Grunderkrankung.

Einen Todesfall aufgrund von PIMS gab es laut Mertens in Deutschland nicht. Das Risiko für PIMS sei gering und die Prognose gut. Daher stelle PIMS »nicht die klare Indikation für die Impfung aller gesunden Kinder« dar, so der STIKO-Vorsitzende. Es werde aber sicherlich eine Empfehlung geben, Kinder mit definierten Vorerkrankungen zu impfen. »Daran kann eigentlich kein vernünftiger Zweifel bestehen.«

Freiwillige Impfung soll möglich sein

Zudem bedeute eine fehlende Impfempfehlung für alle Kinder nicht, dass besorgte Eltern ihr Kind nicht impfen lassen können oder dies selbst zahlen müssten. Bei anderen Impfungen hänge die Erstattung durch die Kassen tatsächlich von einer STIKO-Empfehlung ab. »Bei Covid-19 ist das jetzt nicht der Fall, weil das ja völlig außer der Reihe läuft«, sagte Mertens. Jetzt, da der erste Corona-Impfstoff eine Zulassung ab 12 Jahren hat, kann er in dieser Altersgruppe auch eingesetzt werden.

Zur Nutzen-Risiko-Abwägung zählen auch mögliche Risiken durch die Impfung. Diese seien bei Kindern zwischen 12 und 17 noch nicht gut untersucht, machte Mertens deutlich. Die Zulassungsstudie habe 1100 Personen für etwa zwei Monate untersucht, wodurch seltene Komplikationen nicht entdeckt werden können. Falls eine solche Komplikation wie Thrombosen in Kombination mit Blutplättchenmangel (TTS), die nach Gabe von vektorbasierten Corona-Impfstoffen wie Vaxzevria® aufgetreten sind, Narkolepsie nach dem Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix® oder jetzt mögliche Myokarditisfälle nach Comirnaty® von Biontech/Pfizer, hinzukäme, dann erreiche man schnell die Situation, in der die potenziellen Risiken den Nutzen einer Impfung in dieser Altersgruppe überstiegen.

Auch die Reaktogenität des nun zugelassenen mRNA-Impfstoffs Comirnaty sei in dieser Altersgruppe sehr hoch. Mertens warb um Verständnis, dass es ausgesprochen wichtig sei, sich die Zahlen sehr genau anzuschauen, »bevor man da zu einer generellen Impfempfehlung für alle Kinder kommt«.

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