BA.2 ansteckender und wohl pathogener als BA.1 |
Christina Hohmann-Jeddi |
18.02.2022 16:32 Uhr |
Es untersuchte in Neutralisationsexperimenten auch die Fähigkeit der Untervarianten zur Immunflucht. Wie die Forschenden berichten, waren beide Unterformen hochresistent gegen Seren von Geimpften (Spikevax® oder Vaxzevria®) sowie gegen Seren von Genesenen, die zuvor eine Alpha- oder Delta-Infektion durchgemacht hatten.
Mit Blick auf die Immunflucht scheinen sich die Varianten nicht stark zu unterscheiden. Das zeigt auch eine Untersuchung von Forschern um Jingyou Yu vom Beth Israel Deaconess Center in Boston, USA, die auf dem Preprint-Server »MedRxiv« erschienen ist. Diese Autoren folgern, dass der Anstieg des BA.2-Anteils eher auf eine erhöhte Übertragbarkeit als auf eine verstärkte Immunflucht im Vergleich zu BA.1 zurückgeht.
Die japanische Arbeitsgruppe um Sato hat zudem in Neutralisationstests festgestellt, dass BA.2 in gewissem Ausmaß auch einer gegen BA.1 gerichteten Immunantwort ausweichen kann. Daher sollte die Unterform einen eigenen griechischen Buchstaben erhalten und als eigenständige besorgniserregende Variante geführt werden, schreiben die Forscher.
Zellkulturuntersuchungen zeigten zudem, dass BA.2 in menschlichen Epithelzellen der Nase stärker repliziert als BA.1 und auch verstärkt Synzytien bilden kann, also Einzelzellen verschmelzen lässt. Das Team um Sato untersuchte auch die Auswirkungen von BA.2- beziehungsweise BA.1-Infektionen auf Hamster im Vergleich zu einer älteren Corona-Virusvariante (B.1.1). Während die BA.1-infizierten Tiere keine oder nur milde Erkrankungen entwickelten, zeigten die BA.2-infizierten Tiere ähnlich starke Krankheitszeichen in Form von Gewichtsverlust und Sauerstoffmangel wie die Hamster mit der ursprünglichen Virusvariante B.1.1. »Diese Daten lassen vermuten, dass BA.2 pathogener ist als BA.1«, so das Fazit der Forscher.
Das zeigte sich auch in den Lungen der Tiere: Hamster, die mit BA.2 infiziert waren, hatten stärkere Schäden in der Lunge als Tiere mit BA.1-Infektion. Die Unterform BA.2 scheine sich rascher und effizienter im Lungengewebe auszubreiten als BA.1, heißt es in der Publikation. Dabei handelt es sich um erste Ergebnisse aus einem Tiermodell. Ob sich die Pathogenität von BA.1. und BA.2 beim Menschen unterscheiden, ist noch unklar.
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