AVWL-Apotheker beschweren sich bei Lauterbach |
Schon ab Januar könnten die Apotheker pro Rx-Packung 2 Euro an die Krankenkassen abführen müssen. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe beschwert sich darüber bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). / Foto: PantherMedia / Christian Feldhaar
Vorgesehen ist, dass das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz am 20. Oktober in 2. und 3. Lesung vom Bundestag besprochen und beschlossen wird. Anfang Januar könnte es möglicherweise in Kraft treten. Mit dem Vorhaben will die Bundesregierung die von der Coronavirus-Pandemie belasteten Krankenkassen entlasten. Das Gesetz enthält zahlreiche Sparmaßnahmen im Pharma-Bereich, aber auch Ärzte und Apotheker müssen Honorar-Kürzungen hinnehmen. Die Apotheker sollen in den kommenden beiden Jahren pro Rx-Packung einen auf 2 Euro erhöhten Kassenabschlag an die Kassen entrichten.
In der Apothekerschaft stößt dieses Vorhaben auf Unverständnis. In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) schreiben die Mitglieder des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, dass man mit höheren Folgekosten im Gesundheitswesen rechnen müsse, wenn die Apotheken aufgrund wirtschaftlicher Probleme ihre Leistungen nicht mehr erbringen können. »Umso unverständlicher ist es, dass Sie mit dem Entwurf eines GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes die Axt an diesen tragenden Pfeiler der Versorgung legen«, heißt es in dem Brief, der der PZ vorliegt. Laut dem Verband haben sich rund 2000 Inhaberinnen und Inhaber sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligt. Die Briefe würden nun gebündelt ans Ministerium gesendet.
Die AVWL-Apotheker erinnern den Minister daran, dass schon seit neun Jahren keinerlei Vergütungsanpassung erfolgt ist. »Bei steigenden Sach-, Personal- und Energiekosten ist die Vergütung der Apotheken daher real deutlich gesunken. In dieser Ausgangslage werden die aktuell explodierenden Kosten auf dem Energiemarkt sowie die hohe Inflation viele Apotheken finanziell überfordern. Dies wird zu weiteren Apothekenschließungen und einer Verschlechterung in der flächendeckenden Versorgung der Patienten führen«, warnen die Apotheker. Lauterbach grabe den Apotheken und damit der sicheren Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung »die letzten Fundamentreste« ab, heißt es weiter.
Die Pharmazeuten fügen hinzu, dass nur etwa 1,9 Prozent der GKV-Gesamtausgaben auf die Apotheken entfallen. »Und dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken (2005: 2,8 Prozent). Dennoch haben die Apotheken in diesem Jahr einer deutlichen Erhöhung der Tariflöhne zugestimmt – um 200 bis 225 Euro monatlich«, heißt es weiter. Vor diesem Hintergrund werde es schwieriger, Fachkräfte für die Apotheke zu begeistern bzw. als selbstständiger Inhaber Verantwortung zu übernehmen. »Sie schneiden der Apotheke auch ganz generell die Zukunft ab, denn diese wird die Apotheken – u.a. auf dem Gebiet der Digitalisierung – vor große Herausforderungen stellen«, heißt es im Brief.
Auch die während der Pandemie in den Apotheken erwirtschafteten Sondereinnahmen dürften laut AVWL nicht als Argument für Einsparungen angeführt werden. »Denn hier handelt es sich um Einmaleffekte, die das Apothekennetz nicht auf Dauer tragen und die auch nicht allen Apotheken gleichermaßen zugutegekommen sind.« Deswegen fordern die Apotheker den Minister dazu auf, die Versorgung nicht zu gefährden und den Passus zum Kassenabschlag ersatzlos zu streichen.
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