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Rheumatoide Arthritis

Rituximab macht Boden gut

20.12.2011  16:05 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Derzeit kommt Rituximab erst dann bei Rheumatoider Arthritis (RA) zum Einsatz, wenn andere Therapiestrategien versagt haben. Dass der monoklonale Antikörper mehr Potenzial hat, legen Studien nahe, die auf dem amerikanischen Rheumatologen-Kongress vorgestellt wurden.

Zurzeit ist Rituximab (MabThera®) in Kombination mit Methotrexat für die Therapie von Patienten mit schwerer, aktiver RA zugelassen, die auf andere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) oder Tumornekrosefaktor-alfa-Hemmer (TNF-α-Hemmer) nur mäßig angesprochen oder nicht vertragen haben.

TNF-α-Blocker wie Infliximab, Etanercept oder Certulizumab bringen bei rund 40 Prozent der Patienten eine etwa 70-prozentige Besserung der Beschwerden, bei anderen Patienten bleiben sie ohne Effekt. Ist das der Fall, wird in der Praxis derzeit das sogenannte »TNF-Cycling« praktiziert: Schlägt der erste TNF-α-Hemmer nicht an, kommt ein zweiter und dritter Vertreter dieser Substanzklasse zum Einsatz. Erste europäische Kohortenstudien wiesen bereits daraufhin, dass Rituximab einem weiteren TNF-α-Hemmer nach Versagen des ersten TNF-α-Hemmers überlegen sein könnte. Neue Daten, die auf der Jahrestagung des American College of Rheumatology in Chicago vorgestellt wurden, bestätigten nun Rituximabs Effektivität.

 

»Mit der noch laufenden multizentrischen SWITCH-RA-Studie liegen zum ersten Mal valide Daten zu diesem Sachverhalt aus einer prospektiven Beobachtungsstudie vor«, fasste Professor Dr. Christian Kneitz, Klinikum Südstadt Rostock, die Daten auf einer Pressekonferenz von Roche Pharma zusammen. Seit Beginn der Studie wurden in neun Ländern insgesamt 1082 Patienten in die Untersuchung eingeschlossen. Davon erhielten 592 Studienteilnehmer Rituximab und 490 Teilnehmer einen zweiten TNF-α-Hemmer. Die nun präsentierte Zwischenauswertung beruht auf den Daten von 660 Patienten, die seit mindestens sechs Monaten an der Studie teilnehmen. Danach setzt Rituximab die Krankheitsaktivität signifikant stärker herab als der zweite TNF-α-Hemmer.

 

Therapieprinzip wechseln

 

Eine mögliche Erklärung: Wird innerhalb einer Substanzklasse gewechselt, verliert das gleiche Therapieprinzip zunehmend an Schlagkraft. Rituximab ist dagegen ein monoklonaler Antikörper, der sich spezifisch gegen das CD20-Oberflächenantigen von B-Zellen richtet. Damit verfolgt er ein ganz anderes Therapieprinzip. Kneitz: »Durch den Wechsel des Therapieprinzips steigert sich die Ansprechrate, und die voranschreitende Gelenkdestruktion wird effektiver aufgehalten.«

Dabei hemmt Rituximab nicht nur die Krankheitsaktivität, sondern auch die radiologische Progression. Dies belegen aktuelle 5-Jahres-Daten der REFLEX-Studie. Ausgewertet wurden radiografische Daten von Patienten, die ab Studienbeginn mit Rituximab und Methotrexat behandelt worden, sowie von 79  Patienten, die zunächst Methotrexat plus Placebo erhielten und später auf die B-Zell-Therapie wechselten, erklärte Kneitz. Die Auswertung der Röntgenaufnahmen zeigt: Beide Therapiestrategien hielten die radiologische Progression auf, aber umso ausgeprägter, je früher Rituximab zum Einsatz kam.

 

Biomarker erlauben Prognose

 

Die B-Zell-Therapie mit Rituximab stellt die erste und bisher einzige Biomarker-basierte Therapie bei Rheuma-Patienten dar. Anhand bestimmter Biomarker kann bereits vor Therapiebeginn abgeschätzt werden, ob ein Ansprechen eines bestimmten Präparates zu erwarten ist oder nicht. »Besonders Rituximab hat diese Entwicklung vorangetrieben und nimmt derzeit eine Vorreiterrolle ein«, sagte Professor Dr. Hans-Peter Tony von der Universitätsklinik Würzburg.

 

Mittlerweile gilt es als erwiesen, dass seropositive Patienten in besonderem Maße von Therapie mit Rituximab profitieren. Seropositiv sind solche Patienten, bei denen sowohl Rheumafaktoren als auch spezifische Auto-Antikörper gegen zyklisch citrullinierte Peptide (Anti-CCP-AK) vorliegen. Ob es neben diesen etablierten Biomarkern weitere Prädiktoren für das Ansprechen einer B-Zell-Therapie nach Versagen eines TNF-α-Hemmers gibt, daran wird intensiv geforscht. Tony brachte neue Studienergebnisse vom Rheumatologen-Kongress mit. Danach konnten ein normales oder hohes Level an CD19+B-Zellen sowie höhere Zahlen von IgD-/CD27-B-Zellen als weitere Prädiktoren ausgemacht werden, die für ein höheres Ansprechen von Rituximab sprechen. Umgekehrt definieren ein negativer Status an Rheumafaktoren in Kombination mit niedrigen Zahlen an IgD-/CD27-B-Zellen oder allgemein niedrige CD19+-Zahlen eine »Low responder«-Gruppe. »Das bringt uns dem Konzept der personalisierten Biomarker ein gutes Stück näher«, so Tony. /

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