Wichtiges Signal |
15.12.2008 10:29 Uhr |
Es gibt diese Tage, da lehnt man sich ein Stück zurück. Am Dienstag ging mir es jedenfalls so. Als die ersten Nachrichten aus Luxemburg, dem Sitz des Europäischen Gerichtshofs, kamen, war ich zunächst abwartend. Und dann stellte sich heraus: Der Generalanwalt Yves Bot hat bestätigt, welche besondere Bedeutung die Unabhängigkeit der Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland und in anderen europäischen Ländern hat.
Die großen Profiteure dieser Erkenntnis sind aber nicht wir Apotheker. Profiteure sind unsere Patienten und Kunden, die deutschen und europäischen Verbraucher. Jahrelang hatte man der Öffentlichkeit, Medien, Politik, aber eben auch den Menschen weismachen wollen, eine sogenannte »Liberalisierung« des Apothekenmarktes werde für Vielfalt, für mehr Wettbewerb, für fallende Preise und überhaupt für eine bessere Versorgung sorgen. Argumente ohne jeden Beleg wurden ins Feld geführt, um die inhabergeführte, unabhängige Apotheke infrage zu stellen. Jüngster Höhepunkt war eine künstliche Debatte über eine angebliche Unterversorgung mit Apotheken. Das war absurd und wird es auch in Zukunft sein.
Yves Bot hat am Dienstag klargestellt, dass die persönliche Verantwortung und die frei- wie heilberufliche Unabhängigkeit fundamentale Eckpfeiler für die Versorgung mit Arzneimitteln sind. Und er hat ebenso deutlich gemacht, dass der deutsche Gesetzgeber das gute Recht hat, durch ein Fremd- und Mehrbesitzverbot das hohe Niveau der Arzneiversorgung sicherzustellen.
Natürlich freuen wir uns darüber, dass unsere Position anerkannt wird und es nun wahrscheinlicher wird, dass die hochwertige Arzneiversorgung Deutschlands nicht den Kapitalinteressen mächtiger Handelskonzerne geopfert wird. Genau werden wir das nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Sommer 2009 wissen. Aber es ist gut, dass neben der Bundesregierung viele andere EU-Staaten und deren Bürgerinnen und Bürger nun die Gewissheit haben können, dass es bei der Gesundheitsversorgung auch in Zukunft um mehr geht, als um Partikularinteressen.
Der Generalanwalt hat die Interessen der Patienten und Verbraucher zum Maßstab für seine Entscheidung gemacht. Das verdient Respekt. Wir Apotheker werden dieses Signal weiterhin nicht zum Anlass nehmen, uns zurückzulehnen, sondern das deutsche System der Arzneiversorgung im besten Sinne zukunftsfest zu machen. Zukunftsfest für die Verbraucher und Patienten, aber eben auch für den pharmazeutischen Nachwuchs. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein entspanntes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2009.
Heinz-Günter Wolf
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände