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Neue Indikation

Rivaroxaban bei Lungenembolie

04.12.2012  16:17 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe, Köln / Der orale Gerinnungshemmer Rivaroxaban (Xarelto®) erhielt im November seine vierte Indikation: die Zulassung zur Behandlung und Sekundärprophylaxe der Lungen­embolie. Verglichen mit den anderen oralen Antikoagulanzien zur Behandlung venöser Thromboembolien nimmt der Faktor-Xa- Inhibitor eine Sonderstellung ein. Als einziger Wirkstoff wurde er in einer Phase-III-Studie ausschließlich bei Patienten mit Lungenembolien untersucht.

»Die Behandlung der Lungenembolie gilt im klinischen Alltag als Nagelprobe für gerinnungshemmende Substanzen«, führte Professor Dr. Rupert Bauersachs, Direktor der Medizinischen Klinik IV (Angiologie) in Darmstadt, auf einer von Bayer ausgerichteten Pressekonferenz in die Thematik ein. Die Gründe dafür sind in Zahlen greifbar. So sind zwar die tiefe Venenthrombose und die Lungenembolie die Manifestation ein und derselben Erkrankung, nämlich der venösen Thromboembo­lien, doch in ihren Folgen unterscheiden sie sich erheblich. Während die Sterblichkeit nach einer tiefen Venenthrombose (TVT) bei etwa 2 Prozent liegt, beträgt sie nach einer Lungenembolie rund 15 Prozent.

Noch dramatischer wird die Situation, wenn Patienten mit einer venösen Thromboembolie an einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden. Laut Studien haben diese Patienten sowohl ein erhöhtes Risiko für tödliche Blutungen als auch für Lungenembolien. Für diese Klientel kommt die bisherige Standardtherapie schnell an ihre Grenzen, denn viele Heparine und Fondaparinux sind bei einer Kreatinin-Clearance kleiner als 30 ml/min kontraindiziert oder nur mit großer Vorsicht einzusetzen. Anders Rivaroxaban: »Der Faktor-Xa-Inhibitor hat ein günstiges Wechselwirkungsprofil, für seinen Einsatz sind wenige Gegenanzeigen zu beachten, und er erwies sich in der Zulassungsstudie auch bei niereninsuffizienten und älteren Patienten als wirksam und sicher«, sagte Bauersachs.

 

Der Angiologe stellte die Daten der zulassungsrelevanten EINSTEIN-PE-Studie vor. Es sei die größte jemals durchgeführte Studie, die sich dezidiert der Behandlung von Lungenembolien widmete. Darin erhielten 4833 Patienten mit akuter symptomatischer Lungenembolie randomisiert entweder den direkten Faktor-Xa-Inhibitor Rivaroxaban (zweimal 15 mg pro Tag für drei Wochen, danach einmal 20 mg pro Tag) oder Enoxaparin mindestens fünf Tage lang in Kombination mit einem Vitamin-K-Antagonisten (Warfarin oder Acenocoumarol). Die vorab definierte Behandlungsdauer betrug drei, sechs oder zwölf Monate, anschließend wurden die Patienten 30 Tage lang nachbeobachtet. Als primärer Wirksamkeitsendpunkt waren symptomatische rezidivierende venöse Thromboembolien definiert, zusammengesetzt aus tiefen Venenthrombosen sowie tödlichen und nicht tödlichen Lungenembolien.

 

»Mit 2,1 versus 1,8 Prozent war die Inzidenzrate des primären Wirksamkeitsendpunkts in beiden Studienarmen vergleichbar«, sagte Bauersachs. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant und somit die Nichtunterlegenheit von Rivaroxaban bewiesen. Vorteile ergaben sich jedoch hinsichtlich des primären Sicherheitsendpunkts, der aus schweren und nicht schweren klinisch relevanten Blutungen bestand. »Die Inzidenzrate für schwere Blutungen betrug unter dem direkten Faktor-Xa-Inhibitor lediglich 1,1 Prozent und war damit nur halb so hoch wie unter der Standardtherapie«, so Bauersachs. Zudem hätten Subgruppenanalysen gezeigt, dass die Wirksamkeit und Sicherheit unabhängig von der Patientencharakteristik und etwaigen Begleiterkrankungen waren. In diesem Zusammenhang verwies Bauersachs darauf, dass der Wirkstoff jedoch keine Zulassung bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom oder mit künstlichen Herzklappen hat.

 

Erstmals Alternative zur Standardtherapie

 

Eine Einschätzung für den Klinikalltag gab Professor Dr. Knut Kröger, Direktor der Klinik für Angiologie am Helios Klinikum in Krefeld. »Nach mehr als 50 Jahren gibt es mit Rivaroxaban erstmals eine wirkliche Alternative zur Standardtherapie«, kommentierte der Gefäßmediziner die Zulassungserweiterung. Der Arzneistoff habe das Potenzial, die Antikoagulation für Patienten in vielen Risikogruppen zu vereinfachen und die Dauer des Krankenhausaufenthalts zu verkürzen.

 

Denn im Gegensatz zu den Vitamin-K-Antagonisten benötige Rivaroxaban kein Gerinnungsmonitoring, habe keine relevanten Interaktionen mit Nahrungsmitteln und nur mit wenigen gängigen Arzneimitteln. »Rivaroxaban bietet damit die Chance, ein instabiles Konzept durch ein stabiles zu ersetzen«, so Kröger. Er knüpfe daran die Hoffnung, dass all dies die Akzeptanz der langfristigen Sekundärprophylaxe nach einer Lungenembolie erhöht. /

Aktuelle Indikationen

Rivaroxaban ist zugelassen

 

zur Prävention von venösen Thromboembolien (VTE) bei
erwachsenen Patienten nach elektiver Hüft- oder Kniegelenksersatzoperation

zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern und einem oder mehreren Risikofaktoren

zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) und Sekundärprophylaxe der rezidivierenden venösen Thromboembolien (VTE) nach akuter TVT

zur Behandlung und Sekundär­prophylaxe der Lungenembolien bei Erwachsenen

 

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