Anzag mit Geschäftsjahr zufrieden |
07.12.2010 17:09 Uhr |
Von Daniel Rücker, Frankfurt am Main / Der Pharmagroßhändler Andreae-Noris-Zahn AG (Anzag) ist mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr zufrieden. Dennoch wollte der Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Trümper bei der Präsentation der Bilanz nicht in Jubel ausbrechen, denn die Aussichten für 2011 sind deutlich bescheidener. Schuld daran ist das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG).
Das am 31. August abgelaufene Geschäftsjahr 2010 konnte der Großhändler mit einer Unsatzsteigerung um 7 Prozent auf rund 4,2 Milliarden Euro abschließen. Noch deutlicher fiel die Steigerung des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern aus. Es legte von 35 Millionen Euro im vergangenen auf 54,4 Millionen Euro in diesem Jahr zu.
Der Anstieg um rund 60 Prozent wird allerdings relativiert durch die eher bescheidene Umsatzrendite von 0,72 Prozent. Aber immerhin konnte die Anzag AG ihren Anteil am Gesamtmarkt ausbauen.
Auslandsgeschäft lief gut
Dabei hat das Auslandsgeschäft überproportional zum Anstieg beigetragen. Die zu Anzag gehörenden Großhandlungen Armila in Litauen, Oktal Pharma in Kroatien und Farmexpert legten insgesamt um 25 Prozent zu und erwirtschafteten mit 342,7 Millionen Euro gut 8 Prozent des Konzernumsatzes. Mit diesen Zahlen zeigte der Vorstandsvorsitzende sich sehr zufrieden. Angesichts der in Osteuropa besonders heftig wütenden Finanzkrise sei dies ein sehr gutes Ergebnis. Trümper: »Die Internationalisierungsstrategie der Anzag hat sich als wirtschaftlich richtig erwiesen. Wir haben mit relativ geringen Investments in Wachstumsmärkten wertvolle Marktpositionen gesichert.«
Trümpers Blick in die Zukunft fiel deutlich zurückhaltender aus. Für das Geschäftsjahr 2011 erwartet er zwar ein Umsatzwachstum auf rund 4,4 Milliarden Euro. Beim Ertrag rechnet er jedoch mit einem Minus. Als Hauptgrund dafür führt er das AMNOG an, mit dem die Bundesregierung dem Großhandel 200 Millionen Euro pro Jahr entziehen will. Bei einem Marktanteil von knapp 17 Prozent werde Anzag dabei mit etwa 30 Millionen Euro zur Kasse gebeten. Dies werde das Ergebnis belasten, sagte Trümper. Jedoch machte er gleichzeitig deutlich, dass die Großhandlungen die Belastung nicht selbst tragen wollen; bei einem Branchengewinn von 170 Millionen Euro sei dies unmöglich. In den nächsten Wochen will das Unternehmen die Konditionen mit den Apotheken neu verhandeln und die Belastung an die Apotheker weitergeben. Bei diesen Verhandlungen werde es nicht allein um die Einkaufskonditionen gehen, sondern auch um Lieferfrequenz und andere Services.
Schlechte Konditionen für Apotheken
Ob die Anzag AG ihre Pläne am Markt durchsetzen kann, wird sich zeigen. Trümper rechnet damit, dass alle Großhändler ihre Konditionen verschlechtern werden. Daran änderten auch die aktuellen Bemühungen der Wettbewerber um Anzag-Kunden nichts. Einige Großhandlungen versuchen derzeit, Anzag-Kunden zum Wechsel zu bewegen und führen dabei als Argument auch die Übernahme des Großhändlers durch den britischen Handelskonzern Alliance Boots ins Feld.
Der Anzag-Chef kann die Aufregung um die Übernahme nicht nachvollziehen: »Wir vom Vorstand der Anzag AG sehen diese Entwicklung auf jeden Fall positiv.« Anzag sei ein selbstständiges Unternehmen und werde es bleiben. Dies habe Alliance Boots angekündigt. Anzag werde weiterhin auf die selbstständigen Apotheker setzen. Die neue Muttergesellschaft beliefere in anderen Märkten 150 000 selbstständige Apotheken, die zum Teil in Kooperationen wie der Vivesco zusammengeschlossen seien. Konkretere Angaben zu der künftigen Konzernstrategie mochte Trümper nicht machen. Er verwies darauf, dass vor der Übernahme durch Alliance Boots noch die Zustimmung der europäischen Kartellbehörde stehe. Sie müsse noch ihr Plazet zum Kauf der Aktienpakete von den bisherigen Anzag-Miteignern Sanacorp, Celesio und Phoenix prüfen. Ob auch die Noweda ihre Anzag-Anteile verkaufen will, ließ Trümper offen.
Anzag-Philosophie soll bleiben
Ob und wo es Änderungen bei der Anzag geben wird, bleibt daher Spekulation. Im Auslandsgeschäft müssten sich Alliance Boots und Anzag in jedem Fall abstimmen. Nicht so wichtig sei es, ob Anzag den Namen in Zukunft behalte. Darüber sei noch nicht gesprochen worden. Er gehe aber davon aus, dass Anzag als Name erhalten bleibe. Wichtiger sei jedoch, dass die Firmenphilosophie Bestand habe. /