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Produktpiraterie

Schön falsch, echt gefährlich

01.12.2008  14:23 Uhr

Produktpiraterie

<typohead type="3">Schön falsch, echt gefährlich

Von Sven Siebenand, Frankfurt am Main

 

Ob Rolex, Tempo-Taschentücher oder Viagra: Gefälscht wird im Prinzip alles und das immer häufiger. Dies hat fatale Folgen für Verbraucher und Wirtschaft. Die Wanderausstellung »Schöner Schein. Dunkler Schatten.« soll die Besucher für das Thema Produkt- und Markenpiraterie sensibilisieren.

 

»Die Produktpiraterie ist das Krebsgeschwür der Globalisierung. Es handelt sich um eine weit fortgeschrittene Krankheit, die im Verborgenen wuchert und mit erschreckender Rasanz um sich greift«, sagte Dr. Rüdiger Stihl, Vorstandsvorsitzender des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM) anlässlich der Ausstellungseröffnung am Frankfurter Flughafen. Gefälscht werde heute alles, von der Pfandflasche über Arzneimittel bis hin zu Automobilen. Die Produktpiraterie sei nicht nur ein brisantes Thema für die Wirtschaft, sie berge auch Gefahren für die Gesundheit. Manchmal bestehe Lebensgefahr.

 

Pille gefälscht, Nebenwirkungen echt

 

Davon können sich Besucher auf der Empore der Skyline-Station im Terminal 2 am Frankfurter Airport noch bis zum 4. Januar 2009 selbst überzeugen. Neben acht Themenwänden, die das Problem mit seinen Ursachen und Konsequenzen erläutern, sind viele beeindruckende Exponate aus unterschiedlichen Branchen ausgestellt. Zu sehen sind zum Beispiel gefälschte Motorsägen, Bremsscheiben und Autofelgen. Leicht vorstellbar, dass ein Versagen der minderwertigen Plagiate schlimme Folgen haben kann. Auf den Punkt bringt es ein Kampagnen-Plakat mit dem Spruch »Die Bremsscheiben waren gefälscht. Echt sind nur die 13 Knochenbrüche.«

 

Ein weniger blutiger, dafür aber nicht minder risikoreicher Weg der Gefährdung geht von gefälschten Arzneimitteln aus. Das machte auch der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), Dr. Hans Rudolf Diefenbach, in seinen Grußworten deutlich. Er berichtete von Viagra-Plagiaten, die Borsäure enthielten, mit Straßenfarbe angemalt und mit Fußbodenwachs überzogen waren. Und: Mit diesem Müll machen skrupellose Geschäftemacher auch noch ein einträgliches Geschäft.

 

Fake-Viagra lukrativer als Cocain

 

Mittlerweile seien Arzneimittelfälschungen lukrativer als der Drogenhandel. Ein Kilogramm Viagra-Fälschungen bringt Diefenbach zufolge beispielsweise durchschnittlich 90.000 Euro, die gleiche Menge Cocain dagegen »nur« 65.000 Euro. Ein besonders beliebter Vertriebsweg für gefälschte Medikamente ist das Internet. Das Tückische daran: Für Verbraucher ist es fast unmöglich, seriöse von unseriösen Arzneimittel-Anbietern zu unterscheiden, so Diefenbach. Aus Verbraucherschutzgründen fordern die Apotheker deshalb, den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten wieder zu verbieten. Dieser Meinung sind mittlerweile auch viele andere, etwa Wirtschaftsminister Peer Steinbrück, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Bundeskriminalamt (BKA). Zahlen des Zolls stützen die Aussage des BKA, dass Arzneimittelkriminalität im Internet unüberschaubar und kaum kontrollierbar ist. 2006 fanden die Fahnder gefälschte Medikamente im Wert von 2,5 Millionen Euro, im Jahr 2007 waren es schon 8,3 Millionen Euro.

 

Fälscher im Reich der Mitte

 

Die WHO geht davon aus, dass 10 Prozent aller weltweit gehandelten Medikamenten Fälschungen sind. Besonders betroffen davon sind Menschen in Entwicklungsländern, die zum Beispiel an Malaria, Aids oder Tuberkulose leiden. Fälschungen kommen dort noch häufiger vor als in Europa. Mehr als zwei Drittel der Fälschungen stammen aus China. Aber auch die Türkei ist als Herkunftsland von Fake-Produkten Stihl zufolge nicht zu unterschätzen.

 

Der APM-Vorsitzende dankte der hessischen und rheinland-pfälzischen Apothekerkammer sowie dem HAV für die Unterstützung der Ausstellung. In beiden Bundesländern machen Apotheken durch Aushängen des Aktionsplakates auf die Wanderausstellung aufmerksam. Darüber hinaus halten sie Flugblätter bereit, die zum Thema Arzneimittelfälschungen informieren.

 

Ab März 2009 wird die Ausstellung dem APM zufolge in großen Einkaufscentern zu Gast sein. Insgesamt wollen sich bundesweit rund 30 Center an der Aktion beteiligen. Den Anfang macht das Einkaufscenter Perlach in München vom 3. bis 14. März 2009.

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