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Forschende Arzneimittelhersteller

Der frische Wind des Wettbewerbs

03.12.2007  11:56 Uhr

Forschende Arzneimittelhersteller

<typohead type="3">Der frische Wind des Wettbewerbs

Von Uta Grossmann, Berlin

 

Er will sich für Innovationen stark machen und eine Lanze für den Pharmastandort Deutschland brechen: Dr. Wolfgang Plischke wurde vergangene Woche in Berlin zum neuen Vorsitzenden des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) gewählt.

 

Der VFA vertritt 45 weltweit agierende Arzneimittelhersteller, die in Deutschland 95.000 Mitarbeiter beschäftigen und zwei Drittel des Umsatzes forschender Pharmaunternehmen erwirtschaften. Plischke weist auf die Innovationskraft der VFA-Mitglieder hin: Sie hätten 2006 fast zehn Prozent der Aufwendungen der deutschen Industrie für Forschung und Entwicklung geschultert, sagt er bei einem Pressegespräch vorige Woche in Berlin.

 

Der VFA ist einer von fünf Verbänden, in denen die deutschen Pharmaunternehmen organisiert sind, zwei von ihnen vertreten speziell Generika-Hersteller. Die Beziehungen zwischen den Produzenten von Nachahmer-Produkten und den forschenden Unternehmen sind traditionell nicht von großer Zuneigung geprägt. Die forschenden Arzneimittelhersteller verstehen sich als Speerspitze des medizinischen Fortschritts und verweisen auf hohe Entwicklungskosten, während Generika-Unternehmen die Originale kopieren, also sozusagen die Früchte ernten, die sie nicht gesät haben.

 

So erstaunt es kaum, dass Dr. Wolfgang Plischke als neu gewählter VFA-Vorsitzender und Bayer-Vorstand mit den Rabattverträgen, die vorwiegend zwischen Generika-Herstellern und Krankenkassen abgeschlossen wurden, nichts zu tun haben möchte. Natürlich formuliert er das nicht so. Er formuliert überhaupt äußerst vorsichtig, als wolle er bei den ersten Schritten auf dem Berliner Parkett kein Stolpern oder gar Ausrutschen riskieren.

 

Was er sagt, klingt ungefähr so: »Nachahmerprodukte dürfen nicht mit Innovationen gleichgesetzt werden. Ich bin nicht grundsätzlich gegen das Instrument Rabattverträge, aber ich fände es nicht klug, es auf patentgeschützte Arzneimittel anzuwenden.« Plischke hofft, dass Rabattverträge vor allem auf Generika beschränkt bleiben. Er versteht sie als wettbewerbliches Instrument und fordert deshalb die Anwendung des Kartell- und Wettbewerbsrechts, während die Allgemeinen Ortskrankenkassen als größter Rabattpartner auf Kassenseite die Sozialgerichte für zuständig halten. Plischke sieht das als Industrie-Lobbyist naturgemäß anders: In Rabattvertragsverhandlungen würden Kassen unternehmerisch tätig, also solle auch das Vergaberecht gelten.

 

Zu Sortimentsverträgen möchte er kein Statement abgeben. Einige Hersteller haben mit Ersatzkassen solche Verträge über ihr gesamtes verordnungsfähiges Sortiment abgeschlossen. Die AOK-Rabattverträge gelten für einzelne Wirkstoffe.

 

Inspirierendes Pharmageschäft

 

Plischke ist für zwei Jahre gewählt. Er folgt Dr. Dr. Andreas Barner nach. Der Vize-Vorstand von Boehringer Ingelheim hatte den VFA vier Jahre lang geführt. Den Verbandsvorsitz versteht der promovierte Biologe Plischke als eine interessante Herausforderung. Er möchte sich »für die Belange der gesamten forschenden Pharmaunternehmen« einsetzen. Das Pharmageschäft findet er »inspirierend«. Es sei doch eine »tolle Sache« ein Medikament zu entwickeln und es Menschen zur Verfügung zu stellen, denen damit geholfen werden könne.

 

Themen, für die er sich stark machen will, sind der Pharmastandort Deutschland, die Kosten-Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln und die Gesundheitspolitik, zu der der Verband insbesondere mit Blick auf die Bundestagswahl 2009 eine eigene Meinung vertreten soll. Die Pharmaindustrie soll nicht nur jammern, sondern den eigenen Standpunkt klar herausarbeiten und kommunizieren. Die Politik fordert er auf, der Pharmaindustrie mehr ordnungspolitischen Raum zur Entfaltung zu geben, damit der frische Wind des Wettbewerbs durch das Gesundheitssystem wehen darf.

 

Deutschland sei als drittgrößter Pharmamarkt der Welt von strategischer Bedeutung für die forschenden Arzneimittelhersteller. Die Pharmaindustrie schaffe Arbeitsplätze und investiere in die Forschung. Plischke kritisiert »fortlaufende Eingriffe in den Arzneimittelmarkt« durch die Gesundheitsreformen und warnt davor, die »schnelle Eintrittspforte für neue Medikamente« zu verschließen. Die Diskussion um eine vierte Hürde (Kosteneffektivität als zusätzliches Kriterium für die Erstattungsfähigkeit neuer Arzneimittel) nennt er ein »Spiel mit dem Feuer«. Der neue Vorsitzende betont immer wieder, wie wichtig ihm sachorientierte Diskussionen sind. Ob er die nötige Streitlust mitbringt, wird er noch zeigen müssen.

Beruflicher Werdegang

Der neue VFA-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Plischke gehört seit März 2006 dem Vorstand des börsennotierten Pharma- und Chemiekonzerns Bayer an. Er ist dort für Innovation, Technologie und Umwelt verantwortlich und betreut die Region Asien/Pazifik.

 

Plischke studierte an der Universität Hohenheim Biologie. Nach Abschluss seines Studiums begann er seine berufliche Karriere 1980 bei der Bayer-Tochtergesellschaft Miles Diagnostics. 1995 ernannte die Bayer AG ihn zum Geschäftsführer der Bayer Yakuhin Ltd. in Japan. Im Jahr 2000 wechselte er als Leiter des Geschäftsbereiches Pharma nach Nordamerika.

 

2002 übernahm Plischke die Leitung des Geschäftsbereiches Pharma der Bayer AG und verantwortete in dieser Position das weltweite Bayer-Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Der 56 Jahre alte gebürtige Stuttgarter ist verheiratet und hat zwei Söhne.

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