Mit Würmern gegen Asthma |
05.12.2005 17:05 Uhr |
Mit Würmern gegen Asthma
von Sven Siebenand, Berlin
In einer klinischen Studie ließen sich 50 freiwillige Probanden, die unter starken Allergien leiden, mit Hakenwürmern vom Typ Necator americanus infizieren. Das Team von Professor Dr. David I. Pritchard von der School of Pharmacy der Universität Nottingham untersucht derzeit, ob die Wurminfektion das Immunsystem der Studienteilnehmer stabilisiert und allergische Reaktionen unterdrücken kann.
Hintergrund der Studie sind Beobachtungen, die der britische Immunologe im Jahr 2001 im Fachmagazin »The Lancet« publiziert hat. In die damalige Studie wurden 12.876 Äthiopier einbezogen. Unter anderem wurden von ihnen Stuhlproben genommen und diese auf Hakenwürmer untersucht. Diejenigen, die mit Hakenwürmern infiziert waren, litten deutlich seltener an asthmatischen Beschwerden als diejenigen ohne die Mitbewohner im Darm. Der Unterschied war statistisch signifikant.
Eine mögliche Begründung wäre, dass Menschen mit weniger Kontakten zu bestimmten Allergenen und Mikroorganismen in der Kindheit bei späterer Exposition häufiger überreagieren und Allergien und Asthma entwickeln.
Neben Hakenwürmern wird auch Spulwürmern, bestimmten gramnegativen Bakterien und dem Tuberkuloseerreger ein Schutz gegen überschießende Immunreaktionen nachgesagt. So traten Spulwurminfektionen bei Kindern, die in der damaligen DDR aufwuchsen, öfter auf als bei Kindern aus der BRD, gleichzeitig waren aber Allergien bei den ostdeutschen Kindern seltener.
An der Charité Berlin werden im Team von Professor Dr. Eckhard Hamelmann ähnliche Untersuchungen durchgeführt. Hamelmann nimmt jedoch nicht lebende Organismen, sondern nur deren Antigene. In einer Studie erhalten 500 Hochrisikokinder kurz nach der Geburt endotoxinhaltige Tropfen zum Schutz vor Allergien.
Ergebnisse beider Studien wird es erst in einigen Jahren geben. Bis dahin bleibt die Abgabe von Würmern auf Rezept reine
Fiktion.