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Beinwellwurzel ist Diclofenac ebenbürtig

29.11.2005  14:32 Uhr

Beinwellwurzel ist Diclofenac ebenbürtig

von Claudia Frey, Eschborn

 

In einer klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass Beinwellwurzelextrakt bei der Behandlung von kleineren, stumpfen Verletzungen einer Therapie mit Diclofenac nicht unterlegen ist. In der Gesamtbetrachtung der Zielparameter schnitt der Beinwell-Extrakt sogar besser als Diclofenac ab.

 

An der einfach verblindeten randomisierten kontrollierten Studie (1) nahmen 164 Patienten mit akuter Sprunggelenks-Distorsion teil. Die Verletzung wurde entweder sieben Tage lang mit einer Salbe mit Beinwellwurzelextrakt (Kytta-Salbe f) oder Diclofenac-Gel (Voltaren Schmerzgel) behandelt. Primärer Endpunkt war die Schmerzreaktion gegenüber einem definiertem Druck auf die Verletzung. Sekundäre Endpunkte waren die Schwellung des Gelenks,  das individuelle Schmerzempfinden und die Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenks sowie die Beurteilung der Ärzte und Patienten.

 

Die Schmerzreaktion auf den Druck verminderte sich signifikant sowohl in der Gruppe mit Beinwellwurzelextrakt (minus 80,6 Prozent) als auch in der mit Diclofenac behandelten Gruppe (minus 74,7 Prozent). Auch in den sekundären Endpunkten zeigten beide Behandlungen  eine Wirksamkeit. Sowohl die Gelenksschwellung (Beinwellwurzelextrakt minus 79,5 Prozent versus Diclofenac minus 69,4 Prozent) als auch die bewegungsabhängigen Schmerzen nahmen signifikant ab (Beinwellwurzelextrakt minus 83,2 Prozent versus Diclofenac minus 72,4 Prozent). Ärzte und Patienten bewerteten beide Präparate als sehr gut wirksam, wobei sie den Beinwellwurzelextrakt noch positiver als das Diclofenac-Gel einschätzten (78 und 84 Prozent versus 61 und 71 Prozent).

 

Der Gemeine Beinwell (Symphytum officinale) ist eine zwischen 20 Zentimeter und 1,2 Meter hohe Pflanze, die auf feuchten, nährstoffreichen Uferstaudenfluren, Auen- und Bruchwäldern, in Gräben sowie auf Schuttplätzen, Wegrändern und auf nassen Wiesen gedeiht. Sie ist von Europa bis Westasien in der kollinen und montanen Stufe heimisch. Der aufrechte hohle Stängel ist behaart. Die daran sitzenden Laubblätter verjüngen sich nach unten hin zu geflügelten Blattstielen, deren Flügel jeweils bis zu dem nächsten Blatt herablaufen. Die Blätter sind ganzrandig und nach oben zugespitzt, breit-lanzettlich (schmal oval) geformt und, wie der Stängel, mit rauen Haaren besetzt. Die größte Breite liegt bei den Blättern dabei unterhalb der Mitte.

 

Die Anwendung von Beinwellwurzel zur topischen Behandlung von Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen wurde in der Aufbereitungsmonographie der Kommision E positiv bewertet. Der Wurzelextrakt wirkt analgetisch, antiinflammatorisch und antiexudativ. Der Wirkmechanismus ist noch unklar. Als wirksamkeitsrelevante Hauptbestandteile gelten unter anderem Allantoin, Schleimpolysaccharide, Rosmarinsäure und andere Hydroxyzimtsäurederivate.

 

 

Quelle: (1) Phytomedicine 12 (2005) 707-714

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