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Dabigatranetexilat-Antidot

Zulassungsstudie gestartet

19.11.2014  09:48 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe, Ingelheim am Rhein / Bei der Entwicklung eines Antidots zur Aufhebung der Wirkung neuer oraler Anti­koagulanzien (NOAK) hat Boehringer Ingelheim die Nase vorn. Mit dem Antikörper Idarucizumab startet weltweit die erste Phase-III-Studie. Das Antidot soll zukünftig die Optionen zur Aufhebung der Antikoagulation mit Dabigatranetexilat (Pradaxa®) erweitern und die Patientenversorgung verbessern.

Die offene, nicht placebokontrollierte Zulassungsstudie RE-VERSE AD® soll Aufschluss über das Potenzial des spezifischen Antidots geben und klären, wie die Behandlung von Pradaxa-Patienten durch eine Aufhebung der Dabigatran-induzierten Antikoagulation verbessert werden kann. An der Studie beteiligen sich Notaufnahmen in über 35 Ländern weltweit. 

 

Den Ärzten wird Idarucizumab als gebrauchsfertige Lösung zur Infusion bereitgestellt. Die ersten Studienzentren in Europa haben bereits mit der Studie begonnen. Erstes deutsches Studienzentrum ist das Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin, weitere Zentren und Länder folgen im Laufe des Jahres. »Das Antidot könnte für Patienten, bei denen die Aufhebung der Gerinnungshemmung erforderlich ist, eine zusätzliche Option zu den bereits verfügbaren ärztlichen Maßnahmen darstellen«, sagte Professor Dr. Harald Darius auf einer Veranstaltung von Boehringer Ingelheim.

 

Sofortiger Wirkeintritt

 

Der Chefarzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin und Leiter der Studie, stellte den Antikörper näher vor: »Idarucizumab ist ein voll humanisiertes Antikörperfragment, das im Vergleich zu Dabigatran eine 350-mal höhere Bindungsaffinität zu Thrombin hat«. Zudem interagiere der Antikörper mit keinem anderen Faktor in der Gerinnungskaskade und habe mit neun Stunden eine kurze Halbwertszeit. Die Wirkung trete bei intravenöser Applikation sofort ein.

 

Beschleunigte Zulassung

 

Darius informierte, dass die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA Idarucizumab im Juni den Status einer beschleunigten Zulassung zuerkannt habe. Die Rationale für diese Entscheidung bildete eine Phase-I-Studie an 145 gesunden Probanden. In der placecokontrollierten Studie erhielten die Teilnehmer zunächst an vier Tagen täglich 220 mg Dabigatran. Anschließend wurde ihnen Idarucizumab als fünfminütige Infusion in drei unterschiedlichen Dosierungen verabreicht (1 g, 2 g und 4 g). Der Antikörper bewirkte eine sofortige, vollständige und anhaltende Aufhebung der Dabigatran-induzierten Antikoagulation. Für die Dosierungen 2 g und 4 g hielt diese Wirkung über einen Zeitraum von mehr als zwölf Stunden nach Ende der Infusion an. In der Studie erwies sich das Antidot als gut verträglich und verursachte keine klinisch relevanten Nebenwirkungen. /

Blutungsmanagement im Notfall

Derzeit stehen zur Aufhebung der gerinnungshemmenden Wirkung von Dabigatranetexilat oder zum Blutungsmanagement während eines Notfalls verschiedene therapeutische Optionen zur Verfügung. Dabei handelt es sich abgesehen von einer Vit­amin-K-Zufuhr um die gleichen Maßnahmen, die auch bei mit Vitamin-K-Antagonisten behandelten Patienten (Warfarin, Phenprocoumon) eingesetzt werden. Welche Option letztendlich gewählt wird, hängt individuell von der Dringlichkeit der Situation, der Stelle und der Schwere der Blutung sowie weiterer Parameter wie dem aktuellen Ausmaß der Gerinnungshemmung ab:

 

  • FFP (Fresh Frozen Plasma)
  • Nicht aktiviertes Prothrombinkomplex-Konzentrat wie Beriplex® (keine explizite Zulassung, im Rahmen des ärztlichen Ermessens oder der ärztlichen Verordnung einsetzbar)
  • Aktiviertes Prothrombinkomplex-Konzentrat wie FEIBA® oder der rekombinante Faktor VIIa wie Novoseven® (Einsatz beruht nur auf begrenzten nicht-klinischen Daten)
     

Zusätzlich steht für Dabigatran als einzigem Antikoagulans aufgrund seiner geringen Plasmaeiweißbindung die Dialyse zur Verfügung. Mit einer Notfall-Dialyse kann die Menge des Wirkstoffs im Blutplasma innerhalb von vier Stunden um 50 bis 60 Prozent gesenkt werden.

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