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Vorhofflimmern

Therapieverfahren mit Feuer und Eis

Datum 15.11.2017  10:35 Uhr

Von Hannelore Gießen, München / Meist ist es Vorhofflimmern, das das Herz zum Rasen oder Stolpern bringt und so das Risiko erhöht, einen Schlaganfall zu erleiden. Schutz bieten Medikamente sowie eine Katheterablation, für die innovative Ansätze zur Verfügung stehen.

»1 bis 2 Prozent der Bevölkerung leiden an Vorhofflimmern«, sagte Dr. Dinh Quang Nguyen im Oktober bei einem Seminar des Bundesverbands Medizintechnologie in München. Die Patienten spüren Atemnot, Unruhe, Angst oder einen Druck im Brustkorb. Doch 20 bis 30 Prozent der Patienten würden den unregelmäßigen Rhythmus gar nicht bemerken, sagte der Kardiologe vom St. Vinzenz-Hospital in Köln-Nippes. Die Erkrankung fällt dann bei einem Routine-EKG auf.

 

Alternative Knoten

 

Im Herzen ist normalerweise alles bestens organisiert: Der Sinusknoten im rechten Vorhof sendet ein elektrisches Signal, das über ein Reizleitungssystem in die Herzkammern geleitet wird. Dort löst es eine Muskelkontraktion und damit den Herzschlag aus. Dieser Ablauf gerät bei Vorhofflimmern durcheinander: In den Herzvorhöfen kreisen viele elektrische Erregungen, die teilweise auch über das Leitungssystem zu den Kammern geleitet werden. Der Sinusknoten verliert seine Steuerungs­hoheit, und der Herzschlag gerät aus dem Takt.

 

Meistens entwickelt sich Vorhofflimmern schleichend im Laufe des Älterwerdens. In vielen Fällen tritt es zunächst anfallsartig auf und hält dann minuten-, stunden- oder sogar tagelang an. Irgendwann geht dieses paroxys­male Vorhofflimmern in ein chronisches über, das oft auch unter medikamentöser Behandlung bestehen bleibt. Durch die kreisenden elektrischen Signale gelingt es den Herzvorhöfen nicht, sich vollständig mit Blut zu füllen. Dann sinkt die vom Herzen ausgeworfene Blutmenge, die Herzleistung nimmt ab.

 

Durch den ungleichen Rhythmus können sich Wirbel bilden, sodass ­Patienten mit Vorhofflimmern ein fünffach erhöhtes Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden. Diese Gefahr kann durch Medikamente vermindert werden, die die Blutgerinnung hemmen. Dazu wird häufig der Vitamin-K-Antagonist Phenprocoumon eingesetzt. Seit einigen Jahren stehen außerdem die direkten oralen Antikoagulanzien Apixaban, Rivaroxaban und Edoxaban (Faktor-Xa-Hemmer) sowie Dabigatran (Faktor-IIa-Hemmer) zur Verfügung. Damit werde das Schlaganfall­risiko wirkungsvoll gesenkt, doch ein Vorhofflimmern nicht kausal behandelt, hob Nguyen hervor.

 

Auch eine elektrische Kardiover­sion bringe oft nur einen kurzfristigen Erfolg, führte der Kardiologe weiter aus. Dabei wird für einen Bruchteil ­einer Sekunde Strom in das Herz geleitet, woraufhin es meist zurück in seinen normalen Rhythmus fällt. Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern profitieren von diesem Eingriff. Doch die Rhythmusstörung könne jeder­zeit wieder auftreten.

 

Langfristig nur Ablation erfolgreich

 

Ein dauerhafter Erfolg sei nur durch eine Katheterablation zu erzielen. Eine traditionelle Ablation wird mit Hitze als sogenannte Radiofrequenz (RF)-Abla­tion vorgenommen. Ziel einer Ablation ist es, die unerwünschten elektrischen Impulse aus den Lungenvenen zu unterbinden. Die verödeten Herzmuskelzellen vernarben und verlieren dadurch ihre Fähigkeit, elektrische Impulse weiter­zuleiten.

 

Seit einigen Jahren steht auch die Möglichkeit einer Ablation mit Kälte zur Verfügung: die Kryoablation. Dabei werde flüssiges Kühlmittel wie Lachgas in einen Kryoballonkatheter geleitet, erläuterte Nguyen. Dort verdampft es und entzieht dem umliegenden Gewebe Wärme. Durch die Eisbildung werden die betroffenen Herzmuskelzellen zerstört.

 

Die beiden Verödungsverfahren wurden kürzlich in einer multizentrischen, kontrollierten, randomisierten Nichtunterlegenheitsstudie verglichen (»NEJM« 2016, DOI: 10.1056/NEJMoa 1602014). Die Ergebnisse dieser »Fire-and-Ice-Studie« zeigen, dass beide Verfahren gleich effektiv und sicher sind. Die Kryoablation sei allerdings schneller und biete für ältere Patienten mit Vorerkrankungen Vorteile, betonte der Kardiologe. /

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