Mittel fair verteilen |
12.11.2014 10:21 Uhr |
Von Stephanie Schersch, Berlin / Der Chef der DAK Gesundheit, Professor Herbert Rebscher, fordert eine bessere Verteilung der Gelder aus dem Gesundheitsfonds für die Versorgung von Patienten mit seltenen Erkrankungen. Denn die stellt Krankenkassen häufig vor ein Problem.
»Die Betreuung dieser Menschen darf eine Krankenkasse nicht in den Ruin stürzen«, sagte Rebscher vergangene Woche auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Biotechnologie-Verbands vfa bio und der Allianz chronischer seltener Erkrankungen in Berlin. Seine Kritik richtete sich dabei vor allem gegen den sogenannten morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA).
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Dieser regelt die Höhe der Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds, die eine Kasse für einen bestimmten Versicherten erhält. Ausschlaggebend sind dabei unter anderem das Alter und der Krankheitszustand des Patienten. Die seltenen Erkrankungen berücksichtigt der Morbi-RSA bis auf wenige Ausnahmen allerdings nicht. Daher decken die zugewiesenen Mittel meist bei Weitem nicht die tatsächlichen Kosten für die Therapie dieser Versicherten.
Als Beispiel nannte Rebscher die Erbkrankheit hereditäres Angioödem, bei der die Betroffenen unter wiederkehrenden Schwellungen der Haut und der Schleimhäute leiden. Für einen Patienten erhalte die Krankenkasse jährlich 1300 Euro aus dem Gesundheitsfonds. Die tatsächlichen Therapiekosten beliefen sich jedoch auf stolze 43 000 Euro, so Rebscher. »Wir brauchen eine Ist-Kosten-Zuweisung aus dem Gesundheitsfonds für seltene Erkrankungen«, forderte er. Erst dann gebe es für die Kassen einen echten Anreiz, Selektivverträge etwa mit Ärzten zu schließen, die die Versorgung der betroffenen Patienten deutlich verbessern könnten.
Als selten gilt eine Krankheit in Europa, wenn weniger als 5 von 10 000 Einwohnern daran leiden. Das trifft derzeit auf etwa 7000 bis 8000 Erkrankungen zu. Schätzungen gehen von etwa 4 Millionen Menschen betroffenen Patienten in Deutschland aus. /