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Typ-1-Diabetes

Risiko testen und Krankheit verhindern

30.10.2012  15:59 Uhr

Von Sven Siebenand / Ein neuer Test soll das Risiko, Typ-1-Diabetes zu entwickeln, abschätzen. Doch was nützt dieses Wissen, wenn der Krankheitsausbruch nicht zu verhindern ist? Genau dies versuchen einige Forschergruppen mit verschiedenen Ansätzen.

Kinder mit Familienangehörigen, die an Typ-1-Diabetes erkrankt sind, haben ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung um ein Vielfaches erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Ein neuer, einfach durchführbarer Bluttest kann schon im Säuglingsalter die Erkrankungsgefahr abschätzen. Wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft in einer Pressemitteilung informiert, haben Forscher im Laufe der vergangenen Jahre durch den Erbgutvergleich von Gesunden und Typ-1-Diabetikern zwölf wichtige Risikogene entdeckt. »Jede einzelne Genvariante steigert das Erkrankungsrisiko jedoch nur um wenige Prozentpunkte«, so Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler vom Institut für Diabetesforschung in München. Um die Genauigkeit der Vorhersage zu erhöhen, fasste ihre Arbeitsgruppe daher alle zwölf Risikogene in einem Test zusammen. Dieser vergibt für jede Genvariante einen Risikopunkt. Da die Gene im menschlichen Erbgut doppelt vorhanden sind, kann ein Patient bei dem Risiko-Score maximal 24 Punkte erreichen.

 

Impfen gegen Diabetes

 

Der Score wurde laut Ziegler an den Teilnehmern einer Langzeituntersuchung getestet. Die Babydiab-Studie beobachtet seit 1989 mehr als 1650 Kinder von Eltern mit Typ-1-Diabetes von Geburt an über einen Zeitraum von inzwischen 20 Jahren. Resultat: Bei einem Score von mehr als 15 Punkten und dem Nachweis bestimmter HLA-Merkmale – einem seit Längerem bekannten genetischen Risiko – entwickelte jedes vierte Kind vor dem 14. Lebensjahr Typ-1-Diabetes. Von den Kindern mit einem Risiko-Score unter zwölf Punkten erkrankte kein einziges Kind, wie die Forscher in der »Genes and Immunity« (doi: 10.1038/gene.2012.36) berichten. Für die klinische Routine eignet sich der Test noch nicht, da sich der Ausbruch der Krankheit bisher nicht stoppen lässt.

Aber genau daran arbeiten einige Forscherteams: Sie wollen die Immun­antwort verändern und die Attacke gegen die Zellen der Bauchspeicheldrüse beenden. Bei einem Großteil der Kinder, die vor dem Erreichen des 20. Lebensjahrs Diabetes entwickeln, treten bereits innerhalb der ersten beiden Lebensjahre Inselautoantikörper als Zeichen einer Autoimmunreaktion gegen die körpereigenen Betazellen der Bauchspeicheldrüse auf. Das Schlüssel-Antigen im Kindesalter ist fast immer Insulin. Neue Therapiekonzepte sollen die Entstehung von Typ-1-Diabetes bestenfalls verhindern oder wenigstens hinauszögern.

 

Ein Ansatz ist eine Art Impfung. Sie soll verhindern, dass das Immunsystem die Betazellen als feindlich einstuft und attackiert. Dabei werden zwei Varianten erprobt. Zieglers Arbeitsgruppe appliziert das Insulinpulver oral mit der Nahrung. Die Aufnahme des Insulins über den Darm soll das Immunsystem in seinen regulatorischen Fähigkeiten unterstützen. Ein Team um Dr. Ezio Bonifacio vom Forschungszentrum für Regenerative Therapien in Dresden untersucht eine nasale Insulinapplikation. Die Münchner Diabetesforscher testen darüber hinaus auch Insulinvarianten, sogenannte Mimetope. Sie sind in der Lage, die Anzahl regulatorischer Lymphozyten zu steigern, an denen es beim Typ-1-Diabetes in der Regel mangelt. Im Tierversuch konnte die Entwicklung des Typ-1-Diabetes damit komplett verhindert werden.

 

Veränderte Darmbakterien

 

Ein weiterer vielversprechender Ansatz sind genetisch modifizierte Darmbakterien. »Sie sondern bestimmte Proteine im Darm ab, die das Ungleichgewicht im Immunsystem beseitigen und dafür sorgen, dass die Betazellen wieder normal Insulin produzieren«, erklärt Ziegler. Eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Chantal Mathieu von der Universität Leuven konnte auf diese Weise kürzlich bei Mäusen die Zerstörung der Betazellen verhindern. Die Impfung stoppte sogar einen beginnenden Typ-1-Diabetes in 60 Prozent der Fälle, wie eine Studie in »The Journal of Clinical Investigation (doi: 10.1172/JCI60530) belegt. Ob dies auch beim Menschen gelingt, bleibt abzuwarten. /

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