Hohe Ziele |
09.10.2012 15:55 Uhr |
»Erst der Apotheker macht aus einem Molekül ein Arzneimittel.« Mit diesem Satz brachte der Präsident des Weltapothekerverbandes FIP (Fédération Internationale Pharmaceutique), Michel Buchmann, bei der Eröffnung des FIP-Kongresses die Aufgaben der Apotheker auf den Punkt (lesen Sie dazu auch FIP-Kongress: Apotheker fordern mehr Verantwortung). An fast jedem Schritt vom Molekül bis zur Therapie sind Apotheker beteiligt – in der Industrie, in den Zulassungsbehörden, im Krankenhaus und der ambulanten Versorgung. Ohne Apotheker geht es nicht.
Aus der Erkenntnis heraus haben die 127 Mitgliedsverbände der FIP eine Erklärung (Centennial Declaration) verfasst, in der sie mehr Verantwortung für Apotheker fordern. Die Apotheker wollen ihre Arbeit stärker an den Bedürfnissen der Patienten orientieren; sie wollen mehr mit anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten. Auch in Deutschland ist dies ein aktuelles Thema, wie die deutschen Beiträge beim FIP-Kongress zeigen (lesen Sie dazu FIP-Kongress: Deutsche Projekte der Welt vorgestellt). Außerdem wollen die Apotheker weltweit dafür sorgen, dass alle Menschen die Arzneimittel bekommen, die sie benötigen. Das ist ein hohes Ziel, denn derzeit trifft das auf eine Milliarde Menschen nicht zu.
Es ist gut, dass sich die Apotheker weltweit so deutlich positionieren. Es ist auch gut, dass es beim Weltgkongress der Apotheker an erster Stelle um Versorgung und Pharmazie geht. Das ist derzeit zu selten der Fall. Im deutschen Gesundheitswesen geht es fast nur noch ums Geld. Apotheker und Ärzte sind mit ihrer Vergütung nicht zufrieden, die meisten aus gutem Grund. Patienten werden Leistungen vorenthalten, weil diese teuer sind. Die Sparsamkeit der Krankenkassen hat die Prioritäten verschoben.
Es wird Zeit, dass es im deutschen Gesundheitswesen statt um Geld wieder um Pharmazie und Medizin geht. Dazu braucht es aber eine Kurskorrektur der Kassen, denn deren Sparsamkeit gründet sich nicht auf schlechte Einnahmen. Im Gegenteil: Kassen und Gesundheitsfonds haben Rücklagen von weit mehr als 20 Milliarden Euro. Wer so viel Geld hat, der darf nicht nur blockieren, der muss gestalten. Und der muss dafür sorgen, dass Apotheker und Ärzte eine ausreichende finanzielle Basis für eine optimale Versorgung ihrer Patienten haben. Schon bei den nun beginnenden Verhandlungen zum Abschlag könnten die Kassen den Kurswechsel einleiten. Es wäre dringend nötig. Wenn die FIP-Mitglieder in Burkina Faso oder Tschad Probleme haben, die Ziele der »Centennial Declaration« zu erreichen, wäre das nachvollziehbar. Für Deutschland gilt das nicht.
Daniel Rücker
Chefredakteur