Zwei Puzzlesteine der Alzheimer-Demenz zusammengesetzt |
09.10.2007 14:21 Uhr |
Zwei Puzzlesteine der Alzheimer-Demenz zusammengesetzt
Von Christina Hohmann
Zwischen den zwei an der Entstehung von Alzheimer-Demenz beteiligten Proteinen APP und ApoE haben US-amerikanische Forscher einen Zusammenhang herstellen können. Mutationen im Gen für das Amyloid-Precursor-Protein (APP) erhöhen das Risiko für frühe Alzheimer-Formen, da dieses Vorläuferprotein falsch geschnitten wird und sich das Abfallprodukt Beta-Amyloid anreichert und Plaques bildet.
Eine bestimmte Version des ApoE-Gens (ApoE4) ist mit spät einsetzenden Formen der Demenz assoziiert, wobei der Mechanismus noch unklar ist. Dagegen ist die normale Funktion des ApoE-Proteins bekannt: Es transportiert über seinen Rezeptor LRP1 Cholesterol in Nervenzellen, wo dieses einen wichtigen Baustein für die Zellmembran darstellt.
Einen Zusammenhang zwischen APP und ApoE haben nun Guojun Bu und seine Kollegen von der Washington University School of Medicine in St. Louis entdeckt. In Tierversuchen und Zellkulturuntersuchungen stellten sie fest, dass beim normalen Spalten des Vorläuferproteins APP das nichttoxische Protein-Fragment AICD entsteht, das die Expression des ApoE-Rezeptors LRP1 unterdrückt. Dadurch stehen vermutlich weniger Rezeptormoleküle zur Verfügung, die Cholesterol in die Nervenzellen transportieren. Der gestörte Cholesterolmetabolismus könnte für den Tod der Neurone verantwortlich sein, schreiben die Forscher im Fachjournal »Neuron« (Band 56, Seiten 66 bis 78).
Frühere Arbeiten anderer Wissenschaftler lassen vermuten, dass Synapsen besonders empfindlich auf Schwankungen des Cholesterolspiegels reagieren. Störungen des Metabolismus könnten zum Verlust von Synapsen und zum Untergang von Nervenzellen führen.
»Der Cholesterolstoffwechsel im Gehirn ist ein zu wenig erforschtes Gebiet«, sagt Bu. Im Augenblick konzentriere sich die Forschung auf die Reduktion der Produktion von Beta-Amyloid oder dessen Beseitigung. »Doch unsere Arbeit zeigt, dass es auch einen alternativen Weg geben könnte, vielleicht über die Modulation der ApoE-Funktion und des Cholesterolstoffwechsels.« Seine Kollegen und er suchen nun nach Substanzen, die den Metabolismus beeinflussen und eventuell als Therapeutikum genutzt werden könnten.