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Preisverhandlungen

Spahn kritisiert Kassen

01.10.2014  09:53 Uhr

Von Yuki Schubert / Das Vorgehen des GKV-Spitzenverbands bei der Preisfindung für neue Arzneimittel kritisiert die CDU als zu hart. Die Verhandlungen mit den Pharmaherstellern ähnelten Pokerpartien, die den Kassen zum Teil Mehrkosten verursachten.

Nach Angaben des gesundheitspolitischen Sprechers der Union, Jens Spahn (CDU), ist es zwar legitim und auch gewollt, dass der GKV-Spitzenverband mit den Herstellern hart verhandle, um faire und wirtschaftliche Preise zu erzielen. Jedoch häuften sich seit dem 2011 eingeführten Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) die Berichte über die sturen und wenig konstruktiven Verhandlungsgespräche mit dem GKV-Spitzenverband, kritisierte Spahn in seinem Internet-Blog. »Am Ende steht dann die Schiedsstelle. Aber das war nicht Sinn der Sache«, so der Gesundheitsexperte.

 

Beispiel Vildagliptin

 

Als Beispiel nennt Spahn das Diabetes-Medikament Galvus® (Wirkstoff Vildagliptin) von Novartis. Nach gescheiterten Kompromissversuchen habe der Hersteller Vildagliptin ab 1. Juli 2014 vom deutschen Markt genommen. Das Nachsehen hätten die Patienten, so Spahn. »Es müssen jetzt über 300 000 Patienten von Vildagliptin auf Behandlungsalternativen umgestellt werden.« Zudem zahlten die Kassen letztlich noch drauf. Denn Novartis hätte in den Verhandlungen Preise angeboten, die deutlich unter denen für die anderen Gliptine im Markt lägen. Allein die Umstellung der Patienten werde die Kassen voraussichtlich in den nächsten drei Jahren 40 bis 60 Millionen Euro pro Jahr kosten, so die Kritik der CDU. Hinzu kämen die entgangenen Einsparungen durch einen günstigeren Preis von Vildagliptin.

 

Der GKV-Spitzenverband bestätigte Mehrkosten in bestimmten Fällen durch die Umstellung der Patienten von Vildagliptin auf Alternativen. Dafür erhielten die Patienten jedoch ein Medikament mit Zusatznutzen gegenüber der Vergleichstherapie,.so GKV-Sprecher Florian Lanz. Vildagliptin habe keinen Zusatznutzen zeigen können. Ohne den gebe es kein zusätzliches Geld aus den Portemonnaies der Beitragszahler.

 

Spahn ist nun gespannt, wie sich die Kassen im Bezug auf das neue Hepatitis-C-Präparat Sovaldi® von Gilead verhalten. Das Medikament sei für viele Patienten ein Segen. Statt einer 48-wöchigen Interferon-Behandlung sei nun eine 12-wöchige Tabletten-Behandlung mit höheren Heilungschancen möglich. Die ersten Vorzeichen findet er allerdings ernüchternd. »Anstatt konstruktive Gespräche zu suchen und mit dem Hersteller, der wirklich einen ziemlich (zu?) hohen Preis will, vernünftig zu verhandeln, wird in billiger öffentlicher Stimmungsmache der Nutzen infrage gestellt und mit den Hoffnungen vieler Patienten gespielt«, sagte Spahn.

 

Seit Januar ist Sovaldi in der EU zugelassen. In Deutschland kostet das Arzneimittel knapp 20 000 Euro pro Packung. Es gilt als Paradebeispiel für einen überhöhten Preis eines neuen Medikaments beim Markteintritt. /

Kommentar

Endlich

Schönen Dank, Jens Spahn. Endlich hat sich ein Gesundheitspolitiker öffentlich gegen die Sparwut der Gesetz­lichen Krankenversicherung gestellt. Spahn hat deutlich gemacht, dass Sparen in der GKV zwar dringend notwendig ist, aber nicht der eigentliche Geschäftszweck der Krankenkassen sein darf. Natürlich haben die Kassen die Pflicht, sich dem Gewinnstreben der Unternehmen zu widersetzen und Leistungen möglichst günstig einzukaufen. Es kann aber nicht ihre Auf­gabe sein, die Attraktiviät des Pharmamarktes Deutschland aus Kostengründen so weit he­run­terzufahren, dass sich die Unternehmen mit Grausen abwenden. Lange Zeit hat die Politik dies recht teilnahmslos hingenommen. Hoffentlich findet Spahns Vorstoß ausreichend viele Sympathisanten.

 

Daniel Rücker

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