Nachgefragt |
27.09.2017 10:48 Uhr |
Wie bewerten Apotheker den Ausgang der Bundestagswahl? Was bedeutet das Ergebnis für den Berufsstand? Und was muss die neue Bundesregierung jetzt unbedingt anpacken? Die PZ hat sich umgehört.
Das Ergebnis der Bundestagswahl ist in seiner Tendenz wenig überraschend, in seiner Dramatik aber schon. Was dieses Ergebnis und die daraus wahrscheinlich hervorgehende neue Regierungskoalition für die Gesundheitspolitik bedeutet, ist heute kaum vorherzusagen. Es ist aber sicher nicht falsch, aus dem Wahlergebnis eine Folgerung abzuleiten: Ganz offensichtlich sind viele Menschen in Deutschland trotz guter wirtschaftlicher Gesamtlage mit ihrer persönlichen Lebenssituation unzufrieden und verunsichert. Dazu trägt ganz gewiss auch Angst angesichts der kulturellen und technologischen Veränderungen der letzten Jahre bei.
Friedemann Schmidt, ABDA-Präsident
Foto: PZ/Zillmer
Viele Menschen, leider besonders in den neuen Bundesländern und dort ganz besonders in den ländlichen Gebieten, sehen ihren persönlichen Lebensentwurf offenbar als gefährdet an. Die jetzt in die Verantwortung genommenen neuen Regierungsparteien müssen dieser Tendenz begegnen, indem sie Sicherheit und Planbarkeit insbesondere in den Bereichen der Daseinsvorsorge stärken. Dazu gehört eine verlässliche Gesundheitsinfrastruktur überall in Deutschland. Die wohnortnahen, inhabergeführten Apotheken sind ein essenzieller Bestandteil dieser Struktur. Es gilt, diese durch geeignete politische Rahmenbedingungen zu stärken. Dafür werden wir uns gegenüber jeder denkbaren Regierung als allererstes einsetzen.
Cynthia Milz, Mitglied des geschäftsführenden ABDA-Vorstands
Foto: ABDA
Ich wünsche den gewählten Volksvertretern für die Koalitionsverhandlungen und die nächsten vier Jahre vor allem Augenmaß und eine glückliche Hand. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme der Welt und das soll auch so bleiben. Verschreibungspflichtige Arzneimittel enthalten hoch wirksame Substanzen, die je nachdem, ob sie richtig oder falsch angewendet werden, großen Nutzen stiften oder aber großen Schaden zufügen können. Verschreibungspflichtige Arzneimittel gehören daher nicht in den Versand und dürfen nicht über Rabattschlachten an die Patienten verramscht werden.
Berend Groeneveld, Patientenbeauftragter des Deutschen Apothekerverbands
Foto: DAV
Das Ergebnis erschreckt, bietet aber auch Chancen, das staatliche Handeln neu zu ordnen. Ich wünsche mir soziale Komponenten für unsere Medikamentenversorgung und die gleiche Zugangsmöglichkeit für alle Patienten zum Gesundheitswesen. Ein ungeregelter freier Wettbewerb geht zulasten der Patienten. Die gesetzliche Zuzahlung und der einheitliche Abgabepreis bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln sind unverzichtbare Regelmechanismen, die auch Verbraucherschutzfunktion haben. Zu diesen Punkten und zur sozialen Marktwirtschaft erwarte ich ein klares Bekenntnis von der neuen Regierung.
Mathias Arnold, ABDA-Vizepräsident
Foto: PZ/Pietschmann
Das Wahlergebnis erfüllt mich mit Sorge. Wichtig ist jetzt, dass alle demokratischen Kräfte nach tragfähigen Lösungen suchen, die ideologischen Barrieren wegräumen und zu pragmatischen und bürgernahen Lösungen kommen. Die Menschen suchen Sicherheit und Stabilität, aber auch Handlungsfähigkeit der Politik. Das gilt auch und gerade in der Gesundheits- und Strukturpolitik – speziell in sozial kritischen und ländlichen Lebenswelten. Wir werden unsere Arbeit konsequent fortsetzen und uns für den Erhalt und die sinnvolle Weiterentwicklung des bewährten Systems einsetzen. Dabei geht es vor allem um Vernunft und Nachhaltigkeit.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.