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Zahngesundheit

Pflege von klein auf

27.09.2016  12:01 Uhr

Von Marion Hofmann-Aßmus / Um die Zahngesundheit der Kinder ist es hierzulande heute besser bestellt als noch vor wenigen Jahren. Eine Ausnahme bildet die frühkindliche Karies, die auf das bleibende Gebiss übergehen kann. Prophylaxe-Maßnahmen wie regelmäßige Zahnreinigung samt Fluoridierung sollten vom ersten Zahn an geübt werden.

Der Mensch hat zwei Sätze von Zähnen: die Milchzähne und die bleibenden Zähne. Beide sind bereits vor der Geburt im Kiefer angelegt. Das Milchgebiss umfasst insgesamt 20 Zähne, zehn im Ober- und zehn im Unterkiefer, bestehend aus je vier Schneidezähnen, zwei Eckzähnen und vier Backenzähnen. Das bleibende Gebiss besteht aus 32 Zähnen, 16 im Ober- und 16 im Unterkiefer (einschließlich der Weisheitszähne), mit je vier Schneidezähnen, zwei Eckzähnen, vier kleinen Backenzähnen (Prämolaren), vier großen Backenzähnen (Molaren oder Mahlzähne) und zwei Weisheitszähnen. Letztere sind nicht bei jedem Menschen angelegt oder brechen nicht durch, obwohl sie angelegt sind.

Hart, aber lebendig

 

Zähne sind zwar sehr hart und halten hohe Druck- und Kaubelastungen aus. Dennoch sind sie lebendig. Der sichtbare Anteil ist die Zahnkrone, die in den Zahnhals übergeht; die Zahnwurzel sitzt im Kiefer (Grafik). Kleinere Zähne haben nur eine Wurzel, die großen Backenzähne mehrere.

 

Die äußerste Hülle des sichtbaren Zahns bildet eine Schicht aus Zahnschmelz, der sehr hart ist, jedoch von Bakterien und Säure angegriffen werden kann. Der nicht nachwachsende Zahnschmelz besteht größtenteils aus Calciumphosphat (Hydroxylapatit) sowie aus Spurenelementen wie Magnesium und Fluor. Bei den Milchzähnen ist diese Schicht nur etwa halb so dick (maximal 1 mm) wie bei den bleibenden Zähnen. Zudem enthält sie deutlich weniger Mineralstoffe – dadurch sind Milchzähne wesentlich anfälliger für Kariesbakterien.

 

Unter dem Zahnschmelz liegt das Zahnbein (Dentin), das nachgebildet wird. Es enthält feine Tubuli mit Dentinliquor, in denen Nervenfasern verlaufen. Im Inneren des Zahns befindet sich die Pulpahöhle, die das Zahnmark (Pulpa) enthält. Die Pulpa besteht aus Blutgefäßen, Nervenbahnen, Bindegewebe und Zahnbein-produzierenden Zellen. Sie ist mit dem allgemeinen Blutkreislauf verbunden.

Über den Zahnhalteapparat (Parodontium) sind die Zähne fest im Kiefer verankert. Er besteht aus Zahnfleisch (Gingiva), Alveolarknochen, Wurzelzement und Wurzelhaut.

 

Ist das Baby etwa ein halbes Jahr alt, brechen die ersten Milchzähne durch. In der Regel zeigen sich zuerst die unteren, dann die oberen Schneidezähne. Mit zwei bis drei Jahren ist das Milchgebiss vollständig sichtbar. Die bleibenden Zähne kommen ab dem sechsten Lebensjahr, beginnend mit den Backenzähnen hinter den Milchzähnen.

 

Auffällig wird der Zahnwechsel oft erst, wenn die ersten Milchzähne ausfallen. Das ist rund ein Jahr später der Fall. Dann haben sich durch die nachrückenden Zähne die Wurzeln der Milchzähne aufgelöst und die Milchzähne fallen aus. Dieser Prozess ist mit etwa elf Jahren abgeschlossen. Anschließend brechen die zweiten großen Backenzähne durch. Die Weisheitszähne erscheinen erst ab etwa 18 bis 25 Jahren.

 

Allerdings sind sowohl der Zeitpunkt des Zahnens als auch die Reihenfolge des Zahndurchbruchs individuell unterschiedlich. Die Eltern können also beruhigt werden, sollten sich die ersten Zähne nicht »pünktlich« zeigen.

Hausmittel gegen ­Zahnungsbeschwerden

 

Für manche Kinder ist das Zahnen ­unangenehm und schmerzhaft. Das Zahnfleisch über dem durchbrechenden Zahn ist geschwollen und druckempfindlich, sie sind weinerlicher und reizbarer. Ein kausaler Zusammenhang, zum Beispiel mit Durchfällen, Temperaturanstieg, Infektionsanfälligkeit oder Krämpfen, konnte in Untersuchungen jedoch nur bedingt oder gar nicht nachgewiesen werden (1).

 

Gegen die Beschwerden steht eine Reihe von Hilfsmitteln zur Verfügung. Sehr gängig sind gekühlte Beißringe. Den gleichen Zweck erfüllen auch gekühlte Karotten oder pflanzliche Arzneimittel wie Veilchenwurzel (Rhizom von Schwertlilien, Iris germanica) oder Eibischwurzel (Althaea officinalis). Bei stärkeren Beschwerden helfen pflanz­liche Tinkturen oder Mundgele mit schmerzlindernden ­Extrakten etwa aus Kamille, Salbei, Myrrhe oder Gewürznelken. Ebenfalls bewährt haben sich Mundgele, zum Beispiel mit Lidocain. Acetylsalicyl­säure gilt als kontraindiziert aufgrund einer Assoziation mit dem Reye-Syndrom, einer Enze­phalopathie, die nicht auf einer Ent­zündung beruht, in der Leber beginnt, rasch fortschreitet und häufig tödlich endet.

 

Die Eltern sollten das Mundgel mit sauberen Fingern auftragen, eventuell mit Einweg-Handschuhen. Auch eine leichte Massage kann die Schmerzen lindern. Einige Apotheken empfehlen individuell abgestimmte Homöopathika bei Zahnungsproblemen.

 

Neue Mundgesundheitsstudie

 

Im August 2016 erschien die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V), die das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) im Auftrag der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und der Bundeszahnärztekammer zwischen Oktober 2013 und Juli 2014 erhob. Darin zeigte sich, dass sich die Zahngesundheit der Kinder im Vergleich zur DMS IV (2005) noch einmal verbessert hat (2).

 

Während in der DMS IV bei zwölfjährigen Kindern noch durchschnittlich 0,7 Zähne kariös, gefüllt oder aufgrund einer Karies bereits verlorengegangen waren, sind davon aktuell nur noch 0,5 Zähne betroffen. Acht von zehn Zwölfjährigen sind heute vollkommen kariesfrei, in der DMS IV waren es sieben von zehn. Seit der ersten DMS im Jahr 1997 hat sich somit die Anzahl der Kinder mit kariesfreiem Gebiss verdoppelt.

 

Diese Verbesserung erstreckte sich über alle Sozialschichten. Dennoch gibt es weiterhin eine »Kariespolarisation«. Denn die gesamte Karieslast verteilte sich nur noch auf ein Fünftel der Kinder. Diese wiesen entsprechend mehr erkrankte Zähne auf (1,4 betroffene Zähne). Die Einteilung des Risikos für Karies erfolgt nach dem DMFT-Index (D: decayed, M: missing, F: filled, T: teeth). Kinder und Jugendliche der Risikogruppe weisen einen DMFT > 2 auf.

 

Regelmäßig pflegen

Rund 5000 Mal täglich beißen unsere Zähne zu, kauen, zerkleinern und zermahlen die Nahrung – und das möglichst ein Leben lang. Die wichtigste Voraussetzung für langlebige gesunde Zähne ist die tägliche Pflege und zwar vom ersten Zahn an. In der DMS V wurde die positive Entwicklung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen auf präventive Maßnahmen und gute zahnärztliche Versorgung zurückgeführt (2). Immerhin 86 Prozent der Kinder sind überzeugt, viel für die eigene Zahngesundheit tun zu können. Entsprechend nehmen 82 Prozent an Vorsorgeuntersuchungen teil. Zudem gibt jedes zweite Kind ein gutes Zahnputzverhalten an.

 

Sobald die Zähne erscheinen, müssen sie gepflegt werden. Eltern sollten kleinere Kinder beim Zähneputzen begleiten, da diese bis zum Alter von vier Jahren oft noch nicht systematisch und gründlich genug putzen können. Häufig mangelt es zudem an motorischen Fähigkeiten oder Geduld: Gründliches Zähneputzen dauert zwei bis drei Minuten.

 

Mindestens bis zum Schuleintritt sollten die Eltern zusätzlich »nachputzen«, empfiehlt die Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA). Dabei gilt: immer von Rot (Zahnfleisch) nach Weiß (Zahn) bürsten, um das Zahnfleisch nicht zu verletzen. Hilfreich ist eine gewisse Systematik, damit kein Zahn vergessen wird. Zum Beispiel nach der KAI-Methode: immer zuerst die Kauflächen bürsten, dann die Außen- und schließlich die ­Innenflächen in kleinen Kreisen. Die Methode ist im Internet auf der Seite der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) detailliert beschrieben.

 

Den Eltern kleiner Kinder sollte die Apotheke zu einer weichen Lern-Zahnbürste raten, deren Griff sich besonders gut halten lässt. Eine erbsengroße Menge fluoridhaltiger milder Kinderzahnpasta ist ausreichend. Laut BLZK ist bis zum Alter von zwei Jahren eine Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 500 ppm geeignet. Zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr sollte sie mindestens 1000 ppm Fluorid und ab sieben Jahren 1450 ppm enthalten. Dass fluoridhaltige Zahnpasta vor Karies schützt, belegt eine Cochrane-Metaanalyse mit mehr als 40 000 Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 16 Jahren (3). Einmal tägliches Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta reduzierte die Kariesläsionen um 24 Prozent.

Zum Thema Fluoridtabletten und -pasta sind sich die Experten nicht einig – trotz einer gemeinsamen Leitlinie der Kinder- und Zahnärzte (8). Kinderärzte plädieren für Fluorid-Tabletten in den ersten Lebensjahren, bis die Kinder genügend Fluorid über Salz aufnehmen beziehungsweise die Zahnpasta nicht mehr schlucken. Dagegen empfehlen die Fachgesellschaften der Zahnheilkunde, anstelle der Tabletten gleich eine fluoridhaltige Kinderzahnpasta zu verwenden, sobald die ersten Milchzähne mit etwa sechs Monaten erscheinen.

 

Karies entsteht unter Plaques

 

In den Zahnzwischenräumen sowie am Übergang der Zähne zum Zahnfleisch entsteht häufig ein Niederschlag aus Speichel-Eiweiß und Epithelabschilferungen, der Pellicle genannt wird. ­Darauf siedeln im Mund vorhandene Bakterien, die sich von Nahrungsbestandteilen und insbesondere von Zucker ernähren. Streptococcus mutans (S. mutans) gilt als Leitkeim der Karies. Seine Konzentration im Speichel ist eng mit dem Kariesrisiko korreliert (4).

 

Wird der Niederschlag beim Zähneputzen nicht entfernt, entsteht daraus ein Zahnbelag (Plaque oder Biofilm), der sich aus Eiweiß, Kohlenhydraten, Phosphaten und Bakterien zusammensetzt und nur durch gründliches Zähneputzen beseitigt werden kann. Die ­Anheftung der Bakterien am Zahn wird durch die von S. mutans gebildeten Glucane begünstigt. Zugleich produziert der Keim beim Verstoffwechseln von Zucker Milchsäure, die den Zahnschmelz angreift und entmineralisiert. In den porös gewordenen Schmelz dringen Bakterien ein und zerstören den Zahn. Die Zahnfäule oder Karies kann über den Zahnschmelz hinaus auf das Dentin übergreifen und den gesamten Zahn zerstören.

 

Problematisch: ­frühkindliche Karies

Die frühkindliche Karies (Early Childhood Caries, ECC) stellt weltweit ein großes Problem dar (5). Sie beginnt unmittelbar nach dem Zahndurchbruch, schreitet schnell voran und übt einen nachhaltig negativen Einfluss auf das gesamte Gebiss aus. Häufig sind nicht nur die Milchzähne, sondern später auch die bleibenden Zähne betroffen.

 

Während die Karies bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland rückläufig ist, stagniert die ECC bei Kindern bis zu drei Jahren auf hohem Niveau. Die Prävalenz liegt in dieser Altersgruppe bei knapp 6 bis knapp 18 Prozent, wie re­gionale Untersuchungen der letzten zehn Jahre zeigen (6). Allerdings besteht auch hier eine Polarisierung: 12 Prozent der Kinder tragen 95 Prozent des Kariesbefalls. Die ECC ist mit einem niedrigen sozioökonomischen Status verbunden. In sozialen Brennpunkten steigen die Prävalenzen bis auf 40 Prozent, erklärten Experten auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) (7).

 

Als Risikofaktoren gelten der exzessive Gebrauch von Nuckelflaschen mit zuckerhaltigen Getränken in der Nacht (daher der Begriff Nuckelflaschenkaries), die frühzeitige orale Infektion mit S. mutans sowie eine mangelhafte Mundhygiene. Die Eltern bemerken die Erkrankung häufig erst spät, da sie auf der Innenseite der Oberkieferfrontzähne beginnt, bevor sie sich auf sichtbare Stellen ausbreitet. Daher ist ein Zahnarztbesuch nach dem Erscheinen der ersten Zähne dringend anzuraten. Die Kaufläche frisch durchgebrochener Backenzähne kann vom Zahnarzt vorsorglich versiegelt und so vor Karies geschützt werden (Fissurenversiegelung).

 

Um die ECC zu vermindern, wurde ein Versorgungskonzept entworfen. Dazu zählen etwa die Gruppenprophylaxe in Kinderkrippen oder die Frühprophylaxe beim Zahnarzt, auf die nun auch im »Gelben Heft« (Kinderuntersuchungsheft) verwiesen wird. Das Apothekenteam kann durch eine Beratung zur korrekten Zahnpflege mit passenden Hilfsmitteln dazu beitragen, die Zahngesundheit zu verbessern.

 

Erste Hilfe bei ­Zahnunfällen

 

Laut der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde erleiden etwa 30 Prozent der acht- bis zwölfjährigen Kinder ein Trauma an bleibenden Zähnen, meist bei Sturz­unfällen. Dann kommt es auf schnelle ­Hilfe an. Denn ausgeschlagene Zähne können wieder in den Kiefer verpflanzt und Zahnbruchstücke mit einem Spezialkunststoff wieder angeklebt werden. Allerdings nur, wenn der Zahn oder das Bruchstück in der Zeit bis zum Zahnarzt richtig gelagert wurden, damit die Zellen an der Wurzeloberfläche nicht austrocknen und absterben.

 

Am besten geeignet ist eine Zahnrettungsbox aus der Apotheke. Sie enthält eine gebrauchsfertige Nährlösung, die das Überleben der zahnspezifischen Zellen ermöglicht. Darin aufbewahrt, kann der Zahn bis zu 48 Stunden später noch eingesetzt werden. Alternativ lässt sich der Zahn in H-Milch (eine bis zwei Stunden) oder isotoner Kochsalzlösung (30 Minuten) aufbewahren oder in eine Plastikfolie einschlagen (15 bis 30 Minuten). Er sollte nicht länger als fünf bis zehn Minuten austrocknen. Ungeeignet ist eine Trockenlagerung, aber auch das Einlegen in Wasser, ein feuchtes Taschentuch oder die Mundhöhle (Gefahr des Verschluckens).

Was tun beim Zahnunfall?

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung gibt Hinweise zum richtigen Verhalten bei einem Zahnunfall:

 

  • Zahn oder Zahnbruchstück suchen

 

  • nur an der Zahnkrone anfassen, die Wurzeloberfläche nicht berühren

 

  • nicht säubern oder desinfizieren, am Zahn haftende Schmutzpartikel nicht entfernen

 

  • Zahn nicht austrocknen lassen, sondern feucht halten: am besten in die Zahnrettungsbox geben

 

  • schnellstmöglich zum Zahnarzt oder in die Zahnklinik. Die erstellte Dokumentation ist auch für Versicherungsansprüche wichtig.

Tipps für Jugendliche

 

Das Jugendalter bedeutet auch für die Zähne eine besondere Herausforderung. Softdrinks, Alcopops, Fast Food, Süßigkeiten und Zigaretten greifen die Zähne an. Ein saures Milieu im Mund, zum Beispiel durch säurehaltige Ge­tränke, begünstigt die Entstehung von ­Karies; Zucker liefert die Nährstoffe für Kariesbakterien.

 

Die allgemeine Empfehlung lautet: zweimal täglich Zähne putzen, am besten früh und abends nach dem Essen. Nach einer süßen oder sauren Mahlzeit (oder Getränk) sollten jedoch 30 Minuten vergehen, ehe die Zähne geputzt werden, da der Zahnschmelz erst wieder härten muss.

 

Um die Zahnzwischenräume zu reinigen, kann das Apothekenteam den Jugendlichen Zahnseide oder Interdentalbürsten empfehlen. Außerdem sollten sie einmal pro Halbjahr zur zahnärztlichen Kontrolle. Bis zur Volljährigkeit erstatten die gesetzlichen Krankenkassen die professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt.

Nützliche Adressen

Tipps und Informationen zur Zahnpflege bei Kindern und zum richtigen ­Zähneputzen erhält man auf der Internetseite der Bayerischen Landes­zahnärtzekammer: www.zahn.de.

 

Zahnärzte mit einer speziellen Zusatzausbildung im Bereich Kinder- und Jugendzahnheilkunde finden sich unter www.dgkiz.de.

 

Zahnpflege bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung: www.bzaek.de/fuer-medien/ ­medienarchiv/video-audio.html

Tragen Jugendliche eine feste Zahnspange, ist besondere Pflege nötig, da die Spange die Pflege erschwert und mehr Nischen entstehen, in denen sich Plaques bilden können. Anstelle einer mühsamen Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide kann die Apotheke zu einer Munddusche raten, die sich auch mit einer fluoridhaltigen Mundspülung befüllen lässt. Fluoridhaltige Mundspülungen zeigten in Untersuchungen einen kariespräventiven Effekt (5). Einfacher (und häufig gründlicher) als die herkömmliche Zahnbürste reinigen elektrische Zahnbürste, Schall- oder Ultraschallzahnbürste.

 

Herausnehmbare Zahnspangen sind täglich mit Zahnbürste und etwas Zahnpasta zu reinigen. Einmal pro Woche kann man die Reinigung im Ultraschallbad oder mit speziellen Reiniger-Tabs empfehlen. Heißes oder kochendes Wasser vertragen Zahnspangen nicht! Praktisch ist die Aufbewahrung in einer Zahnspangen-Box.

 

Achtung: Parodontitis bei Jugendlichen

 

Die aggressive Parodontitis geht mit einem rasch fortschreitenden Zahnfleisch- und Kieferknochenverlust einher und tritt in der Pubertät bei ansonsten gesunden Kindern auf. Bei der lokalisierten Form sind insbesondere die ersten Backenzähne und mittleren Schneidezähne betroffen. Die generalisierte Form ist durch einen allgemeinen Rückgang des Zahnfleischs gekennzeichnet.

 

Als Leitkeim gilt Actinobacillus actinomycetemcomitans, der in schweren Fällen mit Antibiotika (Amoxicillin, Ciprofloxacin nach vorheriger Bestimmung) behandelt wird. Im Vordergrund stehen jedoch die Entfernung von Plaques und die Reinigung der den Zahn umgebenden Zahnfleischtaschen beim Zahnarzt. Zudem sollte eine ausführliche Beratung zur Mundhygiene erfolgen. /

 

Lesen Sie dazu auch Interview: Karies bei chronisch kranken Kindern

 

Literatur

 

  1. Ashley, M. P., It’s only teething – a report of the myths and modern approaches to teething. Br Dent J 191 (1) (2001) 4-8.
  2. Jordan, R. A., Micheelis, W., Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) 2016. Hrsg.: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Durchführung: Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), Dt. Ärzteverlag 2016.
  3. Marinho, V. C. C., et al., Fluoride varnishes for preventing dental caries in children and adolescents. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 7. Art. No.: CD00227
  4. Sharma, A., et al., Dermatoglyphic interpretation of dental caries and its correlation to salivary bacteria interactions: An in vivo ­study. JISPPD 27 (1) (2009) 17-21.
  5. Çolak, H., et al., Early childhood caries update: a review of causes, diagnoses, and treatments. J Nat Sci Biol Med. 4 (1) (2013) 29-38.
  6. Deichsel, M., et al., Frühkindliche Karies und assoziierte Risikofaktoren bei Kleinkindern im Land Brandenburg. Bundesgesundheitsblatt 55 (2012) 1504-1511.
  7. Wiss. Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, 8. Nov. 2013 in Frankfurt a.M.
  8. S2k-Leitlinie Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe. Stand 23. 1. 2013. Update der Leitlinie AWMF Register-Nr. 083-001.

Die Autorin

Marion Hofmann-Aßmus absolvierte eine Ausbildung als veterinärmedizinisch-technische Assistentin (VMTA) und studierte anschließend Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität, München. Promoviert wurde sie 1999 mit einer Arbeit zu molekularer Kardiologie an der Chemischen Fakultät der LMU München. Seither ist sie freiberuflich in verschiedenen Redaktionen und als Fachjournalistin tätig.

 

Dr. Marion Hofmann-Aßmus

Abt-Führer-Straße 9a

82256 Fürstenfeldbruck

hofmann_assmus@t-online.de

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