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Pelargonium

Mit Wurzeln in Afrika

28.09.2016  09:15 Uhr

Von Christiane Berg, Hamburg / Umckaloabo®, ein Extrakt aus Pelargonium-Arten, ist in der südafrikanischen Volksmedizin schon seit Jahrhunderten bekannt. In den vergangenen Jahren hat sich der Extrakt EPs® 7630 dank umfangreicher Forschung zu einem modernen, rationalen Phytopharmakon entwickelt.

Der Weg des Heilmittels aus »Afrikas Wüstenapotheke« zum standardisierten Phytopharmakon der Moderne in Form von Saft, Tropfen und Filmtabletten war lang. 1897, so die Überlieferung, ließ sich der an Tuberkulose leidende Engländer Charles Henry Stevens von einem Medizinmann des in Südafrika ansässigen Zulu-Stamms mit einem abgekochten Pelargonien-Wurzelsud behandeln.

 

Nach seiner Heilung führte er die Wurzel in England und auf dem europäischen Festland ein. Stevens hatte in Afrika den Begriff Umckaloabo übernommen. Erst sehr viel später stellte sich heraus, dass dieses nicht die Umschreibung der Pflanze ist, sondern der zu behandelnden Krankheit – «schwerer Husten«.

Für Kinder geeignet

 

»Der Extrakt aus Wurzeln der Kapland-Pelargonie wird unter anderem bei Bronchitis, Sinusitis oder Tonsillo­pharyngitis eingesetzt, was mit einer signifikanten krankheitsverkürzenden Wirkung einhergeht«, sagte Dr. Frank Waimer von der Firma Schwabe auf einer Pressekonferenz des Unternehmens. Waimer zufolge belegen zahl­reiche klinische Studien mit mehr als 10 000 Probanden, darunter 4000 Kinder und Jugendliche, die antivirale und antibakterielle Effektivität des Pelar­gonium-sidoides-Extrakts EPs 7630 (Umckaloabo) bei Atemwegsinfekten. Wissenschaftlich belegt sei nicht nur die direkte Hemmung der Vermehrung von Erkältungsviren beziehungsweise des Anheftens und Eindringens von Bakterien in Schleimhautzellen bei gleichzeitiger Chemotaxis und Phagozytose. Bewiesen sei zudem die Immunstärkung durch Modulation der Synthese von Interferonen, Entzündungsstoffen und Defensinen. EPs 7630, so der Pharmazeut, erhöht darüber hinaus die Schlagfrequenz des respiratorischen Flimmerepithels und somit die sekretolytische Aktivtät. »Der verflüssigte Bronchialschleim kann leichter abgehustet werden«. Gesicherter Erkenntnisstand sei, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder mit akuter Bronchitis von einer Umcka­loabo-Therapie profitieren.

 

Zähes Gewächs

 

Zwar entfaltet nur der Gesamtextrakt die therapeutische Wirkung, doch konnte als wirkungsbestimmend neben Cumarinen (Umckalin) die Gruppe der Gesamtphenole (40 Prozent) identifiziert werden. »Die Bildung der hoch komplexen Polyphenole ist die Antwort der Kapland-Staude auf harsche Klima- und Umweltbedingungen wie Dürre und Trockenheit sowie Stress durch Angriffe von Fressfeinden, Parasiten und Pathogenen«, sagte Ulrich Feiter, Gründer und Leiter der Parceval Ltd. Pharmaceuticals, Wellington, Western Cape in Südafrika.

Tropfen bevorzugen

PZ / Die Wirksamkeit des Extrakts EPs® 7630 bei akuten Atemwegs­infekten wurde bereits in diversen Studien untersucht, deren Ergebnisse die Cochrane Collaboration vor drei Jahren zusammenfassend bewertete (DOI: 10.1002/14651858.CD001831.pub5). Demnach gibt es bei akuter Bronchitis mit Kardinalsymptom Husten positive Ergebnisse für die Tropfen. Das gilt jedoch nicht im selben Umfang für andere Darreichungsformen, wie die PZ in ihrer Serie »Evidenzbasierte Selbstmedikation« berichtete (Ausgabe 8/2016, Seite 24). /

Der Farmer, der neben Pelargonium sidoides zahlreiche weitere afrikanische Medizinal- und Aromapflanzen kultiviert und in lokale und internationale Märkte liefert, beschrieb die sich selbst in offenen Savannen und Grassteppen behauptende Kapland-Pelargonie als »zähes Gewächs«, das seine ganze Überlebenskraft in die besonders phenolreichen und daher intensiv roten Wurzeln steckt. »Learning by the roots«: Neben dem kontrollierten Anbau werde gleichermaßen auch nachhaltige Wildsammlung praktiziert, die nicht zuletzt der Überprüfung der sich weiter an Klimaextreme anpassenden Inhaltsstoffprofile sowie dem Test auf Tauglichkeit für den Feldanbau dient. /

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