Pharmazeutische Zeitung online
Podiumsdiskussion

Union und Grüne uneins

21.09.2010  18:19 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Die Gesundheitspolitik war noch nie eine Schnittmenge von Union und Grünen. Das gilt auch für das GKV-Finanzierungsgesetz. Bei Nutzenbewertung, Rabattverträgen und dem Status der Privaten Krankenversicherung liegen die beiden Fraktionen ziemlich weit auseinander.

Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU) hat die geplante Rechtsverordnung zur Nutzenbebwertung neuer Arzneimitteln verteidigt. Birgitt Bender, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, übte hingegen scharfe Kritik am Vorgehen der Koalition.

»Ich habe mich für eine Rechtsverordnung eingesetzt und stehe auch dazu«, sagte Johannes Singhammer bei einer Podiumsdiskussion zur aktuellen Gesundheitspolitik, veranstaltet vom Forum-Institut in Berlin. Die Investitions­kosten für die Entwicklung neuer Arzneimittel seien sehr hoch. »Daher ist es gut und fair, wenn das Verfahren zur Nutzenbewertung frühzeitig bekannt ist«, so Singhammer. Die Pharmaunternehmen hätten so ausreichend Planungs­sicherheit. Zu den Kriterien einer frühen Nutzenbebwertung wollte sich der CSU-Politiker jedoch nicht äußern. »Darüber haben noch keine Beratungen stattgefunden.«

 

Birgitt Bender fand nur wenig positive Worte für die schwarz-gelbe Gesundheitspolitik. Sie lobte zwar den Weg der Koalition, sich mit einer frühen Nutzenbewertung im Grundsatz internationalen Standards anzunähern. »Was jetzt allerdings an konkreten Maßnahmen vorliegt, erfüllt diese Standards bei Weitem nicht«, sagte Bender. Sie könne nicht nachvollziehen, warum Preisverhandlungen zwischen Herstellern und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen erst ein Jahr nach Markteintritt abgeschlossen sein müssten. »Für die Unternehmen entsteht so der Anreiz, den Preis für neue Arzneimittel im ersten Jahr möglichst hoch anzusetzen, um so eine gute Verhandlungsposition zu erreichen.«

 

Rosinen für die Privatversicherten

 

Auch an den Vorhaben der Regierung im Bereich der Privaten Krankenversicherung (PKV) übte Bender scharfe Kritik. »Die Koalition gestaltet die GKV zunehmend unattraktiv, während die privaten Versicherer von den Rosinen im System profitieren können.« Bender spielte damit auch auf die Pläne an, wonach die Erstattungspreise für neue Arzneimittel, die der GKV-Spitzenverband mit den Pharmaherstellern aushandelt, ebenfalls für die PKV gelten sollen. Singhammer wies den Vorwurf zurück, die privaten Versicherer zu übervorteilen. Die PKV würde sich an den Kosten der Preisverhandlungen schließlich beteiligen, sagte er. Dass beide Versicherungsarten künftig den gleichen Preis für innovative Präparate zahlen sollten, bezeichnete Singhammer zudem als sinnvollen Schritt. »Es wird immer schwieriger zu erklären, warum ein PKV-Versicherter für ein und dasselbe Medikament mehr zahlen muss als ein gesetzlich Versicherter.«

Beim Thema Rabattverträge sprach Singhammer sich für eine Mehrkostenregelung bei Arzneimitteln aus. Patienten können demnach die Differenz aufzahlen, wenn sei ein anderes als das rabattierte Präparat haben möchten. »Wir müssen aufpassen, dass mit den Rabattverträgen nicht irgendwann nur noch einige große Pharmaunternehmen die Preise diktieren«, sagte er. Die Aufzahlungsregelung könne einer solchen Entwicklung entgegenwirken, weil so grundsätzlich mehr Unternehmen am Markt teilnehmen könnten. »Außerdem haben Patienten die Möglichkeit, bei einem ihnen vertrauten Arzneimittel zu bleiben.«

 

Bender widersprach dem Unionspolitiker: »Eine Mehrkostenregelung macht den Markt für die Unternehmen unübersichtlicher und damit schwerer zu kalkulieren.« Das führe zu steigenden Preisen für Generika, weil die Hersteller in Ausschreibungen nur noch geringere Rabatte einräumen könnten. »Eine solche Regelung wäre zudem der Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin«, so Bender.  /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa