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Virusprotein als Target bei Lymphomen

05.09.2018  10:22 Uhr

Von Annette Mende / Ein Protein des ­Epstein-Barr-Virus (EBV) könnte sich als neuer Ansatz zur Behandlung bestimmter Krebserkrankungen erweisen. Infektionen mit dem weltweit verbreiteten Herpesvirus können unter anderem das Risiko für B-Zell-Lym­phome erhöhen.

 

Wie eine Forschergruppe um Dr. Osman Cen von der Feinberg School of Medicine in Chicago im Fachjournal »mSphere« berichtet, wird das unkontrollierte Wachstum der B-Lymphozyten höchstwahrscheinlich durch das EBV-Protein LMP2A (Latent Membrane Protein 2A) getriggert (DOI: 10.1128/mSphereDirect.00378-18).

Im Mausmodell testeten die Forscher daher den gegen LMP2A gerichteten Tyrosinkinase-Hemmer TAK-659. Der Wirkstoff führte bei den Tieren zu einem Absterben der Tumorzellen, ohne dass gesunde Zellen in Mitleidenschaft gezogen wurden. TAK-659 veranlasste die Krebszellen zum programmierten Zelltod (Apoptose) und verhinderte gleichzeitig deren Ausbreitung ins Knochenmark. Wie die US-amerikanische Gesellschaft für Mikrobiologie meldet, rekrutiert TAK-659-Hersteller Takeda zurzeit Patienten mit Lym­phomen, akuter myeloischer Leukämie und soliden Tumoren für drei Phase-I-Studien mit dem Wirkstoff. Der Firma zufolge sei insbesondere die Kombination von TAK-659 mit einem Checkpoint-Inhibitor vielversprechend.

 

EBV-Infektionen sind sehr häufig; im jungen Erwachsenenalter haben 95 Prozent der Bevölkerung eine Infektion durchgemacht. Die meisten Kinder merken davon nichts, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann die Infektion aber zum Krankheitsbild der Mononukleose, dem Pfeifferschen Drüsenfieber führen, mit Fieber, Mandelentzündung, Kopf- und Gliederschmerzen und geschwollenen Lymphknoten. EBV wird zudem mit einigen Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose und Typ-1-Diabetes in Verbindung gebracht. /

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