Jo-Jo |
02.09.2015 14:34 Uhr |
Es hat einigen Wirbel gegeben in der vergangenen Woche. Die ABDA habe ihre Forderung nach einer Anpassung des Fixhonorars für die Abgabe verschreibungspflichtiger Arzneimittel von derzeit 8,35 Euro fallen lassen. So interpretierten Fachjournalisten einen Artikel im aktuellen ABDA-Newsletter »Einblick«. Die Interpretation ist falsch. Natürlich ist es nicht im Sinn von ABDA und Deutschem Apothekerverband, wenn das Fixum auf absehbare Zeit auf dem aktuellen Stand verharrt. Die Apothekerschaft verlöre damit ihre wichtigste Stellschraube zur Honoraranpassung. Das kann und wird sie sich nicht leisten.
Tatsächlich gibt es aber eine erhebliches Problem beim Fixhonorar. Die Fachleute in dem für die Arzneimittelpreisverordnung zuständigen Bundeswirtschaftsministerium hatten die Kriterien so festgelegt, dass die erste Runde im Jahr 2013 eine Anpassung nach oben ergeben würde. Gleichzeitig erlaubte die Anpassungsystematik auch die Möglichkeit, unter bestimmten Rahmenbedingungen das Fixhonorar sinken zu lassen. Diese Situation ist in diesem Jahr eingetreten. Die Berechungsgrundlage birgt nämlich einen Jo-Jo-Effekt. Kosten und Erträge der Apotheken werden dabei gegeneinander verrechnet. Für die Apotheker ist dies ein Problem, sind doch die Kosten in den Apotheken seit 2013 langsamer gestiegen als der Rohertrag. In der Konsequenz bedeutet dies: Zum aktuellen Zeitpunkt würde eine Anpassung nach unten gehen, weil die Anhebung des Fixums vor zwei Jahren jetzt als Rohertragssteigerung gewertet wird. Den Apothekern würde ein Teil der Steigerung von 2013 wieder weggenommen. Es ist wenig überraschend, dass der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Fritz Becker, dies nicht akzeptieren kann. Deshalb sagt er im PZ-Interview: »Wenn wir im Moment von der Politik eine Anpassung des Fixums fordern würden, dann wäre das Aktionismus ohne Ergebnis.« (Lesen Sie dazu Honorar: »Unsere Position ist unverändert«)
Die Apotheker stecken in einer schwierigen Situation. Zwar haben sie mit ihrer Forderung nach einer besseren Vergütung der BtM-Versorgung, von Rezepturen und beim Nacht- und Notdienst noch einige Eisen im Feuer. Becker weiß aber auch, dass dies allein nicht reicht. Auf das wichtigste Instrument können die Apotheker nicht verzichten. »Die Anpassung des Fixums bleibt eine zentrale Aufgabe«, sagt er im Interview. Der DAV habe sich niemals von der Forderung nach einer Anpassung verabschiedet. Das Verhalten des Ministeriums in dieser Sache ist nur schwer nachvollziehbar. Sigmar Gabriels Experten dürften längst erkannt haben, dass sie den Apothekern 2013 ein Kuckucksei ins Nest gelegt haben. Während andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen mit schöner Regelmäßigkeit mehr Honorar bekommen, bleibt für die Apotheker ein unwürdiges Jo-Jo-Spiel.
Daniel Rücker
Chefredakteur