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Typ-1-Diabetes

Heilung in Sicht?

Datum 04.09.2012  14:27 Uhr

Von Annette Mende / US-amerikanischen Forschern ist es gelungen, die Bauchspeicheldrüse von Typ-1-Diabetikern vorübergehend zur Insulinsekretion anzuregen. Lassen sich die Ergebnisse in Langzeitstudien wiederholen, wäre das ein echter Durchbruch in der Behandlung der Autoimmunerkrankung. Doch Experten bremsen die Euphorie.

Ihren Erfolg erzielten die Wissenschaftler um Denise Faustman vom Massachusetts General Hospital in Boston mit einem sehr alten Arzneimittel: dem Impfstoff aus Mycobacterium bovis (Bacille Calmette Guérin, BCG). Diese Vakzine wird schon seit fast hundert Jahren gegen Tuberku­lose eingesetzt, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Faustman und Kollegen hatten herausgefunden, dass sich Typ-1-Diabetes bei Mäusen mit dem BCG-Impfstoff heilen lässt. Sie vermuten, dass dieser Effekt auf einer vermehrten Produktion von Tumornekrosefaktor (TNF) beruht. Ihrer Theorie zufolge attackiert TNF bei Typ-1-Diabetikern die krankheitsauslösenden Auto­immunzellen und stellt so die Betazellfunktion wieder her.

Mit der aktuellen Proof-of-Concept-Studie wollten sie herausfinden, ob dieser Effekt auch beim Menschen auftritt. Dazu spritzten sie sechs Typ-1-Diabetikern im Abstand von vier Wochen zweimal entweder die BCG-Vakzine oder Placebo. Alle Probanden waren schon lange an Diabetes erkrankt und hatten keine nachweisbare Insulinsekretion. Wöchentliche Blutuntersuchungen ergaben bei den mit BCG-Impfstoff behandelten Patienten einen sprunghaften Anstieg von abgetöteten autoreaktiven T-Zellen, die gegen Insulin gerichtet sind, und von C-Peptid, einem Marker für körper­eigene Insulinsekretion. Diese Werte stiegen auch bei einem Patienten aus der Placebo-Gruppe an, der im Verlauf der Studie überraschenderweise an einer akuten Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) erkrankt war. Solche Infektionen sind bekanntermaßen ebenfalls TNF-Trigger. Dagegen wurde bei den anderen mit Placebo behandelten Patienten keine Veränderung der Blutwerte gemessen. Das be­richten die Wissenschaftler im Fachblatt »Plos one« (doi: 10.1371/journal.pone.0041756).

 

Faustman und ihr Team nehmen an, dass sowohl die BCG-Impfung als auch eine EBV-Infektion die dem Typ-1-Diabetes zugrunde liegende Autoimmun­erkrankung vorübergehend so modifizieren können, dass die Inselzellen im Pankreas wieder Insulin produzieren. Die Langzeitwirkung häufigerer BCG-Injektionen wollen die Forscher jetzt in einer Studie mit mehreren hundert Patienten untersuchen.

 

Der Diabetologe Professor Dr. Helmut Schatz kommentiert die Studie in einem Blog auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie zurückhaltend. Zwar habe dieser Versuch die Bestätigung geliefert, dass sich auch nach über einem Jahrzehnt im Körper von Typ-1-Diabetikern noch Zellen finden, die zur Insulinproduktion fähig sind. In welchem Ausmaß sich diese nach Unterdrückung der körpereigenen Immunvorgänge regenerieren könnten, bleibe jedoch abzuwarten. Schatz zitiert Jeffrey Brewer von der Juvenile Diabetes Foundation: »Die Heilung des Typ-1-Diabetes rückt in Reichweite, aber es wird ein Marathon sein, nicht ein Sprint.« / 

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