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Neuroenhancer

Modafinil stärkt Gehirnleistung

Datum 26.08.2015  10:13 Uhr

Von Annette Mende / Das Psychostimulans Modafinil, zugelassen ausschließlich zur Behandlung der Narkolepsie, wird off-Label häufig als Neuroenhancer eingesetzt. Daten zur Wirksamkeit in dieser Indikation fehlten jedoch bisher. Eine Metaanalyse zeigt nun: Modafinil stärkt tatsächlich die Gehirnleistung. Das wirft ethische Fragen auf.

Modafinil (Vigil® und Generika) ist ein Sympathomimetikum mit zentralem Angriffspunkt. Es kurbelt im Kortex die Katecholamin-Freisetzung an, erhöht indirekt die Konzentrationen von Sero­tonin, Glutamat, Orexin und Histamin und senkt den GABA-Spiegel im Gehirn. Menschen mit exzessiver Schläfrigkeit hilft die Einnahme von Modafinil gegen den imperativen Schlafdrang. Daneben ist der Arzneistoff wohl der am häufigsten ohne Verordnung eingesetzte Neuroenhancer, vermuten Dr. Ruairidh McLennan Battleday und Dr. Anna-Katharine Brem von der Universität Oxford.

Die beiden Neurowissenschaftler werteten die Evidenz zum Einsatz von Modafinil bei Menschen ohne Schlafstörung aktuell in einer Metaanalyse im Fachjournal »European Neuropsychopharmacology« aus (DOI: 10.1016/j. euroneuro.2015.07.028). Eingang fanden 24 placebokontrollierte Studien, die im Zeitraum von 1990 bis 2014 veröffentlicht worden waren. Sie hatten sich mit dem Einfluss der Modafinil-Einnahme auf diverse kognitive Fähigkeiten beschäftigt, darunter Planung und Entscheidungsfindung, Flexibilität, Lernen und Gedächtnis sowie Kreativität.

 

Es stellte sich heraus, dass Modafinil umso besser wirkte, je langwieriger und komplizierter die getestete Auf­gabe war. Auf Arbeitsgedächtnis und gedankliche Flexibilität hatte es so gut wie keinen Einfluss, dagegen verbesserte es Entscheidungsfindung und Planung. Effekte auf die Stimmung und andere Nebenwirkungen wurden nur selten berichtet, in einigen Fällen kam es sowohl unter Modafinil als auch unter Placebo zu Schlaflosigkeit, Kopf- oder Bauchschmerzen oder Übelkeit.

 

Problematisch war aus Sicht der Autoren, dass insbesondere die älteren Studien sehr einfache, ursprünglich für die Beurteilung von neurologisch beeinträchtigten Probanden entwickelte Kognitionstests verwendet hatten. Um die Wirkung von Modafinil auf Menschen ohne Beeinträchtigung genauer zu spezifizieren, sei daher die Entwicklung anderer Tests erforderlich. Zudem werfe der Wirksamkeitsbeleg von Modafinil als Neuroenhancer die Frage auf, ob der Arzneistoff überhaupt ohne Not zur Steigerung der Gehirnleistung verwendet werden sollte: »Modafinil ist dafür nicht zugelassen und wird es auch nicht werden, da dies den Regeln der Zulassungs­behörden widerspräche.« /

Kommentar

Kaffee statt Tabletten

Nun also doch? Gibt es tatsächlich den Turbo-Zünder für anspruchsvolles Gehirnjogging? Ganz ausgeschlossen scheint das nach dem, was Battleday und Brem nach systematischer Suche in der Literatur fanden, nicht mehr zu sein. Aber cave! Es lauert die Möglichkeit einer gefährlichen Fehlinterpreta­tion in der Botschaft dieser Arbeit. Denn zugelassen ist der rezeptpflichtige Wirkstoff Modafinil für eine Steigerung der Gedächtnisleistung bei Gesunden natürlich nicht. Schließlich sind systematische Reviews kein hinreichendes Argument für eine Arzneimittelzulassung. Dazu bedarf es immer noch eines klaren Wirksamkeitsnachweises in kontrollierten klinischen Studien. Und an dieser anspruchsvollen Front scheint sich derzeit nichts zu tun. Zudem ist die Substanz auch alles andere als harmlos – eine schwere Hypothek für einen Wirkstoff, der dann zur Anwendung beim gesunden Menschen gedacht wäre.

 

Daher muss auch nach dieser Publikation die seriöse Empfehlung lauten, die Hände von Mitteln zu vermeintlichen Steigerung der Hirnleistung zu lassen. Wer meint, einen Motivationsschub für anspruchsvolle geistige Leistungen nötig zu haben, der sollte besser beim gelegentlichen Konsum eines guten Kaffees bleiben. Der steht zumindest nicht auf der Dopingliste.

 

Professor Dr. Theo Dingermann

Universität Frankfurt am Main

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