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Bestandsmarkt

Kasse sieht großes Sparpotenzial

27.08.2014  09:40 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Die Nutzenbewertung für Arzneimittel auf dem sogenannten Bestandsmarkt hat die Politik aus rechtlichen Gründen gestoppt. Der Bremer Universitäts­professor Gerd Glaeske hat einige Präparate nun mit Unterstützung der Techniker Krankenkassen (TK) selbst unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Viele patentgeschützte Arzneimittel haben keinen Zusatznutzen für die Patienten.

Für den TK-Bestandsmarktreport hat das Team rund um Glaeske insgesamt 17 Wirkstoffe überprüft, die alle vor 2011 auf den Markt gekommen waren. Damals war das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) in Kraft getreten, das für alle neuen Medikamente eine frühe Nutzenbewertung mit anschließenden Preisverhandlungen vorsieht.

 

Ursprünglich sollten auch bereits auf dem Markt befindliche Präparate ihren Nutzen unter Beweis stellen müssen. Im April 2014 hatte die Politik dieses Verfahren jedoch mit Verweis auf rechtliche Bedenken eingestellt. TK-Chef Jens Baas kann diese Entscheidung nachvollziehen. Die Hände in den Schoß legen dürfe man deshalb jedoch nicht, sagte er vergangene Woche bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Baas sieht nun die Kassen in der Pflicht, den Bestandsmarkt genauer zu untersuchen.

 

Drei Wirkstoffgruppen

 

Die TK-Studie konzentriert sich auf Mittel aus insgesamt drei Wirkstoffgruppen, darunter neue orale Antikoagulanzien, Antidiabetika und antirheumatisch wirksame Biologika. Die Wissenschaftler untersuchten dabei den Nutzen im Vergleich zu anderen Arzneimitteln und setzten diese Bewertung in Relation zu den Kosten für die Präparate. Ihre Ergebnisse stellten sie anschließend in Form einer Ampel dar. »Keines der untersuchten Arzneimittel wurde dabei mit Grün bewertet«, so Baas.

 

Bei den Biologika und den Gerinnungshemmern scheint es der Studie zufolge zwar Vorteile etwa mit Blick auf Wirksamkeit und Verträglichkeit zu geben. »Die Evidenz ist jedoch nicht eindeutig oder die beobachteten Verbesserungen fallen gering aus.« Die Diabetesmittel fielen bei der Bewertung sogar komplett durch. Bei keinem der Präparate konnten die Forscher einen relevanten Zusatznutzen erkennen. Zwei dieser Arzneimittel haben die Unternehmen inzwischen bereits vom Markt genommen.

 

Die Ergebnisse aus dem Bestandsmarktreport will die TK vor allem Ärzten zur Verfügung stellen. Diese benötigten »evidenzbasierte und vergleichende Informationen, um die Aussagen pharmazeutischer Unternehmen zu ihren Produkten besser einordnen zu können«, sagte Studienautor Glaeske. Dem Report zufolge könnten die Krankenkassen jährlich bis zu 2 Milliarden Euro sparen, würden patentgeschützte Arzneimittel auf dem Bestandsmarkt konsequent überprüft und Me-too-Präparate häufiger gegen bewährte Generika ausgetauscht.

 

Symbolische Debatte

 

Die Hersteller halten die Studie für wenig aussagekräftig. So sei die frühe Nutzenbewertung nach den Vorgaben des AMNOG ein kompliziertes Verfahren, das rund 18 Monate in Anspruch nehme, heißt es beim Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI). Glaeske behaupte, eine solche Bewertung für ganze 17 Wirkstoffe erstellt zu haben. Damit sei klar, »dass es sich wohl kaum um eine tragfähige wissenschaftliche Auswertung handeln kann«, sagte BPI-Haupt­geschäftsführer Henning Fahrenkamp.

 

Der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) sieht in der Studie eine symbolische Debatte über Einsparungen. Schließlich habe die Politik bewusst auf eine Bewertung des Bestandsmarkts verzichtet, im Gegenzug aber Preismoratorium und erhöhten Herstellerrabatt verlängert, so vfa-Chefin Birgit Fischer. Damit sparten die Kassen in diesem Jahr rund 2 Milliarden Euro zulasten der Unternehmen. /

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