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Friedrich Wilhelm Hasenclever

Offizinapotheker und Großindustrieller

Datum 10.08.2009  15:03 Uhr

PZ-Originalia

In der Rubrik Originalia werden wissenschaftliche Untersuchungen und Studien veröffentlicht. Eingereichte Beiträge sollten in der Regel den Umfang von zwei Druckseiten nicht überschreiten und per E-Mail geschickt werden. Die PZ behält sich vor, eingereichte Manuskripte abzulehnen. Die veröffentlichten Beiträge geben nicht grundsätzlich die Meinung der Redaktion wieder.

1834 wurde Hasenclever Assistent Mitscherlichs und legte mit dieser Tätigkeit »den Grund zu dem wissenschaftlichen Geiste[,] mit dem er alle seine späteren industriellen Unternehmungen betrieb.« (3) Obwohl Bönninghoff eine Promotion Hasenclevers zum »Dr. phil.« erwähnt, ließ sich eine Promotion jedoch nicht nachweisen (4), vermutlich liegt hier eine Verwechslung mit seinem Sohn vor.

 

Der Offizinapotheker

 

1836 zog Hasenclever nach Aachen und wurde dort »am 17. Dezember 1836 [. . .] als Apotheker erster Klasse approbiert, nachdem er zuvor in Berlin das Apothekerexamen abgelegt hatte.« (5) Anschließend trat er in die 1649 gegründete Monheimsche Apotheke unter Dr. Johann Peter Josef Monheim ein und war daneben auch in dessen chemischer Fabrik tätig. Am 1. Januar 1840 kaufte Hasenclever die Koenigs-Apotheke in Burtscheid bei Aachen von Philipp Kayser, die damals in der Hauptstraße lag (5, S. 146). Nebenher erteilte er Unterricht in Chemie und Physik. Da die Aachener Regierung die Anzahl der Burtscheider Apotheken verringern wollte, einigten sich Hasenclever und sein Konkurrent darauf, dass er gegen eine Abfindung von 1000 Talern seine Apotheke verlegte (6). Am 13. September 1842 erhielt Hasenclever die Konzession für eine Apotheke in Aachen, die sich in der früheren Hochstraße, der heutigen Theaterstraße, befand. Die neue Lage der Apotheke brachte für ihn jedoch keine wirtschaftliche Verbesserung. Dank zahlreicher chemischer Analysen, die er »für die Gesellschaft für Bergbau und Zinkindustrie Stollberg sowie für die Galmeibergwerke in Altenberg« durchgeführt hatte, besaß Hasenclever viele Kontakte zur Industrie, die er durch Vorträge noch intensivieren konnte.

 

1840 hatte er die Tochter des Apothekers Johannes Gustav Tilger, Julie (1806–1876), in Gevelsberg geheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Robert Wilhelm (1841–1902) und Bertha. Robert begann bereits mit 16 Jahren in Karlsruhe ein Studium der Chemie, Physik, Mineralogie, Geologie, Technologie und des Maschinenbaus (7).

 

Ein Unternehmen entsteht

 

Gemeinsam mit den Altenberger Industriellen Max Braun und Eugène Godin gründete Hasenclever 1852 die Soda- und Schwefelsäurefabrik Hasenclever und Co. in Stolberg. Seine Apotheke verkaufte er 1852 an den aus Breslau stammenden Ludwig Koenig (6). 1856 wurde die Sodafabrik Hasenclever und Co. in die Aktiengesellschaft »Chemische Fabrik Rhenania« umgewandelt. Unter dem Generaldirektor Hasenclever entwickelte sie sich rasch zu einem Unternehmen, das sich auch gegen die starke englische Konkurrenz durchzusetzen vermochte. Hasenclever hatte eine Methode erarbeitet, »aus feingepulverter Zinkblende Schwefelsäure herzustellen«, wofür er die in den Bergwerken der Umgebung reichlich vorhandene Zinkblende verwendete. Einen zusätzlichen Aufschwung der Rhenania ermöglichte 1863 die Schwefelregeneration aus den Rückständen der Sodagewinnung. Als erste deutsche Fabrik lieferte die Rhenania »aus der Sodafabrikation so eine bedeutende Schwefelquelle [. . . ], deren Ausbeute wieder zur Schwefelgewinnung herangezogen werden konnte« (7, S. 26). Nur ein Jahr später widmete sich das Unternehmen auch der Produktion von Bariumchlorid, Wasserglas, Mineraldünger und Glaubersalz. Zu dieser Zeit trat Robert Wilhelm Hasenclever als Fabrikationsleiter in die väterliche Fabrik ein.

 

Im Vergleich zu seinen Leistungen als Unternehmer ist Hasenclevers wissenschaftliches Werk schmal, fälschlicherweise schreiben mehrere Lexika ihm die Veröffentlichung »Ueber Concentration von Schwefelsäure« zu, die jedoch von seinem Sohn Robert stammt (8). Im Rahmen seiner Mitgliedschaft des »Naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande und Westphalens« trug Hasenclever in der 22. General-Versammlung seine Untersuchungsergebnisse zu den »Meteoriten von Aachen« vor (9).

 

Herausragende Persönlichkeit

 

Unter ihm entwickelte sich die »Rhenania« zu einem der bedeutendsten europäischen Unternehmen. Neben seinem beruflichen Engagement zeichnete sich Hasenclever auch in anderen Bereichen aus, so war er Oberst der Aachener und Burtscheider Feuerwehr (5, S. 154). Für seine Verdienste als Unternehmer wurde er mit dem »Roten Adlerorden IV. Klasse« ausgezeichnet. 1867 gehörte er der Jury der Pariser Weltausstellung an. Hasenclever verstarb am 25. Dezember 1874 an einer Lungenentzündung. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Robert die Leitung der Rhenania und führte diese erfolgreich weiter.

Quellen und Literatur

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Es handelt sich dabei wohl um das 1643 gegründete Laurentianum, das 1712 das »erste Vollgymnasium im kurkölnischen Sauerland« wurde. http://serverconf.de/content/view/14/64/.

Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studirenden auf der Königlichen Friedrich-Wilhelms Universität zu Berlin (1831). S. 13.

Landolt, H., Nekrolog. Friedrich Wilhelm Hasenclever, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin 8 (1875), 703–706, hier 704.

Mitteilung des Leiters des Universitätsarchivs der Humboldt-Universität Berlin, Herrn Dr. W. Schultze, vom 5. Juni 2009.

Bönnighoff, A., Die Geschichte des Apothekerwesens der Stadt Aachen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Diss. Med. Bochum 1980, S. 153.

Schiffers, H., Geschichte der Aachener Apotheken, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 71 (1959), 62–71.

Meuthen, H., Hasenclever. Friedrich Wilhelm, in: Neue deutsche Biographie 8 (1969), 25f.

Hasenclever, R. W., Ueber Concentration von Schwefelsäure, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (1872), 502–508.

Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande und Westphalens. 22. Correspondenzblatt, Nr. 2. Bonn 1865, 66f.

 

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. Ch. Friedrich

Institut für Geschichte der Pharmazie

Roter Graben 10

35032 Marburg

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