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Chikungunya-Fieber

Das Virus erreicht die USA

30.07.2014  11:01 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Zum ersten Mal sind zwei autochthone, also lokal erworbene Infektionen mit dem Chikungunya-Virus in den USA nachgewiesen worden. Experten befürchten den Ausbruch einer Epidemie an der Golfküste. Auch die Einschleppung des Virus nach Europa ist möglich.

Die beiden Fälle traten im Bundesstaat Florida auf, einer im Miami-Dade County und einer im Palm Beach County, wie die dortige Gesundheitsbehörde meldete. Eine weitere Verbreitung ist dort möglich, da in Florida zwei Arten von Mücken heimisch sind, die das Virus übertragen.

Was passieren kann, wenn ein Virus neue Regionen erreicht, sei derzeit in der Karibik zu beobachten, erklärt Peter Hotez vom Baylor College of Medicine in Houston gegenüber dem Wissenschaftsmagazin »New Scientist«: »Wir sehen ein epidemisches Durchfegen durch eine naive Bevölkerung mit einer sehr hohen Fallzahl in der Dominikanischen Republik und den umgebenden Ländern.«

 

Das Chikungunya-Virus hatte die Karibik erstmals im vergangenen Winter erreicht und dort für einen verheerenden Ausbruch gesorgt. Insgesamt 442 000 Menschen sollen inzwischen erkrankt sein. Am stärksten betroffen sind die Dominikanische Republik, in der 250 000 Menschen erkrankten, sowie Guadeloupe, Haiti und Martinique mit jeweils 50 000 bis 60 000 Fällen. »Es gibt Gründe für die Annahme, dass wir eine ähnliche Epidemie auch entlang der US-Golfküste sehen könnten, eventuell im Spätsommer oder Ende dieses Jahres«, sagt Hotez.

 

Karibikreisende mit Infektionen

 

Auch nach Europa könnte das Virus eingeschleppt werden. Die Zahl der Chikungunya-Virus-Infektionen habe bei Reiserückkehrern aus der Karibik in den vergangenen Monaten zugenommen, berichtete das Robert-Koch-Institut (RKI) im »Epidemiologischen Bulletin« Anfang Juni. Bis Ende Mai wurden dem RKI insgesamt 18 derartige Fälle berichtet. Nach Frankreich wurden in diesem Jahr sogar 475 Infektionen mit dem Virus importiert, wie das Institut de veille sanitaire berichtet. Experten des Instituts warnen, dass nun die Bedingungen für eine Epidemie in Südfrankreich gegeben seien, da die Mückenpopulationen wachsen und Reisende von den französischen Karibik-Inseln zurückkehren.

 

Derzeit gibt es weder eine Impfung noch eine spezifische Therapie gegen Chikungunya-Fieber. Typische Symptome der normalerweise nicht tödlich verlaufenden Erkrankung sind hohes Fieber, starke Gelenkschmerzen sowie Kopf-, Rücken- und Gliederschmerzen. Reisende in Endemiegebiete können ihr Infektionsrisiko nur durch einen konsequenten Mückenschutz verringern. Überträger sind vor allem die Mückenarten Aedes aegypti und Aedes albopictus. Eine verwandte Art, Aedes japonicus, die das Virus möglicherweise auch übertragen kann, hat sich in Deutschland fest etabliert, meldete das Friedrich-Löffler-Institut im Juni. /

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