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30.07.2013 16:51 Uhr |
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Multiple Sklerose: Myelin-Pflaster reduziert Schübe
PZ / Ein Pflaster mit Myelin-Peptiden kann die Schwere neurologischer Schäden und die Anzahl von Krankheitsschüben bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) reduzieren. Das zeigt eine kleine Studie polnischer Wissenschaftler, die aktuell im Fachjournal »JAMA Neurology« erschienen ist (doi: 10.1001/jamaneurol.2013.3022). Wissenschaftler um Dr. Krzysztof Selmaj von der Medizinischen Universität Lodz verabreichten MS-Patienten über ein Pflaster bestimmte Peptide des Myelin-Basisproteins (MBP), des Myelin-Oligodendrozyten-Glykoproteins (MOG) und des Proteolipid-Proteins (PLP). Einige Peptidsequenzen dieser Proteine sind höchstwahrscheinlich für die Autoimmunreaktion bei MS verantwortlich: Sie sind Angriffspunkt körpereigener Antikörper, die Nervenfasern-umhüllende Myelinscheiden abbauen. Die 30 teilnehmenden Patienten waren zwischen 18 und 55 Jahren alt und im Durchschnitt seit mehr als acht Jahren an MS erkrankt. Alle hatten im Jahr zuvor einen oder mehrere Schübe erlitten und seit drei Monaten keine Basistherapie mehr erhalten. 16 Patienten behandelten die Ärzte mit einem Pflaster mit jeweils 1 Milligramm jedes Peptids. Vier Patienten bekamen ein Hochdosispflaster mit je 10 Milligramm, um die Sicherheit der Therapie zu testen. Zehn weitere Patienten erhielten ein wirkstofffreies Pflaster. Zu Beginn wechselten die Patienten das Pflaster vier Wochen lang einmal wöchentlich, danach monatlich. Nach einem Jahr Therapie fand das Forscherteam per Magnetresonanztomografie (MRT), dass sich die Zahl der Läsionen mit aktiver Entzündung im Gehirn bei den mit dem Myelin-Pflaster behandelten Patienten im Vergleich zu Placebo um 66,5 Prozent reduziert hatte. Auch die Zahl und das Volumen der MS-typischen sogenannten T2-Läsionen waren im MRT bei den Patienten mit wirkstoffhaltigem Pflaster um fast 70 Prozent beziehungsweise 20 Prozent niedriger als bei Probanden der Placebo-Gruppe. Klinisch relevant war, dass die jährliche Schubrate der Patienten mit Myelin-Pflaster mit 0,43 signifikant niedriger lag als in der Placebo-Gruppe (1,4). Bei keinem Studienteilnehmer traten schwerwiegende Nebenwirkungen auf. 20 Prozent der Patienten, die eines der beiden unterschiedlich dosierten Myelin-Pflaster erhielten, berichteten über leichte Hautreaktionen wie Rötung und Jucken. Der selektive Angriff an den Myelinscheiden wäre – falls sich die Ergebnisse im größeren Patientenkollektiv bestätigen – ein neuer Ansatz in der MS-Therapie. Bislang beruht die Basistherapie auf einer Beeinflussung des gesamten Immunsystems, deren Nebenwirkungen die Patienten teilweise sehr stark belasten.
Resistenzen: Antibiotika-Einsatz gezielt senken
PZ / Einfach nur weniger Antibiotika zu verschreiben, hilft nicht viel gegen die Ausbreitung von Resistenzen. Stattdessen müssen gezielt diejenigen Wirkstoffe eingespart werden, die Treiber von Resistenz-Entwicklungen sind. Das ist das Ergebnis einer Studie französischer Forscher, die aktuell in der Online-Ausgabe des Fachjournals »Antimicrobial Agents and Chemotherapy« erschienen ist (doi: 10.1128/AAC.00711-13). Die Wissenschaftler um Laura Temime vom Conservatoire National des Arts et Metiers in Paris werteten das Ergebnis eines nationalen Programms aus, das in Frankreich in den Jahren 2002 und 2003 zu einer 10-prozentigen Reduktion der eingesetzten Antibiotika-Menge führte. Der Effekt auf die Ausbreitung Methicillin-resistenter-Staphylococcus-aureus-(MRSA)-Stämme blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. »Der Erfolg solcher Programme hängt davon ab, welche Antibiotika seltener eingesetzt werden, denn einige selektieren Resistenzen stärker als andere«, sagte Temime in einer Pressemitteilung der American Society for Microbiology. So führe beispielsweise eine Reduktion der Clindamycin- und Methicillin-Verordnungshäufigkeit zu einer deutlichen Abnahme von MRSA. Einsparungen bei Penicillinen fielen hingegen nicht ins Gewicht, da die meisten MRSA-Stämme ohnehin bereits gegen Penicilline unempfindlich seien. In Frankreich reduzierte sich die eingesetzte Penicillin-Menge bei stationär behandelten Patienten im Rahmen des Programms um 68 Prozent, dem gegenüber stand ein 9-prozentiger Anstieg der Fluorchinolon-Verordnungen.
EMA spricht Zulassungsempfehlungen aus
PZ / Ein Expertengremium der europäischen Arzneimittelagentur EMA hat einige neue Präparate für die Zulassung in der EU vorgeschlagen. Darunter befindet sich Afatinib (Giotrif®) für die Behandlung von Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC), deren Tumoren eine bestimmte Mutation des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) aufweisen. Gute Aussichten auf die EU-Zulassung hat auch ein weiterer DPP-4-Hemmer: Alogliptin. Als Monopräparat Vipidia®, in Kombination mit Metformin als Vipdomet® und in Kombination mit Pioglitazon als Incresync® erhielt er die Zulassungsempfehlung zur Behandlung bei Typ-2-Diabetes. Auch das Cobicistat-haltige Monopräparat Tybost® erhielt eine solche Empfehlung. Den Wirkstoff kann man mit Ritonavir vergleichen. Es ist ein Hemmstoff des Cytochrom-P450-Isoenzyms CYP3A, der als Booster für die HIV-Wirkstoffe Atazanavir und Darunavir wirken soll. Eine eigene antivirale Aktivität gegen das HI-Virus besitzt er nicht. Im bereits zugelassenen Präparat Stribild® ist Cobicistat enthalten und boostert in diesem die Wirkung des neuen HIV-Integrasehemmers Elvitegravir. Last but not least erhielt auch die Kombination aus Glycopyrroniumbromid und Indacaterol (Ultibro® Breezhaler® und Xoterna® Breezhaler®) eine Zulassungsempfehlung für die Behandlung von COPD-Patienten. Als Monopräparate sind die beiden Wirkstoffe schon seit Längerem zugelassen. /