Ab zum Kardiologen! |
25.07.2018 09:39 Uhr |
Von Annette Mende / Eine erektile Dysfunktion (ED) ist kein rein sexuelles Problem, sondern deutet auf eine zugrundeliegende Herz-Kreislauf-Erkrankung hin. Männer mit ED sollten diese daher zum Anlass nehmen, sich einer umfassenden kardiovaskulären Risikobeurteilung zu unterziehen.
Diesen Rat geben die Autoren einer im Fachjournal »Circulation« erschienenen Arbeit um Iftekhar Uddin von der Johns Hopkins University in Baltimore. Ihrer Untersuchung zufolge haben Männer mit ED ein mindestens doppelt so hohes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Männer ohne Erektionsschwäche (DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.118. 033990).
Eine erektile Dysfunktion ist kein rein sexuelles Problem, sie kann auf bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeuten und sollte abgeklärt werden.
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Es gibt verschiedene Faktoren, die einerseits das Risiko für eine ED erhöhen, gleichzeitig aber auch das für Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, darunter Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen. Auch die auslösenden Pathomechanismen – eine Dysfunktion des Gefäßendothels, Entzündung und Atherosklerose – sind identisch. Trotz dieser Zusammenhänge war bislang nicht eindeutig belegt, dass eine ED einen unabhängigen Risikofaktor für kommende kardiovaskuläre Ereignisse darstellt.
Diesen Beleg erbrachten die Autoren nun anhand der prospektiven US-amerikanischen Kohortenstudie MESA (Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis). 1757 männliche, im Schnitt 69 Jahre alte Teilnehmer der MESA-Studie wurden dafür knapp vier Jahre lang beobachtet. Die Fragestellung war, ob es bei Männern, die auf einem Fragebogen angaben, »nie« oder »manchmal« eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu haben, häufiger zu einem Herzinfarkt, Herzstillstand oder Schlaganfall kam als bei Männern, die nicht von einer ED berichteten. Das war eindeutig der Fall: 6,3 Prozent der Männer mit ED erlebten ein kardiovaskuläres Ereignis gegenüber 2,6 Prozent der Männer ohne ED. Auch unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie Alter, Rauchen, Diabetes, kardiovaskuläre Familienanamnese, Bluthochdruck und Cholesterolspiegel war das Risiko noch knapp doppelt so hoch (Hazard Ratio 1,9).
Männer sollten sich darüber im Klaren sein, dass eine ED ein Anzeichen für ein massiv erhöhtes kardiovaskuläres Risiko darstellt, so Seniorautor Dr. Michael Blaha in eine Mitteilung der Universität. Es sei unglaublich, wie viele Männer den Gang zum Arzt scheuten und die ersten Anzeichen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ignorierten. Die Erstvorstellung aufgrund von ED sei eine »wunderbare Gelegenheit«, bislang unerkannte Hochrisiko-Patienten zu identifizieren. /