Aufhören |
26.07.2017 10:10 Uhr |
Auf das Rauchen zu verzichten ist der effektivste Weg, dessen tödliche Folgen zu vermeiden. Das wissen so gut wie alle Raucher, aber aus eigener Kraft schaffen es trotzdem nur sehr wenige, der Zigarette zu entsagen. Hilfe muss also her, doch die Tabakentwöhnung fristet in Deutschland ein Schattendasein. Die deutschen Pneumologen haben das erkannt und wollen die Tabakentwöhnung verstärkt umsetzen. Sie empfehlen ihren ärztlichen Kollegen, allen Rauchern einen Test der Lungenfunktion anzubieten. Wenn die Lunge schon erkrankt ist, sollten die Betroffenen zu einer strukturierten Raucherentwöhnung motiviert werden.
Aus medizinischer Sicht ist das sinnvoll. Das Problem ist, dass weder die Verhaltenstherapie noch die medikamentöse Unterstützung der Entwöhnung von der Krankenkasse bezahlt werden – obwohl beide bewiesenermaßen wirksam sind und in der entsprechenden Leitlinie empfohlen werden (lesen Sie dazu Tabakentwöhnung: Effizient, aber nicht erstattungsfähig). Die benötigten Medikamente bezeichnet der Gesetzgeber als Lifestyle-Arzneimittel und nimmt sie explizit von der GKV-Erstattung aus. Dabei ist Rauchen kein Lifestyle-Problem, sondern – zumindest bei bestehender Nikotinabhängigkeit – eine Suchterkrankung. Deshalb sollten Betroffene ein Recht auf eine Therapie zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung bekommen. Bislang ist das nicht vorgesehen. Der Gemeinsame Bundesausschuss hatte 2008 zwar einen Vorstoß unternommen, dies zu ändern und eine strukturierte Tabakentwöhnung für Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung erstattungsfähig zu machen. Doch das wurde vom Bundesministerium für Gesundheit unterbunden. Dabei wäre dieser Schritt so wichtig gewesen, um das enorme Missverhältnis zwischen dem medizinischen Nutzen der Tabakentwöhnung und dessen Umsetzung endlich zu beenden.
Viele Raucher, und nicht nur solche mit einer Lungenerkrankung, wollen aufhören. Das zeigt eine aktuelle Befragung im Auftrag der ABDA. Fast die Hälfte der Tabakkonsumenten will sich demnach das Rauchen abgewöhnen. Hilfe können sie in den Apotheken bekommen. Ohne Frage ist die Apotheke die niederschwelligste Institution, die Verhaltenstipps geben und über Angebote wie die Nikotinersatztherapie informieren oder auf Selbsthilfegruppen hinweisen kann. So werden aus Rauchern Nichtraucher in spe, denen es gelingt, ihr Laster trotz aller Widrigkeiten zu besiegen.
Christina Hohmann-Jeddi
Ressortleitung Medizin