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Großbritannien

Ungewisse Zukunft für Apotheker

13.07.2016  09:02 Uhr

Von Jennifer Evans / Wegen des überraschenden Rücktritts des britischen Gesundheitsministers Alistair Burt sind die Apotheker in Sorge. Gerade hatten sie mit einer Petition an die Regierung Kritik an Budget-Kürzungen im Gesundheitssektor und der somit drohenden Schließung von 3000 Apotheken geübt. Da verlässt der für die Apotheker zuständige Minister im September sein Amt.

Brisant ist Alistair Burts Rücktrittszeitpunkt deswegen, weil dieser einen Monat vor dem geplanten Inkrafttreten der Sparpläne liegt. Darin sind Honorarkürzungen von 170 Millionen Pfund (rund 203 Millionen Euro) für die Apotheker bei der Abgabe von Arzneimitteln vorgesehen und somit nach Schätzung von Experten die Existenz von rund 3000 Apotheken im Land bedroht. Gegen dieses Vorhaben ist die britische Apothekervereinigung National Pharmacy Association (NPA) auf die Barrikaden gegangen. In einem Petitionsschreiben hatte sie Premierminister David Cameron Ende Juni 2 Millionen Unterschriften gegen die vorgesehenen Kürzungen vorgelegt.

Obwohl die britische Apothekerschaft nicht immer einer Meinung mit dem konservativen Politiker Burt war, wenn es um die Zukunft der öffentlichen Apotheken ging, schien die Zusammenarbeit zuletzt auf einem guten Weg zu sein. Laut Pharmacy Voice, einer Vereinigung von Berufsverbänden und Fachgesellschaften der Apothekerschaft, hat Burt »in den vergangen Jahren viel über unseren Berufssektor gelernt«. Die Vereinigung hofft nun, dass auch sein Nachfolger die Bedeutsamkeit der öffentlichen Apotheken zum Patientenwohl sowie für die Zukunft des Gesundheitssystems immer wieder bekräftigen wird. »Wir jedenfalls werden der Regierung weiter unsere Vision von Apotheke näherbringen«, teilte Pharmacy Voice mit.

 

Großer Widerstand

 

Seit das Gesundheitsministerium und der britische Gesundheitsdienst National Health Service im Dezember 2015 die Sparpläne ankündigten, gibt es großen Widerstand. Mit der Kampagne »Unterstütze deine örtliche Apotheke« hatte die NPA in kürzester Zeit die Unterschriftenaktion gestartet.

 

»Es handelt sich hierzulande um die größte Petition im Gesundheitswesen aller Zeiten«, heißt es im NPA-Schreiben an den Premierminister. Die Apothekerschaft hält das Vorhaben der Regierung für »ein gefährliches Experiment«, das den Zugang zur medizinischen Versorgung erschwere. »Die Menschen schätzen eine Versorgung von Angesicht zu Angesicht.« Der von der Regierung geplante Versorgungsausbau über das Internet ist nach Ansicht der Apothekervereinigung keine Alternative. Damit sei kein sicheres Medikationsmanagement für die Patienten gewährt, heißt es im Schrei­ben an Cameron. /

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