Auf Gehaltswünsche richtig reagieren |
04.07.2018 09:57 Uhr |
Von Rolf Leicher / Mitarbeiter kennen ihren Wert und kommen irgendwann mit Gehaltswünschen zum Chef. In den Verhandlungen über eine Lohnanpassung ist gute Vorbereitung und viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Ein Gehaltsgespräch ist meist für beide Seiten unangenehm. Der Apotheker fürchtet, seinen Angestellten zu verlieren, wenn er den Gehaltswunsch ablehnt. Gibt er hingegen nach, fühlt er sich unter Umständen erpresst. Der Mitarbeiter auf der anderen Seite ist vielleicht auf mehr Gehalt angewiesen und sieht sich im Falle einer Absage nach einer anderen Stelle um, auch wenn ihm der Wechsel schwerfällt.
Für Gehaltsgespräche sollten zwei Termine geplant werden: Einen um die beidseitigen Vorstellungen zu eruieren und einen für das Angebot.
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Grundsätzlich sollten für das Gehaltsgespräch zwei Termine geplant werden. Beim ersten Treffen werden die Wünsche des Mitarbeiters besprochen, es wird über Maximal- und Minimalvorstellungen diskutiert, man legt sich aber noch nicht fest. Auf das Zweitgespräch muss sich der Apotheker gut vorbereiten: Er macht Vorschläge, bietet einen Kompromiss an und liefert eine überzeugende Begründung.
Die Entscheidung über ein besseres Gehalt sollte sich immer nach der Leistung des Mitarbeiters richten. Regelmäßige Personalbeurteilungen sind eine gute Grundlage für die Entscheidung, auch mit Blick auf das gesamte Team. Denn Gehaltserhöhungen sprechen sich unter Kollegen schnell herum. Hängt die Anhebung von einer zusätzlichen Leistung des betreffenden Mitarbeiters ab, wird das als gerecht empfunden. Gehaltsunterschiede bei Angestellten mit gleichem Leistungsniveau sind für das Team hingegen schwer nachvollziehbar und schaffen Unruhe.
Klar ist: Persönliche Beziehungen dürfen nicht zum entscheidenden Kriterium für die Gehaltsaufbesserung werden, es geht ausschließlich um die erbrachte Arbeit. Das Gehaltsniveau gerät ebenfalls aus den Fugen, wenn eine langjährige Mitarbeiterin erfährt, dass eine Kollegin, die erst kurz dabei ist, mehr Gehalt bekommt, nur weil sie sich gut »verkauft« hat.
Manchmal kommt der Gehaltswunsch eines Mitarbeiters jedoch schlichtweg zur falschen Zeit und der Apotheker kann ihn nicht erfüllen. Grundsätzlich gilt: Bei hervorragendem Betriebsklima in der Apotheke sind die Gehaltsansprüche etwas gedämpfter und die Mitarbeiter eher zu einem Kompromiss bereit. Wenn alle Parameter am Arbeitsplatz stimmen, wird auch die Gehaltsfrage die Angestellten nicht so schnell zur Kündigung bewegen. Sehr gute Arbeitsbedingungen in der Apotheke sind zwar keine Alternativen für eine Gehaltserhöhung. Aber sie machen es den Mitarbeitern schwer, schnell zu kündigen und nur wegen ein paar Euro mehr woanders zu arbeiten. Das Wohlfühlklima relativiert Gehaltswünsche.
Gute Begründung wichtig
Damit eine Absage akzeptiert wird, muss sie nachvollziehbar und detailliert begründet werden. Für Informationen zum Hintergrund der Absage braucht man Zeit, Gehaltsverhandlungen gehen nicht im Eiltempo. Der Apotheker sollte die Situation transparent machen, dann wird der Mitarbeiter seine Forderung noch einmal überdenken oder kompromissbereit sein. Der Appell an das bloße Verständnis des Angestellten ist allerdings wirkungsschwach. Stattdessen sollte der Apotheker Verständnis für die Enttäuschung des Mitarbeiters äußern.
Nicht selten berichtet der Mitarbeiter auch in seiner Familie und im Freundeskreis über die Absage, dadurch könnte ein Image-Schaden für die Apotheke entstehen. Das lässt sich nur verhindern, wenn die Gehaltsdiskussion in einem sehr guten Gesprächsklima stattfindet. Argumentiert der Angestellte gegen die Absage, ist Gelassenheit besonders gefragt. Sonst entstehen auf beiden Seiten Vorurteile, die für die weitere Zusammenarbeit schädlich sind. /