Medikations-Check per App |
01.07.2015 09:47 Uhr |
Von Anna Hohle / Doc Morris hat eine App für Mobiltelefone entwickelt, mit der Patienten ihre Medikation möglicherweise besser überschauen können. Ärzte oder Apotheker haben keinen Zugriff auf das Programm.
Die Versandapotheke Doc Morris will Patienten mit einer speziellen Software einen Überblick über die von ihnen eingenommen Medikamente bieten. Die sogenannte Mobile Pharmacy App für Mobiltelefone solle Menschen helfen, die viele Arzneimittel nehmen müssen, sagte der Doc-Morris-Vorstand Christian Franken in der vergangenen Woche.
Die Doc-Morris-App soll Patienten einen Überblick über ihre eingenommenen Medikamente geben – die Liste muss der Patient aber selbst anlegen und pflegen.
Foto: Fotolia/Ocskay Mark
In das Programm sollen Patienten jedes von ihnen eingenommene Medikament selbstständig eintragen, rezeptpflichtige genau wie rezeptfreie Präparate. Bislang können es nur Nutzer von Apple-Geräten kostenlos herunterladen.
Die App solle den Nutzer vor Wechselwirkungen warnen und über das Mobiltelefon an die Medikamenten-Einnahme erinnern, so Franken. Die Software werde kontinuierlich um neue Funktionen erweitert, beispielsweise um ein Adhärenzprogramm sowie die automatische Prüfung von Kontraindikationen auf Basis der Medikationshistorie des Nutzers. Patienten könnten die selbst erstellte Arzneimittelliste dann beim Arztbesuch vorzeigen, sagte eine Doc Morris-Sprecherin. Allerdings nur, wenn sie selbst daran denken: Einen automatischen Zugriff durch den Arzt oder den Apotheker soll es nicht geben. »Der Patient entscheidet, wem er seine Daten geben will.«
Ziel: Gesundheitsberater
Damit unterscheidet sich die Doc-Morris-App grundsätzlich vom Medikationsplan, wie ihn die Bundesregierung im Entwurf für das E-Health-Gesetz geplant hat. Diesen Plan soll ein Arzt erstellen, Apotheker können ihn um rezeptfreie Präparate ergänzen. Ziel ist, dass jeder Arzt, bei dem sich ein Patient behandeln lässt, Zugriff auf die Liste hat und so Wechselwirkungen oder Doppelverordnungen vermieden werden. Das Angebot soll auch verhindern, dass ältere Patienten mit Mehrfachmedikation wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen ins Krankenhaus müssen. Ab Oktober 2016 soll jeder Patient in Deutschland, der mehr als drei Arzneimittel regelmäßig einnimmt, Anspruch auf einen solchen Medikationsplan haben.
Trotz der offensichtlichen Schwachstellen des eigenen Produktes spricht Doc Morris von einem einmaligen Angebot. Die neue App biete dem Nutzer Services und Informationen. Doc Morris vollziehe damit den Wandel vom Arzneimittelhändler zum Gesundheitsberater. /