Zusammenarbeit unter Spezialisten |
02.07.2014 09:43 Uhr |
Von Stephanie Schersch, Berlin / Wer sich vernetzt, kann deutlich mehr erreichen als ein Einzelkämpfer. Daher sollten mehr Apotheker auf die Zusammenarbeit mit Kollegen setzen, finden Holger Gnekow, Enno Scheel und Alexander Schmitz. Die drei Apotheker aus Norddeutschland sind bereits eng vernetzt und diskutierten darüber auf dem Hauptstadtkongress in Berlin.
Gnekow ist Inhaber von drei großen Apotheken in Hamburg. Gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen betreibt er für seine Privilegierte Adler-Apotheke eine Internetseite, über die Ärzte, aber auch Patienten herausfinden können, ob die jeweilige Apotheke das gewünschte Arzneimittel am Lager hat. Den Patienten würden damit vor allem im Notdienst unnötige Wege erspart, sagte Gnekow. Er kann sich gut vorstellen, die Seite für weitere Apotheken zu öffnen. So könnten sich etwa alle Apotheken eines Notdienstbezirks über eine entsprechende Website miteinander verbinden.
Auf dem gleichen Stand
Vernetzung spielt auch in der Zusammenarbeit mit Pflegeheimen und Ärzten eine große Rolle. Um unerwünschte Arzneimittelinteraktionen möglichst zu verhindern, hat Gnekow das Portal Care-Connector ins Leben gerufen. Dort können Medikationspläne erstellt und hinterlegt werden, auf die das Heim, der behandelnde Arzt und natürlich die Apotheke Zugriff haben. »Alle sind damit auf dem gleichen Stand und reden über dieselben Daten«, so Gnekow. Damit verschwinde »das Bermuda-Dreieck zwischen Heim, Arzt und Apotheker«.
Gnekow schweben darüber hinaus spezialisierte Apotheken vor, ähnlich wie dies heute bereits bei den Ärzten der Fall ist. So sollten sich einzelne Apotheken etwa auf Rezepturen konzentrieren und die Herstellung für andere Betriebe übernehmen dürfen, forderte Gnekow.
Das sieht Scheel ganz ähnlich. Der Geschäftsführer der Firma Zytoservice und Präsident des Bundesverbands der Rezeptur-Herstellerbetriebe setzt auf ein Netzwerk spezialisierter Apotheker. Alle sollten dabei über ein Basiswissen und zusätzlich eine Spezialisierung etwa für eine Indikation verfügen. In Fachfragen könnten die Apotheker dann auf die Kompetenz des jeweiligen Kollegen zurückgreifen, so Scheel.
Auch Schmitz profitiert in seiner Apotheke Seepassage häufig vom Know-how anderer. »Wir müssen uns vom Bild des omnipotenten Apothekers in allen Spezialfragen verabschieden«, sagte er. Seine Landapotheke im niedersächsischen Dannenberg betreut mehrere Pflegeheime in der Umgebung und arbeitet dabei mit dem Blisterzentrum Multidos zusammen. Durch die Kooperation mit Zytoservice kann er einen Onkologen mit Krebspräparaten versorgen. Darüber hinaus beliefert Schmitz ein Krankenhaus, auch das ist nur durch Vernetzung mit den klinikversorgenden Antares-Apotheken möglich. Bei speziellen Rezepturen greift er zudem auf das Wissen von Gnekows Adler-Apotheke zurück.
Angst vor einer Apotheke light hat Schmitz dennoch nicht. Im Gegenteil: »Wir können durch die Vernetzung mehr Leistungen anbieten. Damit erweitern wir unser Angebot.« Die Versorgungskompetenz bleibe zudem trotz aller Vernetzung in der Apotheke vor Ort. /