Von der Apotheke zum Weltkonzern |
01.07.2014 13:13 Uhr |
Von Ulrike Abel-Wanek / Seit 175 Jahren steht der Name B. Braun Melsungen für Medizin und Medizintechnik.Angefangen hat alles mit einer kleinen Apotheke. Heute ist das Familienunternehmen ein Weltkonzern mit Milliardenumsatz.
Am 23. Juni 1839 kaufte Julius Wilhelm Braun die Rosen-Apotheke im nordhessischen Städtchen Melsungen und legte damit den Grundstein für den heutigen Konzern mit Niederlassungen in 61 Ländern und 50 000 Mitarbeitern weltweit. Mittlerweile stellt B. Braun unter anderem Spritzen, Nährlösungen und Pflaster her, aber auch Infusionspumpen und 3-D-Operationsgeräte. Mit der »Braunüle« ist der Firmenname als fester Begriff für eine Dauerkanüle in den Mediziner-Jargon eingegangen.
Das Privatunternehmen hat den Aufstieg zu einem Konzern mit Milliardenumsatz geschafft und will seine stabile Struktur nicht aufs Spiel setzen – in einer Zeit, in der sich in der Medizintechnik die Megafusionen und -übernahmen häufen. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der US-Konzern Medtronic seinen irischen Wettbewerber Covidien schlucken will – für die immense Summe von rund 42,9 Milliarden Dollar (31,7 Milliarden Euro). B. Braun Melsungen wird vom Fusionskarussell nicht erfasst und zeigt sich unbeeindruckt von solchen Transaktionen. Der Konzern sei aber ein wichtiger Konkurrent börsennotierter Unternehmen und werde ähnlich geführt wie ein börsennotierter Konzern, erklärt Analyst Stefan Wimmer vom Bankhaus Metzler in Frankfurt.
»B. Braun war und ist ein Familienunternehmen, in dem es auch Familienmitgliedern immer wichtig war, Verantwortung zu übernehmen und das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben«, sagt Firmenchef Heinz-Walter Große. Nach fast einem halben Dutzend Generationen von Brauns ist er der erste Nicht-Braun an der Spitze des Unternehmens. Groß geworden ist B. Braun vor allem unter Ludwig Georg Braun. Der frühere Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags stand bis 2011 rund 34 Jahre lang dem Unternehmen vor.
Foto: Fotolia/LianeM
Zu Beginn waren es noch etwa 3000 Mitarbeiter und rund 517 Millionen D-Mark Umsatz. Aber er baute B. Braun zu einem Konzern mit Milliardenumsatz und Zehntausenden Mitarbeitern aus. Seit 2011 setzt Große den Wachstumskurs seines Vorgängers fort. 2013 betrug der Konzerngewinn bereits über 315 Millionen Euro, das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Für 2014 prognostiziert der Vorstand ein erneutes Umsatzplus zwischen drei und sieben Prozent. Einer der größten Medizintechnik-Konkurrenten sitzt mit Fresenius ebenfalls in Hessen. Der Dax-Konzern aus Bad Homburg stellt Produkte für Dialyse, Generika oder auch Infusionslösungen her und betreibt Krankenhäuser und Dialysekliniken.
B. Braun gilt als guter und fairer Arbeitgeber, »Braunianern« wird ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl nachgesagt. Vor Jahren rang das Unternehmen seinen Mitarbeitern am Stammsitz Mehrarbeit ab, sonst sollte die Produktion nach Spanien verlegt werden. Der Zukunftssicherungsvertrag – die Mitarbeiter müssen bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten, dafür werden sie am Erfolg beteiligt, und betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen – läuft in diesem Jahr aus. Über einen neuen Vertrag wird verhandelt. /