Hilfe im Dschungel der Möglichkeiten |
30.06.2014 16:32 Uhr |
Von Laura-Virgilia Kirmse, Jena / Endlose Stunden des Lernens lassen während des Studiums kaum Zeit, sich mit den möglichen Berufsfeldern für Apotheker zu beschäftigen. Deshalb organisiert der Fachschaftsrat der Uni Jena in Zusammenarbeit mit der Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) jedes Jahr ein Diskussionsforum, bei dem Vertreter aus Industrie, Krankenhaus, Uni, Verwaltung und öffentlicher Apotheke über ihren Arbeitsbereich berichten.
»Manch einer mag es kaum glauben, aber es gibt ein Leben nach dem Pharmaziestudium«, so Dr. Anette Schenk vom Govi-Verlag, die den diesjährigen PJ-Informationsabend moderierte und den Gästen auf den Zahn fühlte. Wa-rum haben sich die Apotheker eigentlich für dieses Studium entschieden, und was haben sie danach gemacht?
Der Klassiker öffentliche Apotheke
Der Apothekerin Christiane Freesmeyer liegt die Leidenschaft für Pharmazie quasi in den Genen. Sie stammt aus einer Apotheker- und Ärztefamilie und war sich schnell im Klaren, später einmal Apotheken-Inhaberin zu werden. Sie berichtete von der hohen Verantwortung, die die Selbstständigkeit mit sich bringt und welche Aufgaben Apothekenleiter oder -angestellte zu bewältigen haben. Gerade der ausgeprägte Kundenkontakt und eine kompetente Beratung fasziniert sie an der Offizin. Einsatzbereitschaft und Interesse erwartet sie daher auch von ihren Pharmazeuten im Praktikum, die sich jedes Jahr zahlreich für eine Stelle in der Apotheke am Nollendorfer Hof in Jena bewerben.
Ab ins Krankenhaus
Diplom-Pharmazeut Robert Hüttner leitet die Apotheke des Waldkrankenhauses Eisenberg. Die kleine Krankenhausapotheke weist als einzige von den insgesamt 18 thüringischen Klinikapotheken keine Zytostatika-Abteilung auf. »Das ist aber nicht unbedingt ein Nachteil«, erklärte Hüttner. Er absolvierte nach seiner Approbation zusätzlich noch eine ökonomische Ausbildung, die ihm in den Bereichen Logistik und Warenwirtschaft zugute kommt. Die pharmazeutische Betreuung ist Hüttner zufolge auch in der Klinik sehr gefragt. Während der ärztlichen Visiten müsse man manchmal bei der Antibiotikamedikation Bedenken äußern und gleichzeitig Alternativen aufzeigen. Zudem sei eine adäquate Arzneimittelberatung zur optimalen Therapiefindung der Patienten für einen Krankenhausapotheker unerlässlich.
Keine Promotionspflicht in der Pharmaindustrie
Auch ohne Promotion kann es für Apotheker in der Industrie mit einem Job klappen. Das zeigte Sabine Piper auf, die als sachkundige Person bei Bayer Weimar tätig ist und dort für einen reibungslosen Herstellungsablauf bei zufriedenstellender Qualität verantwortlich ist. Die Industrie ist in der Regel stark durch das Arzneimittelgesetz, EU-Richtlinien und den Faktor Zeit reguliert. Praktikumsbewerber sollten daher vor allem belastbar, flexibel und breitgefächert interessiert sein. Doch Fleiß zahlt sich aus: Es winkt nicht nur ein attraktives Gehalt, sondern auch ein abwechslungsreiches Angebot von Prozessoptimierung bis hin zur Qualitätssicherung.
Arbeiten bei der Kammer
Der Geschäftsführer der LAKT, Danny Neidel, gab einen Einblick über die Aufgaben eines Apothekers im Verwaltungssektor. Die meiste Arbeit findet zwar im Büro vor dem PC oder am Telefon statt, aber auch viele öffentliche Veranstaltungen nimmt er wahr. Knapp 100 Fortbildungen werden im Jahr durch die Kammer organisiert. Ebenso kümmert man sich bei der Kammer um die Planung der Notdienste und Rezeptursammelstellen sowie um die Belange der Apotheker. »Wer diskussionsfreudig ist und Spaß an Rechtsfragen hat, dem wird ein derartiger Job gefallen«, betonte Neidel. Anlässlich des Diskussionsforums hat die LAKT eine Broschüre herausgegeben, in der sich Thüringer Apotheken in einem Steckbrief vorstellen, um neue Praktikanten auf sich aufmerksam zu machen.
Karriere an der Uni
Professor Dr. Gerhard Scriba vom Institut für Pharmazeutische Chemie in Jena wusste schon früh, dass er definitiv eine naturwissenschaftliche Laufbahn einschlagen wollte. Sein vielfältiges Interesse wurde dank des multidisziplinären Studienfachs Pharmazie vollständig abgedeckt. So dauerte es nicht lange und er nahm im Anschluss an die Approbation die Promotion in Angriff. Nach seiner Zeit als Stabsapotheker in einem Bundeswehrkrankenhaus verschlug es ihn als Postdoc in die USA. Schließlich schloss sich die Habilitation an und seit 1999 ist Scriba mit seinem Forschungsschwerpunkt Arzneistoffanalytik nicht mehr aus Jena wegzudenken. Scriba ging auf den Alltag eines Hochschullehrers ein und berichtete von den Anforderungen und Aufgaben eines Doktoranden am Lehrstuhl.
Abschließend vielen Dank an die LAKT und den Fachschaftsrat, die mit ihrer großartigen Planung und Umsetzung für einen gelungenen Abend sorgten. Sicherlich konnte damit den noch unentschlossenen Pharmazeuten die Suche im Pratikums-Dschungel wesentlich erleichtert werden. /