Pharmazeutische Zeitung online
WIPIG-Präventionstage

Suchtberatung in der Apotheke

26.07.2013  10:38 Uhr

Von Maria Pues, Nürnberg / Die Grenzen zwischen der sachgerechten Anwendung eines Arzneimittels über den Missbrauch bis hin zu einer Gewöhnung oder Abhängigkeit sind häufig fließend. Gespräche mit Betroffenen und/oder deren Angehörigen erfordern viel Fingerspitzengefühl.

Abhängig zu machen, ist zumeist keine Eigenschaft eines Wirkstoffs allein, auch wenn dieser das Potenzial dazu besitzt. Neben der Arzneiform spielen auch die Umstände eine Rolle, unter denen er verabreicht wird. Bei Schmerzpatienten erhöhten Opiate und Opioide üblicherweise nicht das Risiko eines Missbrauchs, sagte Dr. Ernst Pallenbach, Villingen-Schwenningen, am vergangenen Wochenende auf den Präventionstagen des Wissenschaftlichen Instituts für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG).

Der Apotheker zitierte eine Studie, nach der trotz steigender Verordnungszahlen die Zahl der Missbrauchsfälle abnahm. Retard­analgetika verursachen üblicherweise keinen »Kick«, Patienten erfahren die schmerzlindernde Wirkung ohne euphorisierende Effekte. Man dürfe ihnen diese Arzneimittel nicht aus Angst vor einer Abhängigkeit vorenthalten. Vorsicht sei aber geboten bei Patienten mit einer Sucht-Erkrankung in der Vorgeschichte. Gezielten Missbrauch durch Nicht-Patienten beobachte man bei Tilidin, Tramadol, Codein und Dihydrocodein. Jährlich rund 3000 gefälschte Tilidin-Rezepte allein in Berlin sprächen eine deutliche Sprache. Unter dem Einfluss von Tilidin könne es zu einem Gewaltrausch kommen, erläuterte Pallenbach. Er begrüßte die Entscheidung, diese Arzneimittel als Betäubungsmittel zu behandeln.

 

Anders bei Benzodiazepinen: Der Weg vom Gebrauch über den Missbrauch in die Abhängigkeit wird vielfach auch von Patienten beschritten. »Benzodiazepine werden nicht zu häufig verordnet, sondern zu lange«, sagte Pallenbach. So würden einmal begonnene Verordnungen in machen Fällen über Jahre oder gar Jahrzehnte fortgesetzt. Manchen Patienten sei das Benzodiazepin verschrieben worden, um Angstsymptome zu lindern, erläuterte Pallenbach. Nach Jahren der Dauer­anwendung nehmen Patienten es dann »aus Angst vor der Angst«. Auch wenn die Wirkung nachlässt, kann die unerwünschte muskelrelaxierende und sedierende Wirkung noch das Sturzrisiko erhöhen. Pallenbach plädierte dafür, auch bei alten Menschen die Indikation kritisch zu überprüfen und einen Entzug zu versuchen.

 

Offene Fragen schaffen Vertrauen

 

Bestimmte Arzneimittel als suchterzeugend zu verteufeln, sei jedoch kein Weg, um mit Patienten ins Gespräch zu kommen, erläuterte er. Noch weniger dürfe man Betroffene als (mögliche) Abhängige ansprechen, da diese dann eine Blockadehaltung einnähmen und das weitere Gespräch verweigerten. Pallenbach riet, den Kunden in eine freundliche Stimmung zu versetzen, indem man zum Beispiel dessen Präparate-Wunsch wiederholt. Eine offene Gesprächs­atmosphäre erreicht man weiterhin, indem man sich durch offene Fragen nach den Erfahrungen des Patienten mit dem Arzneimittel erkundige. Dann könnten auch mögliche Probleme zur Sprache kommen, die bei der Anwendung des Arzneimittels auftreten können – zum Beispiel die nachlassende Durchschlafförderung bei der Langzeitanwendung von Benzodiazepinen.

 

Dies erlaubt auch dem Patienten ein Nachdenken über den (möglicherweise unzureichenden) Nutzen und möglichen Risiken der Anwendung. So sei es mit der Zeit möglich, beim Patienten selbst den Wunsch nach einer Veränderung zu wecken, bei welcher man ihn weiter unterstützen kann, wenn er es wünscht. /

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