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Stuhltransplantation

Kotspende für Diabetiker

Datum 26.07.2013  10:38 Uhr

Von Sven Siebenand / Mikrobiom-Forschung wird immer wichtiger. Nachdem Patienten mit Clostridien-Infektionen bereits mit Spenderkot geholfen werden konnte, wollen Forscher nun auch bei Typ-1-Diabetikern die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen und damit bestenfalls die Zuckerkrankheit heilen. Auch wenn sich das Verfahren nicht besonders appetitlich anhört: Wenn es funktioniert, heiligt der Zweck die Mittel.

Auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Leipzig stellte Dr. Pieter de Groot vom Academic Medical Center der Universität Amsterdam das Verfahren genauer vor. Indem die niederländischen Ärzte Faeces-Lösungen von Gesunden in den Darm von Typ-1-Diabetikern übertragen, wollen sie den Autoimmunprozess bei dieser Erkrankung hemmen und damit den Untergang von insulinproduzierenden Betazellen aufhalten. De Groot informierte, dass die Zusammensetzung der menschlichen Darmflora offenbar mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen assoziiert ist, so auch mit Typ-1-Diabetes. Bei Erkrankten und Gesunden unterscheide sich das Mikrobiom deutlich in seiner Zusammensetzung. Man gehe davon aus, dass bestimmte Bakterien in der Bauchspeicheldrüse eine lokale Entzündung verursachen können, die dann den Autoimmunprozess in Gang setzt und letztlich zur Zerstörung der Betazellen führt.

Bei anderen Auto­immunerkrankungen konnte bereits gezeigt werden, dass Faeces-Transplantationen sicher und effektiv sind. Seit den 1950er-Jahren seien mindestens 500 Patienten weltweit mit Spenderkot behandelt worden, zum Beispiel um Clostridien-Infektionen zu heilen, sagte De Groot. In der DIMID-1-Studie sollen nun Typ-1-Diabetiker, deren Erkrankung seit wenigen Wochen bekannt ist und deren Betazellen noch eine Restaktivität aufweisen, mehrfach eine Faeces-Transplantation erhalten. Mit den übertragenen Darmbakterien wollen die Wissenschaftler den Autoimmunprozess stoppen und die Funktion der Betazellen aufrechterhalten. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten werden die Patienten dahingehend nachbeobachtet. Die Studie soll darüber hinaus Kenntnisse bringen, welche Bakterien an der Betazell-Zerstörung beteiligt sind und welche möglicherweise protektiv sind.

 

Faeces von gesunden Spendern

 

Faeces und Blut potenzieller Kotspender werden genau untersucht, erklärte de Groot. Der Stuhl wird zum Beispiel auf Parasiten, Clostridien, Salmonellen und Viren getestet, das Blut unter anderem auf Hepatitis und HIV. Zudem müssen die Spender einen Fragenbogen zur Medikamenteneinnahme und zu Reisegewohnheiten ausfüllen und werden einen Tag vor der Behandlung des Empfängers nochmals befragt, ob sie sich gesund fühlen. Auch müssen sie zum Beispiel beantworten, ob sie einen neuen Sexualpartner hatten oder aktuell gereist sind.

 

Am Tag der Transplantation bringt der Spender eine frische Stuhlprobe (50 bis 200 g) in die Klinik. Diese wird aufbereitet und in Lösung gebracht. Der Empfänger erhält eine Darmspülung. Danach werden ihm die fremden Faeces über eine nasoduodenale Sonde infundiert. Kurze Zeit später, so de Groot, könne auch der Empfänger wieder die Klinik verlassen.

 

Vielversprechende Tierversuche

 

Mit ersten Ergebnissen der DIMID-1-Studie ist de Groot zufolge 2014 oder 2015 zu rechnen. Die Forscher sind einigermaßen zuversichtlich, dass das Verfahren funktionieren wird. Tierversuche zeigten zum Beispiel, dass eine Beeinflussung der Zusammensetzung der Darmflora durch die Gabe von oralem Vancomycin bei Mäusen das Risiko für einen Ausbruch von Typ-1-Diabetes senken konnte. Der Optimismus der Wissenschaftler rührt wohl auch daher, dass Stuhltransplantationen bei anderen Erkrankungen ebenfalls erfolgreich waren. Bereits genannt wurden Clostridien-Infektionen. De Groot stellte zudem Ergebnisse einer Studie Amsterdamer Kollegen vor, wonach die Faeces-Transplantation von gesunden, schlanken Spendern die Insulinempfindlichkeit bei übergewichtigen Männern mit metabolischem Syndrom erhöhte. Weitere mögliche Einsatz­gebiete könnten chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarm-Syndrom oder sogar Multiple Sklerose sein. / 

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