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Docosahexaensäure

Möglicher Schutz vor Alzheimer

Datum 29.06.2010  14:10 Uhr

Von Elke Wolf, Frankfurt am Main / Was gut ist fürs Herz, nutzt auch dem Hirn. Der Volksmund scheint recht zu haben. Denn es verdichten sich die Hinweise, dass Omega-3-Fettsäuren die Entstehung von Morbus Alzheimer verzögern können.

Patienten mit Herzerkrankungen wird schon seit geraumer Zeit angeraten, zwei- bis dreimal pro Woche Fisch auf den Tisch zu bringen oder Fischöl in Kapselform zu substituieren. Die Empfehlung könnte sich demnächst auf Patienten ausweiten, die Gefahr laufen, an Demenz zu erkranken. Denn epidemiologische und klinische Studien legen nahe, dass Docosahexaensäure (DHA) oder Fischöl die frühen Phasen der Demenzprogression verzögern können. »DHA ist die wichtigste Omega-3-Fettsäure im Gehirn und damit essenzieller Bestandteil neuronaler Membranen. Kabeljau, Lachs und Makrele sind besonders gute Lieferanten«, stellte Privatdozent Dr. Donat Kögel die mehrfach ungesättigte Fettsäure auf einer Presskonferenz der Alzheimer Forschung Initiative (AFI) vor.

Für den Leiter der experimentellen Neu­rochirurgie der Universität Frankfurt am Main sind es die physikochemischen Ei­genschaften neuronaler Membranen, die eine Schlüsselrolle bei die Entstehung und Fortentwicklung der Alzheimer-De­menz einnehmen. Je höher die Fluidität der Membranen, desto besser der Schutz vor Alzheimer, so könnte man seine Erkenntnisse zusammenfassen. Im Rahmen eines durch die AFI geförder­ten Forschungsvorhabens zeigte Kögel an Zelllinien, dass DHA die Bildung des pathogenen Amyloid-beta (Aβ) reduzie­ren kann, indem es die Fluidität von Mem­branen erhöht.

 

Zur Erinnerung ein Blick zurück in die Pharmakologiebücher: Aβ ist ein Frag­ment eines höhermolekularen Vorläufer­proteins, dem Amyloid-Precursor-Protein (APP). APP unterliegt mehreren Stoffwechselwegen, nur im Krankheitsfall wird der Weg zum Aβ eingeschlagen. Physiologisch ist der α-Sekretase-Weg: Die α-Sekretase zerschneidet APP genau im Aβ-Protein-Abschnitt, sodass dieses keine Aggregate mehr bilden kann. Der lösliche sekretierte APP-Überrest (sAPPα) besitzt neurotrophe und neuroprotektive Eigenschaften. So stabilisiert es etwa die Calciumionen-Homöostase in Neuronen. Wird dagegen APP im β-Sekretase-Weg umgesetzt, entsteht das Aβ durch die Enzyme β- und γ-Sekretase. Zahlreiche Aβ-Moleküle lagern sich dann zu den charakteristischen Amyloid-Plaques zusammen.

 

Membranen brauchen Bewegung

 

Kögel: »Entscheidendes Kriterium der Zellalterung ist die nachlassende Membranfluidität.« Doch diese ist wichtig, um Sy­napsen in Zahl und Funktion zu erhalten. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie DHA erhöhen die Membranbeweglichkeit, dagegen stabilisieren Lipide wie Cholesterol die Membranen und machen sie eher starr.

 

Die Membranfluidität bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Verstoffwechslung des APP, erklärte Kögel. Ist diese hoch, wird auch die Bildung von neuroprotektivem sAPPα hochgefahren. »Dieses wiede-rum antagonisiert die Prozesse, die Aβ schadhaft in Gang gesetzt hat, also etwa die mitochondriale Dysfunktion und den vermehrten oxidativen Stress«, fasste der Experte seine Untersuchungsergebnisse zusammen. Und auch die Neurofibrillen, also die Alzheimer-typischen Ablagerungen aus hyperphosphorylierten Tau-Proteinen innerhalb von Nervenzellen des Gehirns, lässt sAPPα nicht unbeeinflusst. Nach den Ausführungen Kögels setzt DHA die Aktivität von Kinasen herab, die die Zusammenbündelung von Tau-Proteinen vermitteln. Einigen Studien zufolge lässt sich eventuell die Effizienz von DHA erhöhen, indem man die Fettsäure mit Antioxidanzien wie Vitamin C und E kombiniert.

 

Einen weiteren Wirkmechanismus, wie DHA seinen neuroprotektiven Effekt entfaltet, deckte vor wenigen Jahren ein US-amerikanisches Forscherteam auf. In ihrem Fokus stand das Protein LR11, von dem bekannt ist, dass es unter anderem Aβ abbaut und damit indirekt die Bildung der krankheitsauslösenden Plaques verhindert. Von Alzheimer-Patienten ist bekannt, dass sie niedrige LR11-Spiegel aufweisen. Die Wissenschaftler untersuchten in vitro an Neuronen von Mäusen, Ratten und Menschen und in vivo an Ratten, wie sich die Gabe von DHA auf die Produktion von LR11 auswirkt. Ihr Befund: DHA kurbelt die Produktion von LR11 erheblich an und kann auf diesem Weg die Bildung der pathogenen Plaques verhindern oder zumindest verzögern. / 

 

Quellen

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Pressegespräch: Neue Ansätze in der Alzheimer-Forschung. Alzheimer Forschung Initiative, Niederursel, 15.6.2010.

Ma, Ql., J., Omega-3 fatty acid docosahexaenoic acid increases SorLA/LR11. Neuroscience 52 (2007) 14299-307.

Lespérance, F., The efficacy of Omega-3 Supplementation for Major Depression: A Randomized Controlled Trial. J. Clin. Psychiatry online

 

Fettsäuren gegen Depressionen

Omega-3-Fettsäuren könnten eventuell auch zu einer Therapieoption für Menschen mit Depressionen werden. Das legt zumindest eine randomisierte kanadische Studie mit 432 Depressiven nahe, die im »Journal of Clinical Psychiatry« (10.4088/JCP.10m05966blu) veröffentlicht wurde. Die Teilnehmer bekamen über zwei Monate täglich entweder 1050 mg Eicosapentaensäure plus 150 mg DHA oder Placebo. Die Fettsäuren haben ähnlich effektiv gewirkt wie ein Antidepressivum, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Fazit.

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