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Allergien unterm Strich rückläufig

26.07.2013  10:37 Uhr

Von Ulrike Viegener / Allergien sind auf dem Vormarsch, das hört man immer wieder. Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) durchgeführte Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) konnte dies insgesamt nicht bestätigen. Die Asthmazahlen allerdings sind weiter angestiegen.

Das Ergebnis war eine Überraschung: Alle Allergien zusammengenommen ist in Deutschland bei Erwachsenen ein rückläufiger Trend festzustellen. Seit 1998 ging die Prävalenz um 4 Prozentpunkte von 32,7 auf 28,7 Prozent zurück.

Verglichen wurden die Daten der ersten DEGS1-Welle aus den Jahren 2008 bis 2011 mit den Daten des – ebenfalls vom RKI durchgeführten – Bundes-Gesundheitssurvey 1998 (BGS98). Der Vergleich dieser beiden Erhebungen ermöglicht jetzt erstmals eine Aussage zur jüngsten Entwicklung der Allergieprävalenz in Deutschland auf einer repräsentativen Bevölkerungsebene. Nach dem dokumentierten starken Anstieg von Allergien bis Anfang der 1990er-Jahre lagen bis dato für den weiteren Verlauf keine validen Daten vor.

 

Das Kollektiv der DEGS1 rekrutierte sich aus zwei Quellen: Stichproben des Einwohnermeldeamts wurden durch Teilnehmer des BGS98 ergänzt. Insgesamt nahmen 8152 Personen an der DEGS1 teil, 4193 Ersteingeladene und 3959 BGS98-Teilnehmer. 7238 Personen wurden untersucht und standardisiert interviewt, 914 wurden ausschließlich befragt.

 

Asthma-Zahlen steigen

 

Die Trendanalyse für einzelne Allergien ergibt ein differenzierteres Bild. Das Asthma bronchiale ist seit 1998 keineswegs auf dem Rückmarsch. Im Gegenteil: Hier wurde im 10-Jahres-Trend ein Anstieg – und zwar um 3 Prozent – verzeichnet. Vor allem bei jüngeren Männern ist eine deutliche Zunahme der Asthmafälle zu beobachten. Die Zahlen für Heuschnupfen, Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien waren dagegen stabil. Die Ergebnisse sind im Bundesgesundheitsblatt (doi: 10.1007/s0 0103-012-1652-7) veröffentlicht.

 

Seltener geworden – und für die insgesamt negative Bilanz verantwortlich – sind Urtikaria und Kontaktekzeme. Dass die Diagnose dieser beiden Allergien vor allem bei jüngeren Erwachsenen heute seltener gestellt wird, könnte mit der Reduktion von Allergenen zum Beispiel in Kosmetika und Modeschmuck zusammenhängen, heißt es in der Diskussion der Studienergebnisse. Aber es könne auch sein, dass die ermittelten Prävalenzen durch eine vermehrte Selbstmedikation mit inzwischen rezeptfreien topischen Cortisonpräparaten verfälscht werden.

 

Es besteht also kein Grund zur Entwarnung: Allergien sind nach wie vor zu den Volkskrankheiten zu rechnen. Die Lebenszeitprävalenz bleibt hoch. Laut der DEGS1 erkranken im Kollektiv der 18- bis 79-jährigen 8,6 Prozent im Lauf ihres Lebens an einem Asthma bronchiale. Für Heuschnupfen beträgt die Lebenszeitprävalenz 14,8 Prozent, für Neurodermitis und Urtikaria jeweils 3,5 Prozent, für Kontaktekzeme 8,1 Prozent, für Nahrungsmittelallergien 4,7 Prozent und für Insektengiftaller­gien 2,8 Prozent.

 

Bei einem knappen Drittel der erfassten Erwachsenen war mindestens eine der genannten Allergien bereits diagnostiziert worden. Im Vordergrund stehen Heuschnupfen, Asthma und Kontaktekzeme. Aktuell leiden laut der DEGS1 fast 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an mindestens einer Allergie, wobei Frauen (mit Ausnahme der Neurodermitis) häufiger betroffen sind als Männer.

 

Mehr Allergien in alten Bundesländern

 

Nach wie vor liegen die alten Bundesländer in puncto Allergien vor den neuen Bundesländern. Ursprünglich ging die Schere noch weiter auseinander, und es waren trotz hoher Luftverschmutzung in den neuen Bundesländern deutlich weniger Allergien zu verzeichnen. Seit der Wiedervereinigung haben die neuen Bundesländer aber »aufgeholt«. Das wird als wichtiges Indiz dafür gewertet, dass der Lebensstil bei der Entwicklung von Allergien eine wichtige Rolle spielt. Was genau die entscheidenden Lebensstilfaktoren sind, bleibt unklar. Im Verdacht steht vor allem eine »übertriebene« Hygiene und dadurch bedingt ein Mangel an infektiösen Reizen, der zu Imbalancen im sich differenzierenden Immunsystem führen soll.

 

Dazu passt auch die Tatsache, dass Allergien bei Menschen mit hohem Sozialstatus häufiger vorkommen als bei Menschen mit niedrigerem Bildungs-/Berufs- und Einkommensstatus. Damit tanzen Allergien aus der Reihe. Grundsätzlich tragen Menschen, die in ärmeren Verhältnissen leben, ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko, wie die DEGS1 ebenfalls gezeigt hat (lesen Sie hierzu auch DEGS-Studie: Je ärmer, desto kränker, PZ 23/2013). /

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