Infektionskrankheiten gestern und heute |
09.06.2015 15:27 Uhr |
Seuchen durch bakterielle Erreger wie Yersinia pestis oder Vibrio cholerae haben in der Vergangenheit Millionen Menschen dahingerafft. Die Hilflosigkeit, mit der man ihnen zunächst gegenüberstand, weckte jedoch in einigen Zeitgenossen den Forscherdrang.
So beschloss Gerhard Domagk als Soldat im Ersten Weltkrieg unter dem Eindruck von Cholera-Ausbrüchen auf den Schlachtfeldern, Medizin zu studieren, um sich mit den Infektionskrankheiten auseinandersetzen zu können.
Seine Arbeiten führten zur ersten großen Antibiotikagruppe, den Sulfonamiden, und wurden 1939 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet, wie Professor Dr. Ulrike Holzgrabe von der Universität Würzburg ausführte.
Ihr Vortrag über alte Seuchen und neue Antibiotika findet sich in PZ 23/2015 auf Seite 30. Die Professorin für pharmazeutische Chemie gibt darin einen Überblick über die historische Entwicklung verschiedener Seuchen wie Pest, Cholera, Syphilis und Tuberkulose. Deutlich wird: Seuchen haben die Menschheitsgeschichte geprägt, indem sie einerseits immens viele Opfer forderten, andererseits aber auch den medizinisch-pharmazeutischen Fortschritt voranbrachten. Das gilt nicht nur für die Entwicklung der Sulfonamide, sondern unter anderem auch für die des Salvarsans durch Paul Ehrlich und die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers durch Robert Koch.
Holzgrabe hebt jedoch auch hervor, dass Resistenzen gegen Antibiotika nie lange auf sich warten ließen. So sind zwar in letzter Zeit neue Wirkstoffe auf den Markt gekommen und es befinden sich weitere Substanzen in der Pipeline. Insbesondere gegen Problemkeime wie multiresistente gramnegative Bakterien fehlen aber potente Wirkstoffe. Um auf Dauer der Seuchen Herr zu werden, müssten daher Antibiotika mit neuem Wirkmechanismus entwickelt und gleichzeitig vorhandene Wirkstoffe optimal genutzt werden.