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Entzündungshemmer

Die Natur hat einiges zu bieten

09.06.2015  15:27 Uhr

Antiinflammatorische Phytopharmaka sind in der Apotheke immer ein aktuelles Thema. Oft erfahren die entsprechenden Präparate bei Patienten eine höhere Akzeptanz als Mittel mit synthetischen Wirkstoffen. Eine naturwissenschaftliche Sicht auf entzündungshemmende Naturstoffe präsentierte Professor Dr. Oliver Werz vom Institut für Pharmazie der Universität Jena.

Ob bekannte Pflanzen wie Teufelskralle und Weide oder eher unbekannte Vertreter wie Katzenkralle und Wilfords Dreiflügelfrucht: Viele Pflanzen werden seit Jahrhunderten in der Volksmedizin bei Entzündungen angewandt. Werz zufolge zeigen In-vitro-Untersuchungen, dass viele Phytopharmaka – wie NSAR – COX-Hemmer sind und dass sie teilweise – wie Glucocortiocide – den Transkriptionsfaktor NF-κB blockieren, einen »Generalschlüssel, um Entzündungen auf zellulärer Ebene anzuwerfen«. 

 

Demnach müssten sie durchweg hochwirksame Phytopharmaka mit entsprechenden Nebenwirkungen sein, was aber häufig nicht der Fall ist. Werz: »Die pharmakologische Relevanz dieser Befunde aus der Grundlagenforschung muss genau hinterfragt werden.« Das machte er an drei Beispielen deutlich.

 

So informierte Werz, dass positive Ergebnisse zahlreicher klinischer Studien die Wirksamkeit von Teufelskrallen-Extrakt bei verschiedenen rheumatischen Erkrankungen belegen. Die zugrunde liegenden Wirkungsmechanismen und wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe seien aber unklar. Das stelle die Rolle des vermeintlichen Leitsubstanz, des Iridoid-Glykosids Harpagosid, infrage.

 

Cortison-ähnliche Wirkung

 

Anders sieht es laut dem Referenten bei der Giftpflanze Wilfords Dreiflügelfrucht (Tripterygium wilfordii) aus. Sie enthält mit Triptolid und Celastrol zwei pharmakologisch hochwirksame Stoffe. Beide interagieren mit NF-κB und haben Glucocorticoid-ähnliche Wirkung. Die pharmakologische Relevanz sei gegeben, Pferdefuß daran sei aber das relativ hohe Nebenwirkungspotenzial.

 

Als Drittes nahm Werz Weihrauchharz-Extrakte unter die Lupe. Sie enthalten Boswellia-Säuren und werden seit mehr als 3500 Jahren in der ayurvedischen Medizin eingesetzt, zum Beispiel bei entzündlichen Erkrankungen. »Die klinische Erfahrung ist groß, aber die Studien entsprechen nicht dem in Zulassungsanträgen üblichen Design, zum Beispiel was Größe der Studie und Placebokontrolle betrifft«, machte der Apotheker klar. Daher gebe es in Deutschland bislang keine Zulassung als Phytopharmakon. »Das Nischendasein als Nahrungsergänzungsmittel finde ich sehr schade«, sagte Werz. Denn Boswellia-Säuren hemmen das Enzym mikrosomale PGE2-Synthase-1 (mPGES-1), das dem Referenten zufolge ein ideales Target für Entzündungshemmer darstellt. Denn dem Prostaglandin (PG) E2 wird eine Schlüsselrolle im entzündlichen Geschehen zugesprochen.

 

Wie Werz im Folgenden deutlich machte, sind auch Leukotriene (LT) an entzündlichen Erkrankungen beteiligt. Sie werden unter anderem durch die katalytische Aktivität des Enzyms 5-Lip­oxigenase (5-LO) gebildet. Bei der dualen Hemmung der Enzyme mPGES-1 und 5-LO handelt es sich dem pharmazeutischen Chemiker zufolge um eine Erfolg versprechende Strategie in der antientzündlichen Therapie mit geringen Nebenwirkungen.

 

Die Natur als Vorbild

 

Es seien bereits einige Naturstoffe als duale Inhibitoren der 5-LO und mPGES-1 identifiziert worden. Dazu zählen zum Beispiel bekannte Substanzen wie Curcumin und Hyperforin, allerdings auch bisher weitgehend unbekannte Stoffe wie Garcinol aus Garcinia indica (Kokum) und Embellin aus Embelia ribes (Falscher Pfeffer). Die letztgenannte Substanz ist laut Werz der potenteste bisher bekannte duale 5-LO/mPGES-1-Inhibitor, der selbst die Wirkung des stärksten synthetischen dualen Hemmers übertreffe. »Grundsätzlich kann die Erforschung der Wirkmechanismen antientzündlicher Naturstoffe immer auch wertvolle Ansätze für die Arzneistoffentwicklung liefern«, betonte Werz abschließend.

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