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MS-Therapeutika

Mehr Wirkung, mehr Risiko

Datum 08.06.2010  12:53 Uhr

In die Therapie der Multiplen Sklerose (MS) kommt Bewegung. Rund 15 Jahre nach der Zulassung der Interferonpräparate stehen gleich mehrere viel versprechende Substanzen in den Startlöchern. Sie sind deutlich wirksamer als die bisherigen Therapieoptionen – sie haben aber zum Teil erhebliche Nebenwirkungen.

Die Ärzte von MS-Patienten stehen vor schweren Entscheidungen: Die Wirkstoffe Natalizumab, Cladribin und Fingolimod können nach der aktuellen Studienlage die Schubrate im Vergleich zu β-Interferon zwar um 55 Prozent senken, wobei Natalizumab etwas besser abschneidet als die beiden anderen Substanzen. Alle drei Medikamente können aber schwere bis hin zu tödlichen Nebenwirkungen haben. Der Neurologe Professor Dr. Ralf Gold stellte deshalb die Risiken an den Anfang seines Vortrags zur MS-Therapie. Die Behandlung werde in den kommenden Jahren effektiver, aber auch riskanter, so seine Prognose. Ärzte sollten sich gut überlegen, ob und wann sie ihre Patienten auf die neuen Substanzen umstellten.

 

Der monoklonale Antikörper Natalizumab wird seit 2006 in der MS-Therapie eingesetzt. Das Biological blockiert die Integrin-Rezeptoren der Leukozyten. Es verhindert so, dass Leukozyten nicht mehr die Blut-Hirn-Schranke überwinden und ins Gehirn einwandern können. Dadurch wird die Entzündungsreaktion im Gehirn gebremst. Die klinischen Ergebnisse der Therapie sind überzeugend, gleichzeitig sind jedoch unter Natalizumab-Behandlung Fälle von Progressiver Multifokaler Leukenzephalopathie (PML) aufgetreten. Das Risiko liegt laut Gold nach zweijähriger Therapie bei 1 zu 700. Bei Patienten, die bereits zuvor immunsuppressiv behandelt wurden, ist die Gefahr noch größer. PML kann tödlich verlaufen.

 

Noch kurz vor der Zulassung stehen die oralen Therapeutika Fingolimod und Cladribin. Beide reduzieren die Lymphozytenzahl. Gold erwartet ihren Markteintritt noch in diesem Jahr. Neben der guten Wirksamkeit haben beide Medikamente ein patientenfreundliches Therapieschema. Cladribin wird einmal im Jahr in zwei fünftägigen Zyklen mit vier Wochen Abstand eingenommen. Cladribin ist bereits seit 1997 unter dem Namen Leustatin® zur Behandlung der Haarzell-Leukämie auf dem Markt. Fingolimod wird einmal täglich eingenommen. Die Wirkung tritt nach sechs bis acht Wochen ein. Jedoch traten auch hier, ähnlich wie bei der monoklonalen Antikörpertherapie, in den Zulassungsstudien bei beiden Medikamenten in den Verumgruppen Todesfälle auf.

 

Für die kommenden Jahre rechnet Gold mit weiteren neuen Medikamenten zur MS-Behandlung. Der monoklonale Antikörper Alemtuzumab hat sich in Studien als besonders wirksam für die Behandlung früher MS-Stadien gezeigt. Allerdings traten auch bei dieser Substanz erhebliche Nebenwirkungen auf, unter anderem Morbus Basedow und Morbus Werlhof. Alemtuzumab bindet an den CD-52-Rezeptor und tötet die Lymphozyten umfassend ab. Unter dem Namen MabCampath® wird die Substanz seit 2001 zur Leukämiebehandlung eingesetzt.

 

Etwa zur selben Zeit könnten mit Laquinimod und Dimethylfumarsäure (BG12) zwei weitere Substanzen auf den Markt kommen. Laquinimod ist ein Chinolinderivat und hat in Phase-III-Studien sowie im Tiermodell seine Wirksamkeit belegt. Es wirkt immunmodulierend und hat ein günstigeres Nebenwirkungsprofil als die Biologicals. BG12 wurde bislang zur Behandlung von Schuppenflechte eingesetzt. Laut Gold soll es die Demyelinisierung der Nervenzellen bremsen und gleichzeitig eine neuroprotektive Wirkung haben. Aus der Psoriasis-Therapie ist bekannt, dass es gastrointestinale Nebenwirkungen hervorruft.

 

Im Off-Label-Gebrauch wird seit einiger Zeit auch Rituximab in der MS-Therapie eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen MS-Präparaten wirkt der monoklonale Antikörper auf den CD20-Rezeptor der B-Zellen. Nach zwei Infusionen hält die Wirkung ein Jahr lang an. Rituximab wird seit 1998 als MabThera® zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Es hat ein sehr gutes Nebenwirkungsprofil. Laut Gold wird es aber auch in Zukunft keine Zulassung für MS erhalten, weil der Hersteller Roche dies nicht anstrebt.

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