Roter Teppich für Ärztenachwuchs |
26.05.2008 16:51 Uhr |
Roter Teppich für Ärztenachwuchs
Von Uta Grossmann
Die SRH-Kliniken werben mit einer bundesweiten Initiative um junge Ärzte. Wer seine Facharztausbildung in einem Haus des privaten Klinikbetreibers absolvieren will, soll über die fachliche Ausbildung hinaus intensiv betreut werden, ökonomisches Wissen erwerben und Hilfe bekommen, um Familie und Beruf zu vereinbaren.
Mit der »Initiative Neue Ärzte« will sich die SRH-Kliniken GmbH als attraktiver Arbeitgeber für angehende Ärzte präsentieren. Der private Klinikbetreiber mit Sitz in Heidelberg führt sieben Krankenhäuser in Baden-Württemberg und Thüringen. Dort sind 150 Assistenzärzte beschäftigt, weitere 25 Mediziner werden gesucht. Über Ärztemangel wird deutschlandweit geklagt: Immer mehr Fachärzte gehen ins Ausland, Krankenhäuser klagen über Nachwuchsmangel. Arztpraxen ballen sich in Großstädten, in Vierteln mit wohlhabender Bevölkerung, während auf dem Land händeringend Mediziner gesucht werden.
Ein Signal für den Wandel
Die SRH-Kliniken wollen nicht nur eigene Nachwuchssorgen lindern, sondern auch »ein Signal für den Wandel im Gesundheitswesen setzen«, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Michael Almeling, kürzlich bei der Vorstellung der Initiative in Berlin. Dem Arzt der Zukunft werde neben fachlicher Expertise auch unternehmerisches Verständnis abverlangt. Deshalb beinhaltet die Ausbildungsinitiative neben einer Facharztweiterbildung nach den Regeln der Landesärztekammern und einer Mentorenbetreuung durch einen erfahrenen Oberarzt nicht nur medizinische Zusatzqualifikationen wie Ultraschall, Strahlenschutz und Rettungsdienst, sondern auch die Schulung von Managementkompetenzen. Die angehenden Fachärzte erwerben Kenntnisse in Betriebswirtschaft, Medizincontrolling, Führungsverantwortung und Kommunikation - »auch und gerade im Umgang mit den Patienten, unseren Kunden«, so Almeling.
Ein weiterer Bestandteil des Konzeptes ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die SRH Kliniken vermitteln Plätze in Kindertagesstätten, -krippen und bei Tagesmüttern. Die Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen berücksichtigen den Schichtdienst in Kliniken. Viele Abteilungen bieten Teilzeitstellen an.
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Professor Dr. Axel Ekkernkamp, unterstützt die Initiative. Nach seiner Meinung haben die Krankenhausträger bei der Facharztausbildung »viel zu lange weggeschaut. Es war ja nicht die Aufgabe der Krankenhäuser, den ärztlichen Nachwuchs weiterzubilden. Dies wurde als Privataufgabe von Chefärzten gesehen«, sagte Ekkernkamp. Er begrüßte es, dass die SRH-Kliniken mit ihrem Vorstoß den Schwerpunkt auf den Arzt und seine Ausbildung legen.
Schließlich spielten Ärztinnen und Ärzte für die Erfolge in Diagnostik und Therapie und die daraus resultierende Patientenzufriedenheit eine große Rolle - »diese Erkenntnis muss sich in vielen anderen Krankenhausträgergruppen noch durchsetzen«, so Ekkernkamp mit Blick auf die vielfache Fokussierung auf Pflege und Verwaltung. Der Hamburger Medizinstudent Volker Bünz lobte die Initiative ebenfalls. Besonders die Managementkomponente habe es bisher überhaupt nicht gegeben, obwohl es für ein Krankenhaus doch wichtig sei, wirtschaftlich zu arbeiten. Deshalb müssten auch die Ärzte in ökonomischen Kategorien denken können.
Er hob auch die Unterstützung im Umgang mit den Patienten hervor: »Kommunikationstraining ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Arzt-Patient-Beziehung und damit für die Qualität einer Behandlung.« Das heiße für ihn auch zu lernen, wie er gerade schlechte Nachrichten einem Patienten einfühlsam überbringe.
Volker Bünz wird allerdings trotz seiner Unterstützung der Kampagne keine Bewerbung an die SRH-Kliniken schicken. Ihm wurde in seinem praktischen Jahr in der Schweiz eine Stelle angeboten, und so wird er nach dem Examen zu den vielen deutschen Medizinern gehören, die ihr Glück im Ausland suchen. »Das heißt aber nicht, dass ich nicht gerne nach Deutschland zurückkehren würde«, sagte er. Schließlich sehe er ja an der Initiative Neue Ärzte, »dass sich hier endlich etwas tut!«.
Hartmannbund legt Konzept vor
Auch der Ärzteverband Hartmannbund hat ein Konzept gegen den Ärztemangel vorgelegt. »Wir wollen der Politik ein wenig auf die Sprünge helfen«, sagte Verbandsvorsitzender Dr. Kuno Winn. Das Papier »Als Arzt LANDen« konzentriert sich auf die ländlichen Regionen Deutschlands, in denen vielfach Ärzte fehlen. Es entstand nach Gesprächen mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Das Konzept baut auf die Förderung von Medizinstudierenden, die aus potenziell unterversorgten Regionen stammen. Es liegt seit Ende Februar im Gesundheitsministerium. Der Hartmannbund erwartet nun Vorschläge zur Umsetzung.
In Sachsen hat Gesundheitsministerin Helma Orosz (CDU) vergangene Woche ein Förderprogramm für Medizinstudenten vorgestellt. Es soll die Bereitschaft der angehenden Ärzte steigern, sich in Gebieten Sachsens niederzulassen, in denen es an Ärzten mangelt. Die Studierenden erhalten eine monatliche Förderung. Im Gegenzug verpflichten sie sich zu einer Weiterbildung zum Facharzt und müssen für mindestens vier Jahre als Hausarzt in einer unterdurchschnittlich mit Ärzten versorgten Gegend Sachsens praktizieren in einer eigenen Praxis oder angestellt in einem Medizinischen Versorgungszentrum oder einer Vertragsarztpraxis. Wenn der Studierende seine Pflichten nicht erfüllt, muss er die Förderung zurückzahlen.