Therapie der Multiplen Sklerose |
18.05.2010 16:13 Uhr |
ABDA / Autoimmunerkrankungen sind eines der vier Schwerpunktthemen auf dem diesjährigen Internationalen Fortbildungskurs für praktische und wissenschaftliche Pharmazie in Meran. Ein Vortrag ist in diesem Zusammenhang der Therapie der Multiplen Sklerose gewidmet. Als Referent konnte Professor Dr. Ralf Gold, Direktor der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum, gewonnen werden.
Bei dieser Autoimmunerkrankung werden die Myelinscheiden von Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark von autoaggressiven Immunzellen zerstört. Die chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems verläuft meist in Schüben und führt mit der Zeit zu einer zunehmenden Behinderung. Die Symptome der Multiplen Sklerose (MS) sind vielfältig und können sich zum Beispiel in Sehstörungen, Gefühlsstörungen der Haut, Nervenschmerzen oder Muskellähmungen äußern.
Auch wenn die Multiple Sklerose heute noch nicht heilbar ist, kann ihr Fortschreiten verlangsamt und die Intensität der Schübe abgemildert werden. Bei ihrer Behandlung werden die Schubtherapie, die verlaufsmodifizierende und die symptomatische Therapie unterschieden.
Bei einem akuten Krankheitsschub ist in der Regel eine Corticosteroid-Hochdosistherapie indiziert, bei der über zwei bis fünf Tage hohe Dosen von Methylprednisolon verabreicht werden. Ist Cortison unwirksam, kann alternativ mit der Plasmapherese behandelt werden, bei der das Blutplasma der Betroffenen herausgefiltert und gegen eine Ersatzlösung ausgetauscht wird. Die verlaufsmodifizierende Therapie ist für die Dauerbehandlung vorgesehen. Sie zielt darauf ab, das Fortschreiten der Multiplen Sklerose zu hemmen. Mittel der ersten Wahl sind hier Interferon beta oder Glatirameracetat. Beide Substanzen wirken modulierend auf das Immunsystem und verringern nachweislich die Häufigkeit und Dauer von einzelnen Schüben. Allerdings kann es bei der Behandlung mit Interferonen zu verschiedenen belastenden Nebenwirkungen kommen. Gerade zu Therapiebeginn treten hier häufig grippeähnliche Symptome auf. Bessert sich der Krankheitsverlauf unter der Behandlung mit Interferonen oder Glatirameracetat nicht signifikant, bietet sich als Alternative der humanisierte Antikörper Natalizumab an. Weitere Optionen sind intravenöse Immunglobuline und bestimmte Immunsuppressiva wie Azathioprin und Mitoxantron. Zuletzt lassen sich auch viele Symptome medikamentös bessern. Dabei werden beispielsweise Arzneimittel gegen Spastik, Erschöpfung, Schmerzen und Blasenfunktionsstörungen verschrieben. Neben der medikamentösen Therapie können Begleitmaßnahmen wie Krankengymnastik die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen.
Da die Multiple Sklerose sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe zeigt, ist eine individuelle Prognose nicht möglich. Die verlaufsmodifizierende Behandlung sollte aber in jedem Fall so früh wie möglich beginnen. Nach einer mittleren Krankheitsdauer von 18 Jahren ist etwa noch ein Drittel der Betroffenen voll berufstätig oder arbeitet relativ uneingeschränkt im Haushalt.
Der Vortrag von Professor Dr. Ralf Gold ist für den 31. Mai von 15.30 bis 16.45 Uhr angesetzt. Das Faxformular für die Anmeldung zum Pharmacon Meran finden Sie im Serviceteil der Druckausgabe. /