Sirupe, Salben und geheime Schriften |
12.05.2006 17:12 Uhr |
<typohead type="3">Sirupe, Salben und geheime Schriften
von Constanze Schäfer, Leverkusen
Eine einmalige Sammlung italienischer Apothekenstandgefäße ist derzeit im Rheinland zu sehen. Die 83 liebevoll verzierten Gefäße stammen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert und umfassen die fast komplette Sammlung »I Vasi da Farmacia« der Bayer Italia.
Während der Antike und der ersten Hälfte des Mittelalters existierten keine Apotheken im heute vergleichbaren Sinn. Auch Klosterapotheken gab es noch nicht. Die heute bekannten Apotheken in Klöstern lassen sich ab dem 16. und 17. Jahrhundert nachweisen. Zur Trennung zwischen Arzt und Apotheker, die seit Friedrich II. gesetzlich geregelt wurde, kam es 1241. Zu diesem Zeitpunkt müssen auch die ersten apothekenähnlichen Einrichtungen bestanden haben. Meist boten die Apotheker ihre Waren damals in einfachen Hütten an, ähnlich den Ständen der heutigen Weihmachtsmärkte.
Mit der Entwicklung der Städte und dem Erlass entsprechender Medizinalordnungen errichteten Apotheker ihre Apotheken in Häusern. Die Entwicklung begann in Italien, vor allem in Venedig, das bereits 1258 eine Medizinalordnung hatte, und in Frankreich in der Gegend um Arles, Avignon und Marseilles. Die älteste deutsche Apotheke dürfte die Löwen-Apotheke in Trier sein.
Ab der zweiten Hälfte des Mittelalters erscheinen dann auf Holzstichen und später in der Malerei Abbildungen von Apothekengefäßen, teilweise sogar mit Beschriftung. Die Gefäße der italienischen Sammlung wurden für die Aufbewahrung von Simplicia und Composita verwendet. Neben den hier ausgestellten, für den täglichen Gebrauch konzipierten Gefäßen, gab es auch Schaugefäße, die bis zu zwei Meter hoch sind. Aufschlussreich, weil sie einen Hinweis auf den im Mittelalter und der frühen Neuzeit üblichen Arzneischatz geben, sind die Beschriftungen auf den oft mehrfarbig bemalten Keramiken. Meistens wurden Abkürzungen verwandt. Nicht nur aus Platzgründen, sondern um dem Nichtapotheker keine Hinweise auf den Inhalt zu geben.
Üblich war in den Apotheken die Verwendung lateinischer Begriffe, im Italien des 15. bis 17. Jahrhunderts hingegen war auch die italienische Beschriftung verbreitet. Syrupe, Latwergen, Wässer, Salben und Pillen sind typische Arzneiformen dieser Zeit.
Die Ausstellung der Apothekenstandgefäße zeigt Keramik aus den wichtigsten Produktionsstätten in Italien der damaligen Zeit. Zu sehen ist die Sammlung in Deutschland vom 23. April bis 28. Mai 2006 im Bayer Erholungshaus, Nobelstraße 37, 51373 Leverkusen, samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 11 bis 17 Uhr; der Eintritt ist frei.
Vom 22. Juni bis 3. September 2006 ist die Ausstellung im Kreismuseum Zons zu sehen, Schlossstr. 1, 41541 Dormagen.