Mikrobizide als schwache Hoffnungsschimmer |
02.05.2006 13:40 Uhr |
Mikrobizide als schwache Hoffnungsschimmer
PZ/dpa Die Hoffnungen waren groß bei den Delegierten der ersten Mikrobizid-Konferenz in Afrika. Immerhin wurden die »chemischen Kondome« von den Veranstaltern der Tagung im südafrikanischen Kapstadt als derzeit größte Chance im Kampf gegen Aids angepriesen.
Sechs große Tests zu Mikrobiziden, die als Gel in die Scheide gebracht werden, wurden vergangene Woche vorgestellt. »Wenn einer davon Erfolg hat, kann fünf Jahre später ein Präparat auf dem Markt sein«, warb Zeda Rosenberg von der Internationalen Partnerschaft für Mikrobizide (IPM). Die Betonung liegt allerdings auf dem Wort »wenn«.
Auf die Dringlichkeit einer neuen Präventionsmethode verwiesen Politiker wie Forscher. So berichtete Helen Rees, Leiterin einer Mikrobizid-Studie in Johannesburg, dass in Südafrika eine von vier Frauen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren HIV-positiv sei - aber nur einer von 14 jungen Männern. Mikrobizide gäben endlich auch Frauen ein Mittel zur Aids-Verhütung, betonte Lori Heise von einer US-Lobbygruppe. Sie stellte eine Umfrage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter 24.000 Frauen vor, die ein erschreckendes Ergebnis lieferte: Vergewaltigungen sind in Afrika weit verbreitet. »59 Prozent der Äthiopierinnen und 31 Prozent der Tansanierinnen wurden schon einmal vergewaltigt, oft vom eigenen Partner«, berichtete Heise. Kondome böten also keinen ausreichenden Schutz.
In Südafrika, wo mehr als fünf Millionen Menschen mit dem Aidsvirus leben, richtete sich die Hoffnung vor allem auf Mikrobizide - als Gel, Creme, Zäpfchen oder Vaginalring. Allerdings konnte auch nach 15 Jahren Forschung und trotz erfolgreicher Tierversuche kein Forscher mit einem zuverlässigen Mikrobizid-Wirkstoff aufwarten. Auch von den aktuellen Studien werde dieser Durchbruch nicht erwartet, gab Elof Johannsson zu, der einen Test mit fast 9000 Frauen in Südafrika leitet.
Mark Wainberg vom Aids Centre im kanadischen Montréal betonte, die Anpassungsfähigkeit von HIV, die die Suche nach einem Impfstoff erschwere, behindere auch die Entwicklung der Präparate, die den Aids-Erreger beim Eindringen in die Scheide blockieren sollen. »Ein effektives Mikrobizid müsste gegen alle elf bekannten HIV-Stämme wirken«, erläuterte der Wissenschaftler.
Rosenberg versucht derweil das Interesse aufrechtzuerhalten, das erstmals auch Pharmaindustrie und westliche Regierungen zeigen. »Wir machen stetige Fortschritte«, erklärte sie. »Weltweit sind 25.000 Frauen in Wirksamkeitsstudien. Von Impfstoffen sind wir viel weiter entfernt.«