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IQWiG

»Zentralbibliothek muss bleiben«

27.04.2016  08:58 Uhr

Von Christina Müller / Der Fortbestand der Deutschen Zentralbibliothek Medizin steht auf der Kippe. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) fordert nun in einem offenen Brief an die Politik die Erhaltung der auch für das Institut so wichtigen Institution.

Das IQWiG ist besorgt: Nachdem der Senat der Leibnitz-Gesellschaft im März Bund und Ländern empfohlen hat, die Deutsche Zentralbibliothek Medizin (ZB MED) nicht weiter zu fördern, sieht das IQWiG die Grundlage zur Erfüllung seines gesundheitspolitischen Auftrags in Gefahr. »Die wissenschaftliche Infrastruktur der ZB MED zur Sammlung und Erschließung der medizinischen Literatur sowie der Dokumentenlieferdienst sind entscheidend für die Arbeit des IQWiG«, schreibt Institutschef Professor Jürgen Windeler in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und andere politische Vertreter.

 

Weltweit einzigartig

Die ZB MED ist die zentrale Fachbibliothek für Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften mit Sitz in Köln. Mit rund 1,6 Millionen Büchern und Zeitschriftenbänden im Bestand ist ihr Fächerspektrum weltweit einzigartig. Das IQWiG hat dort nach eigenen Angaben im Jahr 2015 knapp 3500 Volltexte bestellt. »Grundlage unserer Gutachten ist die systematische Beschaffung wissenschaftlicher Fachliteratur, die zu einem Großteil aus Zeitschriftenaufsätzen besteht«, erläutert Windeler.

 

Durch den Wegfall der ZB MED werde die Arbeit des IQWiG wesentlich mühsamer und kostspieliger. Diese Bibliothek sei ein »verlässlicher Partner, der Bestellungen flexibel, zeitnah und zuverlässig abwickeln kann«. Derzeit sei keine andere Institution in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen. Aus diesem Grund appelliert Windeler an die Politik: »Wir bitten Sie daher dringend, dafür Sorge zu tragen, dass die zentrale medizinische Literaturversorgung erhalten bleibt.«

 

Bereits Anfang April hatte sich auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) in einer Stellungnahme für den Erhalt der ZB MED ausgesprochen. Aus Sicht der AWMF unterschätze der Senat der Leibnitz-Gesellschaft den Stellenwert solcher Bibliotheken. »Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufbereitung, Suche und Bereitstellung von wissenschaftlichen Informationen als Grundlage für wissenschaftliche Forschu­ng.«

 

Ohne die ZB MED würden Forscher noch stärker von kommerziellen Verlagen abhängig und erhielten außerhalb von Universitäten nur eingeschränkten Zugang zur aktuellen Literatur. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch die Literaturdatenbank des Deutschen Instituts für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) vor dem Aus stünde, ist laut AWMF der Erhalt der ZB MED »für alle wissenschaftlich und praktisch Tätigen im Bereich der Medizin essenziell wichtig“». /

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